Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
204 - An Afras Ufern

204 - An Afras Ufern

Titel: 204 - An Afras Ufern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
Vom Netzwerk:
Gesicht von Tüchern und Sand befreite, arbeitete ihr Gehirn auf Hochtouren: Die Scorpocs hatten sich offensichtlich in der Mehrzahl an dem Kamshaa gütlich getan.
    Aber wie war es um Nabende bestellt? Fieberhaft versuchte sie sich ins Gedächtnis zu rufen, was der Allwissende ihr über das Gift dieser Tiere beigebracht hatte. Wenn sie sich recht erinnerte, konnte man mit einem Stich drei Tage überleben.
    Skorpenöl half gegen das Gift. Phillis atmete auf. Wie so viele von Iwaskos Tinkturen, hatte sie auch besagtes Öl in ihrem Lederbeutel dabei.
    Mit zitternden Händen wischte sie die letzten Sandkrümel aus Nabendes Gesicht. Seine Haut schimmert bläulich und seine Augen waren zugeschwollen. Er atmete schwer. Seine gesprungenen Lippen zuckten. »Wasser«, flüsterte er.
    »Gleich, Nabende, gleich! Ich muss erst die Stiche versorgen.« Phillis zog ihm sein schwarzes Gewand und das Hemd aus. Nabende stöhnte. Oberarme und Halsansatz waren geschwollen. Sie hob seinen Arm. Plötzlich fiel ein dunkles Etwas direkt vor Phillis zu Boden.
    Ein ausgewachsener Scorpoc! Er bohrte seine Scheren in den Sand und richtete seinen Hinterleib auf. Sein fast durchsichtiger Stachel starrte der Frau entgegen. Die griff blitzschnell nach dem Schwert und rammte es kurzerhand in den Leib des Tieres. Ein hässliches Knirschen war zu hören, mehr nicht. Die Scheren zuckten noch einmal und der Hinterleib kippte in den Sand.
    Phillis presste die Lippen aufeinander. Mit flinken Fingern untersuchte sie Nabende. Insgesamt entdeckte sie drei Stiche in den Achselhöhlen und in der Seite des Ministers. Nachdem sie sie mit dem Skorpenöl eingerieben hatte, zog sie ihn in den Schatten ihres Kamshaas. Sie gab Nabende zu trinken. Es dauerte nicht lange und er schlief ein. Seine Atemzüge hörten sich wieder regelmäßig und ruhig an.
    Nachdenklich schaute Phillis in die Ferne. Ihr war klar, dass Nabende so schnell wie möglich in das Lager der Dankar zurückkehren musste. Er brauchte die Heilkunst Iwaskos. Doch wenn sie ihn begleitete, würde ihr Vater sie nicht wieder fort lassen. Phillis ballte die Fäuste. Neben ihr schnaubte das Proviant-Kamshaa. Sie war nur noch eine halbe Tagesreise von der Stadt entfernt!
    Nein, ich werde nicht umkehren! Entschlossen stand sie auf.
    Sie löste die Lederriemen und Seile, mit denen Proviant und Waren auf dem Lasttier befestigt waren. Die Packen und Bündel rutschten in den Sand. Phillis kehrte zurück und kniete sich neben ihrem Reittier nieder. Innerhalb kurzer Zeit verknotete sie die Bänder an dem Sattel ihres Kamshaas.
    Schließlich packte sie Nabende und zerrte seinen schlaffen Körper auf das Tier.
    Der Mann erwachte. Überrascht schaute er Phillis zu, wie sie seine Hüften und Beine an den Sattel band. »Was hast du vor?«
    »Yamina wird dich ins Lager zurücktragen. Sie kennt den Weg besser als du!« Phillis bückte sich und fischte einen Wasserschlauch vom Boden.
    »Einen Teufel wird Yamina tun! Und was ist mit dir? Dein Vater wird mich umbringen!«, protestierte Nabende schwach.
    Aber die Tochter des Stammesführers grinste nur. »Es geht dir schon besser, du kannst wieder jammern!« Sie reichte ihm den Schlauch und das Fläschchen mit der Tinktur. »Im Sack am Gürtel findest du etwas zu essen! Bis heute Abend wirst du im Lager sein!«
    Bevor Nabende auch nur einen Ton sagen konnte, versetzte sie Yamina einen kräftigen Klapps. »Bring ihn heil nach Hause, altes Mädchen! Bis bald, Nabende!«, rief sie Tier und Reiter nach.
    ***
    Kisaayo
    Es war später Nachmittag, als die Gefährten den Gefängnistrakt verließen. Wie alle öffentlichen Einrichtungen von Kisaayo befand auch er sich im weißen Flachbau an der Stadtmauer. Sein Ausgang führte über einen kleinen Platz in den westlichen Teil der Stadt.
    Rulfan und Matt wurden von Wanja erwartet. Mit offenen Armen lief er auf sie zu, umarmte Rulfan und klopfte Matt auf den Rücken. »Ich bin so froh, dass ich das Tribunal davon überzeugen konnte, dass der kleine schwarze Mann für die Schlägerei verantwortlich war!«
    Matt sog hörbar die Luft ein. »Was?! Bist du verrückt geworden?« Er wollte auf dem Absatz kehrtmachen und die Sache klarstellen.
    Wanja hielt ihn am Arm fest. »Beruhige dich, Maddrax, dem Alten wird nichts passieren! Er ist zu alt für die Zwangsarbeit. Sie werden ihn morgen wieder freilassen! Glaub mir, das Tribunal wird ihm nichts tun! Sie wollen schließlich die Unruhen nicht noch schüren! Sie wollen nur, dass ihr die Stadt so

Weitere Kostenlose Bücher