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2057 - Keifan, der Druide

Titel: 2057 - Keifan, der Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Niemand, am wenigsten meine geliebten Eltern, fragte mich danach. Keiner stellte Tests mit mir an. Ich wuchs also heran und begann die Zivilisation der Druiden von Couxhal allmählich eher intuitiv zu begreifen. So etwas wie Schulen wie bei anderen Völkern des Landes Dommrath gab es nicht. Auch keine Heime, in die wir Kinder gesteckt wurden, um in die Geheimnisse der Druidenschaft eingeweiht zu werden. Meine Lehrer waren meine Eltern, und sie waren gute Lehrer. Nur eines bereitete ihnen großen Kummer, und ich verstand noch immer nicht, was es war.
    Die Zivilisation der Druiden von Couxhal, so lernte ich, war pflanzlich und naturnah geprägt. Technik existierte zwar - sie wurde vor allem von den Patienten der Druidischen Kliniken als Geschenk oder Bezahlung mitgebracht -, konnte das tägliche Leben aber nicht dominieren. Der wichtigste technische Gegenstand in meiner elterlichen Wohnung war ein alter, wunderlicher Dienstroboter, der auf positronischer Basis funktionierte. Er wurde Orkisme genannt und war in seinen Reaktionen völlig unberechenbar. Aber ich gewann ihn lieb. Denn er war lustig, wenn er versuchte, jegliches Problem immer wieder aus vollständig absurden Blickwinkeln heraus zu betrachten. Ich möchte sagen, er war zu meinem besten Gefährten überhaupt geworden, beinahe etwas wie ein Freund aus Fleisch und Blut. 'Orkisme, so berichteten meine Eltern, war das Geschenk eines alten Maraniten, der vor hundert Jahren und mehr nach Couxhal gekommen war.
    Seither befand sich der Roboter in Familienbesitz und war von jeder Generation an die nächste vererbt worden -leider in immer schlechterem Zustand. Dennoch blieb Orkisme stets „lebendig". Bald merkte ich, dass meine Eltern mich sorgenvoll musterten, wenn sie glaubten, dass ich es nicht sehen könnte. Ich zerbrach mir anfangs nicht den Kopf darüber, spielte lieber mit Orkisme oder schlich mich in die Klinik und lauschte den Erzählungen der Patienten, die dort gesund gepflegt wurden. Sie waren für mich der einzige Kontakt zur Galaxis. Raumschiffe gab es ja nicht, die Raumfahrt war von den Rittern von Dommrath schon vor Urzeiten verboten worden, und an das Transmitterportal durfte ich mich nicht heranbegeben.
    Und dann kam der Tag, an dem meine Eltern mich beiseite nahmen und mit ernstem Gesicht fragten, ob ich denn die Gabe nicht in mir spürte, das druidische Talent. Zuerst wusste ich nicht, was sie damit meinten - bis sie mich darüber aufklärten, dass alle Druiden über dieses Talent verfügten und erst damit in die Lage kamen, andere Wesen zu heilen. Sie saugten sich mit ihrem Rüssel an der Stirn des Patienten fest und verschmolzen gleichsam mit dessen Nervensystem. Sie erspürten die Krankheit und bekämpften sie intuitiv, ganz ohne Technik, nur dank ihrer Gabe. Ich müsse es mittlerweile spüren, wenn ich dieses Talent auch besäße, sagten sie. Sie sagten es nicht etwa vorwurfsvoll, eher besorgt. Und ich konnte in mich hineinlauschen, soviel ich wollte: Da war nichts Ungewöhnliches, das in mir schlummerte.
    Erst allmählich wurde mir klar, was das für mich bedeutete. Ein Druide ohne die Gabe das war kein vollwertiger Druide, das war überhaupt kein Druide. Auf meinen Wunsch hin ließen sie mich an einen Patienten heran, der nur leicht erkrankt war und an dem ich nichts falsch machen konnte.
    Ich wollte es genau wissen. Ich gab ihm den „Kuss", wie das Ansetzen des Rüssels an die Stirn genannt wird, und wartete darauf, dass etwas geschah.
    Ihr könnt es euch denken, Trim und Startac, ich spürte nichts. Ich versuchte krampfhaft, in den Erkrankten einzudringen, aber ich war wie ... blind!
    Taub und gefühllos. Und als ich den Versuch aufgab, war in mir eine Leere, wie ich sie noch nie gespürt hatte.
    Meine Eltern, beide geradezu überreich mit der Gabe gesegnet, versuchten mich zu trösten, aber das gelang ihnen ebensowenig wie Orkisme, der mich in seiner maschinellverdrehten, gänzlich undruidischen Art aufzurichten versuchte. So sagte er etwa, ich solle mich nicht quälen, sondern als etwas Besonderes begreifen. Ein Druide ohne die Gabe, das gäbe es selten. „Du weißt es ja ganz genau", antwortete ich dann schlechtgelaunt. Orkisme sagte: „Jeder Fehler hat auch seine gute Seite. Wenn dir die Gabe fehlt, hast du dafür ein anderes Talent, verstehen? Wir finden es gemeinsam heraus, Keifan. Mit der Gabe und dem Kuss wird Kontakt zum Nervensystem der Patienten aufgenommen. Der Druide stimuliert und lenkt die Selbstheilungskräfte des Kranken

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