2057 - Keifan, der Druide
die Zähne, wenn Startac oder Trim seinem Herrn und Meister zu nahe kamen. Die Jungmutanten ließen sich davon aber längst nicht mehr beeindrucken. Startac ging vor Keifan in die Hocke und legte eine Hand auf sein Knie. „Keifan", sagte er eindringlich. „Kannst du mich hören? Und verstehen? Falls ja, antworte bitte. Wir haben einige Fragen an dich."
Die Zimmerwände waren gut schallisoliert. Man hörte kaum die Stimmen und Geräusche der nebenan untergebrachten Caranesen. „Keifan!" wiederholte Startac. „Verstehst du mich?" Endlich hoben sich die Lider der großen schwarzen Augen, und der Druide von Couxhal atmete tief und heftig ein. Dann klärte sich sein Blick, richtete sich auf den Teleporter. „Startac ...", sagte er mit seiner tiefen, würdevollen Stimme. „Ja, ich erinnere mich wieder ..."
„Wir sind in Sicherheit, Keifan! Auf einem Planeten namens Stuurmond! Die Schiffe der Legion können uns nichts' mehr anhaben!"
„Das ist ... gut..."
„Für dich vielleicht, aber nicht für uns. Wir wissen immer noch nicht, wo wir uns befinden. In welchem Teil der Milchstraße stecken wir, Keifan?
Wie können wir wieder nach Hause kommen, nach Terra?" Keifan blickte ihn an, als ob er wieder in eine neue Verwirrung fallen müsste. „Terra?
Milchstraße?"
„So nennen wir unser galaktisches System", sagte Schroeder. „Die einflussreichsten Mächte sind derzeit die Liga Freier Terraner, zu der wir gehören, die Imperien der Gataser und Apasos auf der Ostseite der Galaxis und das arkonidische Kristallimperium unter Imperator Bostich.
Hast du nie von ihnen gehört?" Der Riese mit der Elefantenhaut machte eine verneinende, gleichfalls entschuldigende Geste. „Es tut mir leid, Startac, aber dies hier ist garantiert nicht eine andere Milchstraße. Dies hier ist das Land Dommrath. Von einer Liga oder einem Kristallimperium habe ich nie gehört, die anderen Begriffe sind mir ebenfalls fremd. In dieser Galaxis herrschen die Ritter von Dommrath." In diesem Moment stieß Trim Marath einen spitzen Schrei aus. „Was ist?" fragte Startac Schroeder. „Das Land Dommrath scheint also eine fremde Galaxis zu sein, aber deshalb gleich hysterisch werden ..."
Trim zitterte. Wie unter Qualen stieß er hervor: „Das Land Dommrath! Wir hatten es zwar schon mit Doppelstabrobotern zu tun, die einen Bezug zu Morkhero Seelenquell nahe legten, aber die Nennung des Begriffs Land Dommrath übertrifft selbst das noch. Meine Vision, erinnerst du dich nicht mehr daran? Jener dunkle Fleck im Universum, der Morkhero Seelenquells Heimat ist, sein Geburtsort, das Nirgendwo, das dieses Scheusal ausgespuckt hat. Hier ist alles voller Widersprüche, nichts hat Bestand, nichts ist, wie es scheint, und dennoch ge- 'horcht alles einer eigenen Gesetzmäßigkeit ..."
„Beruhige dich, Trim!" sagte Startac. Er packte ihn an den Schultern und rüttelte ihn. „Komm zu dir! Vergiss diese Vision!"
„Aber verstehst du denn nicht?" fragte Marath. „Dies könnte Morkheros Heimat sein, jeder unheimliche Ort, der ..." Der junge Mutant sprach nicht weiter. Er schluckte, bemühte sich um seine Fassung. Startac Schroeder wandte sich wieder an den Druiden von Couxhal. „Was oder wer ist das, die Ritter von Dommrath?" fragte er. Und Keifan begann eine Geschichte zu erzählen, die die ganze Nacht dauern sollte. Es war die Geschichte seines Lebens und einer langen Suche...
1.
Couxhal
(Jahr 1264 NGZ)
Ich wurde als der ganze Stolz meiner Eltern geboren, ein junger männlicher Druide auf dem Planeten Couxhal. Die Druiden von Couxhal sind überall im Land Dommrath geachtete Wesen. Meine Eltern leiteten die Druidische Klinik von Nirwai'Mangolem, am einzigen Transmitterportal des Planeten gelegen, dem Portal von Saroniahel. Ich wuchs wohlbehütet auf, hatte keine Geschwister, war der einzige Spross der Familie - aber mit einem Makel behaftet, über den ich mir erst geraume Zeit später klar werden sollte.
Zu dem Portal von Saroniahel reisten Dutzende Fremdwesen am Tag, die seltsamsten Gestalten mit den seltsamsten Krankheiten der ganzen Galaxis.
Meine frühesten Erinnerungen gingen dahin, wie meine Eltern den Kranken den Kuss gaben und sie so von ihren Gebrechen heilten. Nur selten kam es vor, dass sie keine Linderung wussten und am Abend, in unserer Wohnung, verzweifelt über ihre Misserfolge sprachen. Aber das waren Ausnahmen. Ich kannte sie nur als liebevolle und fürsorgliche Wesen.
Immer noch hatte ich keine Ahnung von jenem Makel.
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