2030 - Chimaerenblut
zwar nicht mehr geschwollen, tut dir aber bestimmt noch weh«, sagte sie mitfühlend.
»Was willst du?«, fragte Ethan argwöhnisch und zog eine Augenbraue hoch.
Mist, womit habe ich mich verraten? Da blieb nur Plan B, wie Josi in einem Strategiebuch ihres Vaters gelesen hatte. Gib ihm das Gefühl, es wäre seine Idee!
»Wenn ich dich störe, dann gehe ich besser wieder.«
»Nein, nein, du störst überhaupt nicht. Ich grüble nur über eine Seminararbeit.«
»Hey, kurz vor Samstagabend, und du hockst am Schreibtisch?«
Ethan zuckte mit den Schultern. »Hast du was Besseres vor?«
»Hm, ich hätte Lust, mich mit meiner Clique zu treffen – leider ohne Kathi«, sagte Josi gedehnt. »Die ist immer noch nicht wieder da.«
»Tut mir leid.«
»Das rechne ich dir hoch an. Ich weiß doch, dass du sie nicht magst.«
Er machte eine Mundbewegung als wollte er etwas erwidern und sah Josi an. »Und worauf wartest du?«, fragte er nach einer Weile.
Verdammt, er spielte das Spiel gerade umgekehrt mit ihr. Besaß er etwa dieselben Bücher wie ihr Vater? »Na ja, ich darf doch nicht ohne Bodyguard weg.«
Statt zu antworten lehnte Ethan sich entspannt zurück. Um seine Mundwinkel zuckte ein winziges Lächeln.
Josi spürte wie sie innerlich zu kochen begann, doch plötzlich hatte sie die Lösung. »Wenn du arbeitest, kann ich doch mit dem Bodyguard in die Stadt fahren! Oder?«
Ethan legte die Fingerspitzen gegeneinander. »Ein Bodyguard ist kein Chauffeur.«
»Schade.« Josi senkte den Kopf und drehte sich ganz langsam um.
»Warte! Ich könnte dich fahren. Das hier hat Zeit bis später.«
Sie hatte alle Mühe ihr Grinsen zu verbergen. Der erste Teil des Planes hatte funktioniert.
»Gut, in einer Stunde!«
Zurück auf dem Zimmer rief sie Lenka an, aber die steckte mit dem Kopf unter einem Auto und hatte ölverschmierte Hände, wie ihr Cousin sagte. Dann rief Josi in Kathis WG an. Cindy war am Apparat und versprach erneut die anderen zu befragen. Sie machten einen Treffpunkt aus. In zwei Stunden im Burger-Eck. Josi legte zufrieden auf. Erstmals hatte sie wieder Hoffnung. Lenka rief zurück. Sie wollte ebenfalls in zwei Stunden im Burger-Eck sein.
Doch als Josi Ethan den Treffpunkt unterbreitete, stöhnte er, ob sie sich nicht was Besseres vorstellen könnten. Er schlug das Pump Room Restaurant, North State Parkway , im historischen Stadtteil nahe der Gold Coast vor. Josi, die keine Ahnung hatte, dass dort der angesagte VIP-Treff superreicher Megastars war, die gepflegt essen gehen wollten, rief Lenka an, die sofort ablehnte. »Nicht mal, wenn Ethan zahlt.« So schicke Kleidung besäße sie gar nicht, um am Türsteher vorbei zukommen. Woraufhin Ethan einen Treffpunkt in der Rush Street vorschlug und anbot, vor Ort zu entscheiden: Bar oder Restaurant. Mit viel Mühe konnte Josi die anderen dazu überreden.
Schließlich einigten sie sich auf eine der wenigen gemischten Bars des Viertels, den Künstlertreff der Biggi -M- Galery . Die anderen Lokalitäten wollte Annak nicht betreten. Er meinte, dort sei es wie überall, wo Leute der Upper -Class sich zeigten. »Chimären sind in euren Kreisen die exotische Ausnahme oder gehören zur Performance«, sagte er und blickte dabei Ethan an.
Sie setzten sich an den einzigen freien Tisch in der Mitte des Raumes. Josi betrachtete die Bilder der Künstlerin. Sie weckten vor langer Zeit verschüttete Erinnerungen – erste Schritte eines Kindes; mit dem Fahrrad durch die Stadt; Freundinnen Kopf an Kopf für ein Pixi -Foto; eine Frau lesend mit hochgelegten Beinen, und der Garten so grün, dass es weh tat…
Sie tranken Prosecco und ließen sich Snacks reichen: Avocado-Käsecreme und Blätterteig-Häppchen. Josi bestand darauf, die gegrillten Käfer auszulassen.
Cindy versuchte mit Ethan zu flirten und ein Date klarzumachen. Er vertröstete sie mit einem höflichen Vielleicht.
Dann rückte Cindy mit Neuigkeiten raus. Irgendwem aus der WG war im Laufe des Nachmittags Harrys Nachname eingefallen. Harry Edward. Josi und Ethan recherchierten den Namen, fanden aber keinen Hinweis im SWeb . Weder in Vegas noch in New York oder Chicago.
Plötzlich tippte Ethan mit dem Zeigefinger aufs Display. »Ich glaub, ich hab den Knaben. Kann es sein, dass er nicht Edward sondern Edmund heißt?«
Cindy nickte.
Dumme Kuh! Josi hätte sie erschießen können.
»Harry Edmund betreibt in New York das Stripper Lokal Pussy-Cat «, trug er vor. »Hat auch was mit Mode zu tun. Ausziehen!«
Da
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