2057 - Keifan, der Druide
das Dommrathische Netz zu benutzen. Und nun flog ich an Bord eines Raumschiffs, das eigentlich gar kein Raumschiff sein durfte wenn es nach dem Willen der Ritter von Dommrath gegangen wäre. Aber die Ritter traten überhaupt nicht in Aktion. Das Erlebnis des Fluges war riesig, aber noch bedeutender war das erneute Zusammentreffen mit Sangelie, wahrlich eine Fügung des Schicksals. Unsere Kabinen lagen nebeneinander, und als ich sie bat, nach dem Abendessen mein Gast zu sein, lehnte sie nicht ab. „Seit Reyzer II konnte ich an nichts mehr denken als an dich", gestand ich ihr. Zu meiner unendlichen Beglückung antwortete sie: „Ich auch nicht, Keifan." Das war viel mehr, als ich hätte erwarten können. An diesem Abend wurden wir beide zum erstenmal intim miteinander, nachdem wir uns mehrere Stunden lang unterhalten hatten. Es war ein Erlebnis, das ich euch nicht beschreiben kann, Trim und Startac. Es war überweltlich. Ich glaubte zehnmal oder mehr, in der Ekstase sterben zu müssen.
Und es wäre ein schöner, ein glücklicher Tod gewesen. Aber natürlich überlebte ich diese wertvollen Stunden des Glücks, ebenso Sangelie. Jetzt stand fest, dass wir uns liebten. Sie flüsterte mir tausend kostbare Dinge ins Ohr und ich hielt sie fest, ganz fest. Orkisme stand in einer Ecke und tat so, als sei er desaktiviert, aber seine leicht glimmenden Augen verrieten ihn. Er beobachtete uns heimlich. „Warum bist du an Bord gegangen, Sangelie?" fragte ich am frühen Morgen. Wir hatten die ganze Nacht über kein Auge zugetan. „Warum schon?" fragte sie zurück. „Weil ich die Herausforderung liebe und sehen wollte, wohin der alte Kahn fliegt."
„Im Grunde ging es mir auch so" bekannte ich. „Und als ich dich dann sah stand meine Entscheidung fest."
„Ich hätte nicht gedacht, dass die Raumfahrt mich so sehr langweilen würde", wechselte sie das Thema. „Ich hatte mir darunter immer das ganz große Abenteuer vorgestellt. Und nun dieser öde Flug, bei dem nichts geschieht. Das einzige Elektrisierende ist die Frage, wann der Kahn auseinander bricht." Vielleicht ist auf einem richtigen Raumschiff alles anders", gab ich zu bedenken. „Zum Beispiel auf den Schiffen der Legion, die wir auf Reyzer II gesehen haben."
Etwas später beschlossen wir, die Zentrale aufzusuchen und den Raumfahrern etwas über die Schulter zu blicken. Vielleicht ließ sich hier das eine oder andere Interessante beobachten. Corman saß in einem wuchtigen Sessel auf einem Sockel und gab Befehle. Als er uns eintreten sah, lächelte er und stieg herab. Der Rebell hatte nichts von seiner Freundlichkeit verloren. Er wies uns nicht aus der Zentrale, sondern gab bereitwillig Erklärungen. „Die NO KAAKE erhielt von Revolutionsführer Ruben Caldrogyn die Weisung, Patrouille zwischen den beiden Planeten Couxhal und Chirittu zu fliegen", sagte er auf meine Frage nach dem Ziel der Reise. Bei der Erwähnung des Namens Caldrogyn schlug er sich mit der rechten Hand gegen die Brust. Seine Verehrung für den Anführer des Aufstands musste grenzenlos sein. Ich fragte mich, ob er ihn überhaupt jemals gesehen hatte. Ruben Caldrogyn kam mir mehr als ein Phantom denn als eine reale Person vor. Ich fragte mich, ob es ihn wirklich gab. ,Aber ausgerechnet Chirittu, jene Welt, auf der ich meinen eigentlichen Durchbruch erlebte und an die ich die allerbesten Erinnerungen hegte! „Chirittu hat sich ebenfalls der Astronautischen Revolution angeschlossen", erläuterte der Kommandant. „Von dort werden zu beträchtlichen Anteilen die Steueranlagen geliefert, die man benötigt, um Schiffe wie die NO KAAKE flugtüchtig zu machen, Jeder Planet hat sich auf etwas anderes spezialisiert, denn natürlich existiert nirgendwo auf den Welten der Revolution so etwas wie eine Raumschiffswerft im eigentlichen Sinn. Das wäre viel zu gefährlich und würde uns verwundbar machen."
„Aber irgendwo müssen die Einzelteile doch zu Schiffen zusammengesetzt werden", meinte Sangelie. „Ja, sicher. Sie werden teilweise in Containern durch die Frachttransmitter zu Montagewelten geschafft. Dort entstehen aus zweckentfremdeten Baugruppen Raumschiffe mit einer Art Linearantrieb, mit schwachen Schutzschirmen und mit Großdesintegratoren als Bewaffnung."
„Also doch so etwas wie Werftplaneten", sagte ich. Corman lächelte und stieg wieder auf sein Podest. „Zerbrecht euch darüber nicht unnötig den Kopf, meine Freunde. Ich weiß, dass ihr euch langweilt, aber die Eintönigkeit des Bordlebens kann
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