2057 - Keifan, der Druide
hatte mich jemand danach gefragt? Oder meine Eltern, ich war ja auf der Wanderschaft gewesen. Wie gesagt, Trim und Startac, ich verstand nichts von Politik.
Die Revolution hatte ich nicht gewollt. Aber jetzt begann ich sie zu verachten, denn sie nahm mir meine Freiheit. Das einzig Gute an ihr war, dass sie Sangelie und mich zusammengeführt hatte. Sangelie wurde zu meinem Anker und ich zu ihrem. Unsere Liebe gab uns die Kraft, mit dem tagtäglichen Einerlei fertig zu werden. Aber die anderen...
Nach einem Jahr des Aufstands war auf der Route zwischen Couxhal und Chirittu noch immer nichts geschehen. Diese Fliegerei von einem Planeten zum anderen erschien uns so sinnlos, wie nur irgendetwas sinnlos sein konnte. Wenn man Corman darauf ansprach, verwies er jedes Mal darauf, noch nichts vom Revolutionsführer gehört zu haben; und solange er nichts von ihm hörte, flog er weiter.
Zwei Dinge wurden mir in dieser Zeit zur Gewissheit. Erstens war Corman ein Waschlappen, ein tumber Befehlsempfänger ohne Eigeninitiative und Zivilcourage, und zweitens gab es diesen Ruben Caldrogyn überhaupt nicht, oder er war mittlerweile längst im Kampf gefallen. Wir waren nur noch sechs Druiden. Zwei von uns hatten die Langeweile nicht mehr ertragen und sich selbst das Leben genommen. Wir hatten sie im Weltraum bestattet.
Das Potential der Astronautischen Revolution schien mittlerweile ausgeschöpft. Ich kann nur wiedergeben, was ich bei Gesprächen zwischen Caranesen und Maraniten belauscht habe. Demnach kamen keine neuen Welten mehr hinzu, der Funke sprang nicht mehr über, die Revolution gelangte nicht über die Cluster der Northside hinaus. Sangelie und ich waren zwei Verliebte auf einem Patrouillenschiff, nicht mehr. Wir verstanden nichts oder nur wenig von den Hintergründender Auflehnung und dem aktuellen Geschehen, soweit wir davon Nachricht bekamen. Aber natürlich sprachen wir über die Revolution, und wir waren beide der Ansicht, dass die Ritter von Dommrath auf Zeit spielten.
Die Ritter und die Legion achteten selbst bei ihren Angriffen auf die wichtigsten Stützpunkte der Revolution immer darauf, intelligentes Leben nach Möglichkeit zu schonen, soviel war aus den Unterhaltungen der Mannschaft der NO KAAKE herauszuhören. Und wenn diese Informationen - selbst wenn es nur Gerüchte sein sollten - vorlagen, musste das Schiff doch Hyperfunkkontakt zu den Zentren der Revolution haben, oder, Trim und Startac? Meist, so konnten wir erlauschen, kämpften Roboter gegen Roboter. Vernichtet wurde Material und nicht Leben. Vor dem Landemanöver der Legion auf einem Planeten der Revolution erhielten die Bewohner ausreichend Zeit, sich durch die Portale In Sicherheit zu bringen. Ihr erinnert euch, so war es auch auf Chirittu. Nicht einmal das Dommrathische Netz wurde in der Northside ein zweites Mal ausgeschaltet. Und das schien mir der intelligenteste Schachzug von allen zu sein: Alle wussten, dass die Ritter das Netz des aktivieren konnten, und alle sahen, dass die Ritter immer noch auf der Seite des Lebens standen, dass sie ihre Bürger auch dann noch liebten, wenn sie rebellierten.
Jedenfalls reimten Sangelie und ich uns das so zusammen, aufgrund der kärglichen Informationen. Wir hatten nur die Mannschaft als Informationsquelle, ansonsten waren wir blind und taub in unserem Gefängnis. „Die restliche Galaxis", sagte ich an einem Abend, den ich nie vergessen werde, zu Sangelie, „kann aus einer komfortablen Position heraus beobachten, was es einbringt, zu rebellieren; ob man dann mit der endlich erkämpften Raumfahrt besser dran ist als mit den Gesetzen und dem Frieden der Ritter."
„Wir stehen auf der falschen Seite, Keifan", sagte sie überraschend. Schließlich hatte sie sich vor mir an Bord dieses Schiffes begeben. „Wir hätten uns nie der Revolution anschließen dürfen. Wir hätten auf Couxhal bleiben sollen."
„Aber dort wären wir uns doch vielleicht nie wieder über den Weg gelaufen", protestierte ich. Sie bog ihren Rüssel. „Doch, Keifan, denn das war Schicksal. Schon unsere erste Begegnung auf Reyzer Ir. Wir mussten zusammenkommen und uns finden, denn ..."
„Was denn?" fragte ich. Sie strich sich mit der Hand über ihre hellblaue Kutte, über den Bauch. „Errätst du es nicht?" fragte sie neckisch. „Nein!" entfuhr es mir. „Du meinst... du bist ..."
„Schwanger, ja, Keifan. Ich werde ein Kind bekommen, ein Kind von dir." Ich sprang auf und lief zu ihr, setzte mich neben sie und umarmte sie fest.
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