2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
stärker, als ich es prognostiziere, dann könnte die globale Erwärmung im gesamten 21. Jahrhundert unter 2 °C bleiben. Geschieht dies, so mutmaßen die Wissenschaftler, ist die sich selbst verstärkende Erwärmung unwahrscheinlich. In meiner Prognose führen jedoch die CO 2 -Emissionen um das Jahr 2080 zu einer Höchsttemperatur von plus 2,8 °C. Dieser Anstieg liegt über dem Schwellenwert, den Klimawissenschaftler als noch sicher annehmen.
Es wird also spannend! Wird die Menschheit schneller umschwenken, als meine Prognose dies vorhersagt? Und wenn ja, wird das die Welt vor der Klimakatastrophe retten?
Der sich selbst verstärkende Klimawandel ist ein Prozess, bei dem die aktuelle Erwärmung in einer kausalen und nicht zu stoppenden Rückkopplungsschleife zu immer weiterer Erwärmung führt. Ein eindrückliches Beispiel ist das Auftauen des südlichen Rands der Tundra. Dadurch wird Methan, ein starkes Treibhausgas, freigesetzt, was zu höheren Temperaturen führt, die wiederum die Böden in der Tundra weiter auftauen lassen. Und dann geht alles von vorne los: mehr Methan, höhere Temperaturen, mehr tauende Tundra. Der Kreislauf endet erst, wenn die Permafrostböden der Tundra komplett aufgetaut sind. Wird dieser Kreislauf nicht durchbrochen, so befürchten die Forscher, könnte das Methan die globale Erwärmung durch CO 2 verdoppeln. Die sich selbst verstärkende Erwärmung ist anders als andere Probleme, da sie nicht zu stoppen ist. Fast nicht.
Sie kann gestoppt werden, wenn die Erde (insbesondere die Meere) so weit abkühlt, dass wir uns wieder im sicheren Bereich befinden. Das erfordert jedoch ungewöhnliche Maßnahmen. Zum Beispiel einen sehr starken »Kühlschrank«. 1
Die Tatsache, dass meine Prognose die Geschichte einer Welt erzählt, die sich sehr nahe am Abgrund bewegt, sehr nahe an der sich selbst verstärkenden Klimaerwärmung, sollte uns alle dazu bringen, mehr zu tun, als wir unter normalen Umständen zu tun bereit wären.
Meine eigenen Reaktionen
Wie habe ich eigentlich selbst auf meine Prognose der globalen Entwicklungen bis 2052 reagiert?
Zunächst einmal bin ich erleichtert. Es erfüllt mich aufrichtig mit Freude, dass der Weltuntergang nicht zu meinen Lebzeiten passieren wird. Noch nicht einmal der Himmel wird uns – hier im Neuen Norden – auf den Kopf fallen, bevor ich in die hoffentlich besseren, gerechteren und nachhaltigeren ewigen Jagdgründe eingehe (geschätzt um das Jahr 2030, dann bin ich 85). Die weltweiten Bedingungen in den kommenden 40 Jahren werden schwieriger sein, als sie sein müssten. Die menschliche Zivilisation wird jedoch nicht verschwinden, sie wird sich lediglich verändern. Die Reise führt in eine urbanisierte, mechanisierte und digitalisierte Welt, die ich nicht sehr verlockend finde. Untergehen wird die Welt nicht.
Einige der Landschaften jedoch, die ich so liebe, können unwiederbringlich verloren gehen – die Korallenriffe, die endlose unberührte Taiga, die Regenwälder mit ihrer Artenvielfalt. Sie fallen wahrscheinlich dem Menschen zum Opfer. Aber die Menschen selbst werden weiterleben.
Zunächst also verspüre ich Erleichterung. Die Zukunft sieht viel besser aus, als ich das in meinen letzten vier Jahrzehnten als berufsmäßiger »Bedenkenträger« befürchtet habe.
Meine zweite Reaktion: Habe ich recht? Wird meine Prognose eintreffen? Ist die Menschheit tatsächlich so dumm, nicht das zu tun, was völlig machbar ist, nämlich schon bald so viel Geld in die Hand zu nehmen und so viel Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen, dass die in den nächsten Jahrzehnten drohende Klimakrise abgewendet werden kann? So traurig es ist, ich fürchte, meine Antwort lautet: Ja, sie ist so dumm. Sie wird jede wirklich sinnvolle Handlung hinauszögern. Einfach, weil das im Interesse derer ist, die die Macht haben – demokratische Mehrheiten und das kapitalistische System. Ich hatte nur ein persönliches Motiv, dieses Buch zu schreiben: Eine Antwort auf die Frage zu finden, was mit meiner Welt zu meinen Lebzeiten geschehen wird. Ich habe meine Antwort so sorgfältig wie nur möglich erforscht und formuliert. Und ich bedauere, das sagen zu müssen: Ich nehme an, meine Antwort ist korrekt.
Sicher kann ich natürlich nicht sein. Meine Prognose ist viel zugespitzter formuliert, als dies in einer klassisch wissenschaftlichen Arbeit der Fall sein könnte. So sage ich, dass im Jahr 2042 8,1 Milliarden Menschen auf der Erde leben werden. Wissenschaftlich hätte ich mich
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