2058 - Im Land Dommrath
umgehen.
Jedenfalls spürte Trim, wie Keifan mühelos in seinen Geist eindrang und darin langsam tiefer sank. Es war eine angenehme Erfahrung für Trim, es gab keinerlei Widernisse, alles war Harmonie. Nachdem Keifan in seine Innenwelt vorgedrungen war, kostete es Trim keinerlei Mühe, sich ihm anzupassen. Und es dauerte nicht lange, da bewegten sich beide in absoluter Synchronität.
Es war ein unglaubliches Erlebnis, das Trim in diesen Momenten beschert wurde. Es war als tauche er mit dem Druiden in bislang unbekannte Bereiche seines Bewusstseins vor. Und er erkannte, dass er bis zu diesem Zeitpunkt sich selbst ein völlig unbekanntes Wesen gewesen war. Es war keineswegs so, dass sein Ich plötzlich wie ein offenes Buch vor ihm lag, sein Unterbewusstsein sich ihm offenbarte und sein Über-Ich plötzlich in völliger Nacktheit vor ihm gestanden hätte. Nein, nein, so einfach war es nicht, und Trim hätte auch nicht einmal die verschiedenen Eindrücke benennen können, die er von sich selbst bekam. Er sah seine Innenwelt lediglich als eine Aneinanderreihung von verschlüsselten Landschaften, die nicht nur Weite in einer Ebene hatten, sondern auch Tiefe und Höhe und einander zusätzlich überlagerten. Stufe für Stufe. Schicht um Schicht.
Und er durchdrang sein Inner-Ich auf allen Ebenen, und je tiefer er mit Keifan vordrang, desto phantastischer wurden die Landschaften. Er sah Gebilde, die ihn an Wolkenformationen erinnerten, in die er Gesichter und Gestalten hineininterpretieren konnte ... Maskierte Gestalten aus seiner Erinnerung oder Facetten seiner eigenen persona? Das musste er sich fragen. Dann gab es gerade Linien und ebene Flächen, die gegeneinander rotierten, aber nicht miteinander kollidierten, sondern sich wirbelnd miteinander vermischten. Im mikroskopischen Bereich erwiesen sich solche Ebenen dann aber als poröse, unförmige und amorphe Gebilde. Trim hätte gerne gewusst, was die Linien und Flächen in Keifans Parapsychologie bedeuteten. Waren sie bloß Symbole, Versatzstücke für den logischen Bereich seines Gehirns? Die sich auf diese Weise seinem kleinen Verstand sichtbar machten? Visuelle Umsetzungen des Unverständlichen?
Trim vermochte es nicht zu sagen. Aber solange er Keifan bei sich wusste und seine Nähe wahrnahm, war ihm nicht bange. Er fürchtete nur eines, nämlich dass er losgelassen wurde, dass Keifan ihn fallen ließ und er sich im Labyrinth seiner ihm fremden, unbekannten Psyche verirrte, sich für immer darin verlor.
So, und das wurde Trim auf einmal klar, konnte man es umschreiben, wenn man den Verstand verlor. Aber Keifan war bei ihm. Eine feste, stabile Konstante im Ungewissen, wo nichts festen Bestand zu haben schien.
War diese aufgezeigte Instabilität ein Spiegelbild seines 'Gesamtzustandes? War er so labil? Unberechenbar? Gefährlich in weiterem Sinn? Unwägbar wegen des nicht fassbaren Psi-Potentials, dieser Macht von messbarer und dennoch unbekannter Größe, die in ihm schlummerte? Und wenn schon das Potential ein unbekannter Faktor blieb, war nicht wenigstens dessen Wesensart, seine Beschaffenheit zu eruieren?
Diese Gedankengänge erschienen Trim auf einmal so fremd wie seine eigene Geisteslandschaft. Er erkannte jedoch, dass es sich lediglich um Reflexionen des Druiden handelte, die sich durch die angestrebte Synchronität und die gerade erworbene Affinität auf ihn übertrugen. Sie beide waren in diesen langen Augenblicken eins. Gemeinsam erforschten sie seinen Geist und seinen Körper bis in die fernsten und winzigsten Formationen hinab, bis zu den genetischen Strukturen. Und Trim sah das alles in Bildern, die zu verarbeiten er imstande war. Diese Bilder waren zu seinem Selbstschutz da, als Schild gegen mögliche Übergriffe aus dem Dunkel seines psionischen Über-Ichs. Und dann kam der Nebel. Er war auf einmal überall. Ein konturloses Einerlei ohne Tiefe und Körper und doch so unendlich scheinend wie die endlose Weite seiner Seele.
Der junge Mutant hatte keine Orientierung mehr, keinen Halt, keinen Bezug zu seinem Tauchpartner Keifan. Trim kam sich auf einmal allein und verloren vor. Aber er war nicht wirklich allein. Etwas verdichtete sich um ihn. Nahm starke und stärker werdende Präsenz an. Er hoffte, dass dies auf Keifan zurückzuführen war, der den Kontakt zu ihm erneuert hatte. Aber was ihn umgab, ihn von allen Seiten her bedrängte und einhüllte, das war nicht der Druide.
Es war etwas durch und durch Fremdartiges - obwohl ein Stück von ihm. Er
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