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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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die Getränke. Er trug eine rote Fliege, aber kein Hemd. Auf Brusthöhe seines schwarz-weiß gestreiften Fells hatte er in schwarzen Lettern NEWS gefärbt. Als er ging, zeigte sich auf dem Rücken das Wort TIMES.
    Auf der Übertragungswand sagte jemand, dass die meisten unveränderlichen Kennzeichen nicht von Dauer seien, wenn man sich die Operationen leisten konnte. Aus diesem Grund plädierte er dafür, alle besonderen Kennzeichen, egal ob Mensch oder Chimäre, einmal jährlich amtlich erfassen zu lassen.
    Dann kam er zum nächsten Punkt: Die eingeschränkte Geschäftsfähigkeit von Menschen mit geistiger Behinderung und die Anwendung dieser Regelung auf Chimären.
    Neu war für Josi die Forderung, Chimären sollten in jährlichen Tests beweisen, ob sie noch genügend menschliche Intelligenz hatten, um die volle Geschäftsfähigkeit zu behalten.
    Sofort brach im Hörsaal und im Café ein Tumult aus. »Scheiße«, zischte jemand am Nebentisch.«
    »Und wer testet die reichen Säcke, die unser Land in den Abgrund treiben?«, rief ein Mann mit weißem Ziegenbart. »Ist das menschlich? Leute für einen Dollar die Stunde schuften zu lassen? Da ist ja jede Maus menschlicher.«
    Josi musste an Wilmershofen denken. »Da hat er recht.«
    »Der Mann redet Spam«, widersprach Ethan. »Das hilft der Chimären-Diskussion kein Stück weiter.«
    »Du redest Spam.«
    »Josi, es geht hier nicht darum, ob jemand noch das kleine Einmaleins auswendig lernen kann, sondern um deutliche Veränderungen im Gehirn.«
    »Was weißt du denn schon von Chimären?« Wütend zerrte sie an ihrem Halstuch. Die Kiemen brannten schon wieder. Ethan mit seiner juristischen Sachlichkeit ging ihr so was von auf den Keks. Nicht einen einzigen Chimären-Freund hatte er. Was wusste er schon davon, wie es sich anfühlte, wenn die Gesellschaft einem gerade einen kollektiven Arschtritt verpasste. Wütend blickte sie ihn an.
    »Bist du auch noch so cool, wenn du plötzlich zur Chimäre wirst? Ach nein, ich vergaß, du hast ja die Sonnenseite des Lebens gebucht: Kohle und attraktives Aussehen.«
    »Hey, für unser Geld kannst du mich nicht verurteilen, und für mein Aussehen kann ich nichts. Ich verstehe deine ganze Aufregung nicht. Honey.«
    Josi zog das Halstuch herunter. Sie hatte sein Honey endgültig satt. »Damit du es weißt, ich bin eine Chimäre. Kein niedlicher Delfin, sondern ein Haifisch. Bist du jetzt noch an mir interessiert?«

 
31
    Mittwoch, 22. Mai, Berlin:
    Die Sonne brach durch die Wolken und zeigte, wie blind die Scheiben in dem Arbeitszimmer im Laufe der letzten Monate geworden waren. Thomas Garden saß hinter seinem mit Büchern überfüllten Schreibtisch, schaltete die Telefonanlage auf Laut und wählte. Am Montag hatte die Sekretärin gesagt Doktor Antall sei erst am Mittwoch wieder zu sprechen. Garden war die Wartezeit wie eine Ewigkeit erschienen. Er räusperte sich. Für dieses Gespräch müsste er über seinen Schatten springen. »Thomas Garden hier. Können Sie sich noch an mich erinnern?« fragte er höflich.
    »Ja, natürlich. Die Seebestattung. Ich hoffe, es geht Ihrer Tochter gut? Wie hieß sie noch? Josefine?«
    Jetzt fühlte er sich noch unwohler. Antall war nicht nur ausgesprochen höflich, er besaß auch ein außergewöhnlich gutes Gedächtnis. »Danke, es geht ihr gut.«
    »Was verschafft mir die Ehre? Wollen Sie mir doch noch Berlin zeigen?« Antalls fröhliches Lachen drang an sein Ohr.
    »Ehm, ja, wir könnten einen historischen Spaziergang machen. Weshalb ich anrufe…« Er holte tief Luft und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. »Bitte nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich mit der Tür ins Haus falle. Wenn es ein neues Chimären-Mutagen…«, er schluckte, »oder ein mutiertes Chimären-Virus gäbe, und Josi hätte sich damit vor ungefähr drei Wochen angesteckt, könnte man das anhand von genetischem Material feststellen?«
    »Eine Blutuntersuchung genügt.«
    »Sie ist in den USA.«
    »Wie alt sind denn die Haare? Daran hatten Sie doch gedacht oder?«
    »Josi ist eine Woche nach der möglichen Ansteckung abgeflogen.«
    »An den Haarwurzeln könnte sich genügend genetisches Material befinden. Es käme auf einen Versuch an.«
    »Da ist noch etwas, worüber ich mich gerne mit Ihnen als Mediziner und Wissenschaftler unterhalten würde. Die Vorwürfe von FlashAC .«
    »Sie meinen Viren als Gen-Fähren, um gezielt neue Tier-Chimären zu kreieren.«
    »Kann das möglich sein?«
    »Wenn Sie mich nicht

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