2056 - Invasion der Legion
Befreier drehte sich um und hielt plötzlich eine kleine Puppe in der Hand. Demonstrativ hob er sie ihnen entgegen; dabei wirkte sein Gesicht so entspannt, als ob er lächelte. Gleich darauf wandte er sich um und rannte in den Regen hinaus.
*
Als sie im Gleiter saßen und mit hoher Geschwindigkeit nach Südwesten flogen, wiederholte Startac Schroeder seine Frage. Der Regen trommelte gegen die Scheiben der Maschine; immer wieder zuckten Blitze aus den beinahe schwarzen Wolken. „Das Kind!" Marath schlug sich mit der Hand vor die Stirn. „Erinnerst du dich nicht? Es ist erst ein paar Stunden her. Die Bombe hätte es getötet, wenn wir es nicht gerettet hätten. Das könnte die Mutter gewesen sein!"
Ein Hologramm baute sich vor ihnen auf und machte sie darauf aufmerksam, daß vor ihnen eine Schlacht stattfand, bei der ganze Robotarmeen gegeneinander kämpften. Die Mutanten sahen es immer wieder aufblitzen und mußten nun erkennen, daß Energieschüsse und Explosionen waren, was sie für Gewitterentladungen gehalten hatten.
Trim veränderte den Kurs, um das Kampfgebiet in weitem Bogen zu umfliegen. Die Roboter interessierten die beiden nicht, und es war ihnen vollkommen gleichgültig, daß sie sich gegenseitig vernichteten. Ihnen war nur wichtig, daß sie nicht in die Kämpfe verwickelt wurden.
Das Holo änderte sich, und einige abstrakt wirkende Gebilde erschienen darin. Zugleich ertönte die Stimme, die schon mehrmals dazu aufgefordert hatte, den Planeten Chirittu zu verlassen.
Die Mutanten erwarteten bereits, die gleichen Worte wie zuvor zu hören. Doch sie irrten sich, denn nun ertönte eine ganz andere Nachricht. „Den Verlautbarungen der Führer der Astronautischen Revolution zufolge steht das eigentliche Landemanöver der Legion unmittelbar bevor. Daher fordern wir die Bewohner des Kontinents letztmals auf, keine Zeit zu verlieren und sich am Westlichen Orkanportal einzufinden. Laßt eure Toten im geheiligten Boden und nehmt nur mit, was ihr am Leibe tragen könnt. Interstellarer Fernverkehr wird im Anschluß nicht mehr stattfinden. Wir wiederholen ..."
Erschrocken hörten sie sich den Aufruf ein weiteres Mal an. Keinerlei interstellarer Fernverkehr konnte nur bedeuten, daß sie den Planeten Chirittu nach Ablauf der Frist nicht mehr verlassen konnten. Sie fragten sich, wann die Frist ablief, und Trim versuchte, den Gleiter bis zur Höchstgeschwindigkeit zu treiben. Tatsächlich gelang es ihm, die Maschine schneller zu machen.
Die Wolken rissen auf, und der Regen ließ nach. Startac blickte auf das Land hinaus, das von weiten Waldgebieten ebenso bestimmt wurde wie von darin eingebetteten, ausgedehnten Industrieanlagen. In vielen Bereichen wurde gekämpft, was deutlich an den aufblitzenden Energiestrahlern und nachfolgenden Explosionen zu erkennen war. Vor allem Industrieanlagen standen im Zentrum der Gefechte.
Der Terraner machte zahlreiche Gleiter aus, die den gleichen Kurs verfolgten wie sie.
Aufgrund der abgedunkelten oder spiegelnden Scheiben konnte er nicht sehen, wer die Insassen waren. Er ging jedoch davon aus, daß es Flüchtlinge waren, die zum Westlichen Orkanportal strebten.
Immerhin wurden die Flüchtlinge nicht von den Robotern angegriffen. Die Maschinen beschossen nur ihresgleichen oder Industrieanlagen; Flüchtlinge schienen nicht als Ziele zu gelten. Das bestätigte sich auch kurz darauf.
Als sie nämlich etwa zehn Minuten lang geflogen waren, wich Trim einem weiteren Kampfgebiet aus. In einem Gebirgstal mit sanft ansteigenden Hängen fochten verschiedene Gruppen von Robotern miteinander. Berge von Schrott, rauchende Trümmer und tiefe Krater zeugten davon, daß die Schlacht in dieser Gegend schon lange andauerte. „Vielleicht sollten wir das Tal überhaupt nicht durchfliegen", sagte Schroeder, „und allem aus dem Wege gehen, was uns aufhalten könnte."
Der Yornamer zeigte gelassen auf einen Konvoi von etwa zwanzig Gleitern, der nur etwa zweihundert Meter von ihnen entfernt war und unbeirrt seinen Kurs verfolgte. „Vor den Robotern sind wir sicher", meinte er. „Die in dem Konvoi würden einen anderen Kurs wählen, wenn es nicht so wäre."
Als wollte sie seine Worte Lügen strafen, raste wie aus dem Nichts heraus eine Rakete heran.
Sie streifte das Heck der Maschine, schrammte an ihr entlang und schleuderte sie herum.
Danach zog sie noch etwa hundert Meter weiter, bevor sie explodierte. Es war ein Irrläufer, der sein Ziel verfehlt und sie zufällig getroffen
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