2042 - Chaos in Para-City
„Wohin schon?" entgegnete K'rigan ärgerlich. „Zu Parkinson natürlich. Ich muss mit ihm reden."
„Kommt nicht in Frage", wies sie ihn ab. „Er ist vollkommen fertig. Heute Nacht hat er mehrere Installationen vorgenommen. Wie du weißt, nimmt er sich keine zwei oder drei Tage mehr Zeit, um sich zu erholen. Jetzt lässt die Wirkung der Drogen nach, und er ist vollkommen erledigt."
Sie zog die Tür auf, schlüpfte durch den Spalt in den Raum dahinter und schloss sie hinter sich. K'rigan zögerte kurz und drückte seine Hand gegen den Kontakt, konnte die Tür jedoch nicht öffnen. Engel hatte sie von innen verriegelt.
Während er überlegte, was der Grund dafür sein konnte, überfiel es ihn plötzlich, und er sah sich in einem verwirrenden Durcheinander von Lichtern, die ihn in einem chaotischen Durcheinander umtanzten. Verzerrte Gesichter rasten an seinen Augen vorbei, und eine 'drohende Stimme um hüllte ihn, ohne dass er verstand, was sie verkündete.
Erst allmählich beruhigte sich das Durcheinander, und das strenge Gesicht Justitias stabilisierte sich. „... verurteile ich dich wegen Mordes zum Tode", klang es aus ihrem formschönen Mund. „Du kannst wählen zwischen der Hinrichtung innerhalb von 49 Stunden oder dem Beitritt zur Arenaschule für ein Lepso-Jahr."
„Die Arenaschule", hörte er sich antworten. Die Bilder wechselten so schnell, als betrachte er einen Film, der mit entsprechend harten Schnitten versehen war.
Er kniete vor Laura, die bleich und ausgemergelt in dem von einem Antigrav gesteuerten Formenergiekissen saß und kaum noch in der Lage war, den Kopf zu heben. Bislang unbekannte Keime von fremden Welten zerstörten sie, und es gab nur noch eine kleine Hoffnung auf Rettung. Um die winzige Chance nutzen und eine mögliche Therapie bezahlen zu können, musste er ein Vermögen auftreiben. Nur damit ausgestattet, konnte er sie in der einzigen für diese Krankheit ausgestatteten Klinik behandeln lassen. Erschrocken fuhr K'rigan zusam men, als er die Stimme von Rune Karuga vernahm. „Was ist los mit dir, Riesenbaby?" rief der Intuitiv-Mutant. „Willst du ewig vor dieser Tür stehen bleiben? Gib es auf! Parkinson wird dir niemals verraten, was sich dahinter verbirgt."
Die Bilder verschwanden, und K'rigan hatte Mühe, sich an sie und ihre Inhalte zu erinnern. Ja, er hatte eine Schwester. Laura. Sie war von einer schweren Krankheit gezeichnet gewesen, als er sie das letzte Mal gesehen hatte. Er wusste nicht mehr, was aus ihr geworden war. Er konnte nur vermuten, dass sie auf Lepso geblieben war. „Wir müssen mit dir reden, Yonder." Der Telekinet schüttelte verwirrt den Kopf. Er wusste nicht, wie lange er vor der Tür gestanden hatte, und er hatte Mühe, in die Realität zurückzukehren. Je mehr es ihm gelang, desto intensiver wurde die Angst vor dem Gen-Tod. Er horchte in sich hinein, und er meinte Anzeichen von Schwäche ausmachen zu können. Wie anders als mit dem sich schleichend nähernden Tod war zu erklären, dass er sich plötzlich an Vergangenes erinnerte, was ihm zuvor nicht möglich gewesen war?
Karuga blickte ihn forschend an. Hinter ihm stand Engel, die den Raum hinter der Holztür inzwischen verlassen hatte, ohne dass er es bemerkt hatte. „Was ist los? Worüber?"
„Über Koo", antwortete sie. „Wir müssen etwas tun. So geht es nicht weiter. Tag für Tag putscht er sich mit Drogen auf. Er bringt sich um dabei." Sie hatte Recht. Ihr Anführer durfte seine Kräfte nicht länger verschleudern. Wenn sie ihn nicht daran hinderten, musste er zwangsläufig zusammenbrechen. Er mochte gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn Koo derartiges widerfuhr. Wie ein Kartenhaus würde ihre mühsam aufgebaute Machtposition in sich zusammenfallen. „Wo ist er?" fragte er. „Nebenan", antwortete Karuga. „Er wird gleich kommen."
Sie brauchten nicht lange zu warten. Schon wenig später öffnete sich die Tür, und Parkinson trat ein. Er sah nicht viel besser aus als vorher. Die unterschiedlich hellen Augen lagen tief in den Höhlen. Seine Kleidung war verschwitzt. Sogar Lucky schien erschöpft zu sein. Die Puppe ließ den Kopf hängen. Mit schleppenden Schritten ging der Para-Fürst zum Automaten und mixte sich eine Milch mit erhöhten Vitaminwerten. „Was ist los?" wandte er sich an seine Freunde. „Ist etwas passiert? Habt ihr mir irgendetwas zu sagen? Heraus damit."
„Es geht um dich", entgegnete K'rigan. „Wir machen uns Sorgen um dich, weil du Raubbau an deiner
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