2058 - Im Land Dommrath
gerne an. Ich heiße übrigens Startac Schroeder. Startac für Freunde." Sie sagte ebenfalls ihren Namen und stellte dann klar: „Da du keine Sons hast, sind unsere Möglichkeiten eingeschränkt. Nicht alle auf Mindandar denken so selbstlos wie ich. Aber wie wäre es mit dem Cusnachland? Dort gibt es umsonst genug zu sehen, dass dir die Augen übergehen werden - ge batsehe di viuriso?"
Startac Schroeder war mit ihrem Vorschlag einverstanden, und so zogen sie los. Aber kaum erreichten sie den Rand des Platzes, wo weniger los und es auch dunkler war, blieb Startac Schroeder stehen und blickte fasziniert zum Sternenhimmel empor, „Worum handelt es sich bei dieser großen, hellen Linse?"
„Das ist Kohagen-Pasmereix", antwortete Harim lapidar, denn sie wöllte das Interesse ihres Kunden nicht an diesem Objekt wecken.
Er hatte gefälligst an den süßen Verführungen des Lebens Gefallen zu finden. Aber Startac ließ nicht locker. „Ich nehme an, es handelt sich um eine Nachbargalaxis?" fragte er weiter.
Harim seufzte und fügte sich ins Unvermeidliche. „Ja, es ist eine Nachbargalaxis, rund 1,7 Millionen Lichtjahre vom Land Dommrath entfernt", gab sie Auskunft. Um weiteren Fragen zuvorzukommen, fuhr sie fort: „Es gibt dort keine Sterne mehr. Die gesamte Galaxis ist einst, lange vor unserer Zeitrechnung, zu einer Plasmawolke verschmolzen, die seitdem extrem leuchtet. Die Dommrathischen Verkünder bezeichnen das Objekt als Fanal des Krieges, weil diese Galaxis angeblich durch eine kosmische Auseinandersetzung vernichtet wurde. Die Verkünder sind auch der Meinung, dass die Nichteinhaltung der dommrathischen Dogmen unserem Land ebenfalls dieses Schicksal bescheren würde. Eine sehr weise Mahnung, wie ich meine."
Startac Schroeder konnte seine Augen nicht von dem faszinierenden Himmelsobjekt lassen. „Kaum zu glauben, dass dieses Schmuckstück durch einen Krieg entstanden sein soll", murmelte er verklärt. „Es erscheint als weitaus größer als der Mond über Terra, könnte ich mehr darüber erfahren?"
„Vielleicht", sagte Harim ausweichend. „Aber zuerst kommt das Vergnügen."
Sie drängte ihn eilig weiter, damit er die Freuden des Lebens kennenlernen konnte und auf andere Gedanken kam. Es ging ja nicht nur darum, ihn um seine Sons zu erleichtern, Harim war tatsächlich Fremdenführerin aus Passion - und keine Lehrerin. Cusnachland wurde als das „sündige Lichtjahr" von Mindandar bezeichnet. Was die Größe betraf, war die Bezeichnung leicht übertrieben, aber auf Sündiges stieß man hier soviel wie kaum woanders im Land Dommrath. Es hieß unter den Moralhütern, dass die Ritter von Dommrath dieses Vergnügungsviertel noch vor den Rebellen der Astronautischen Revolution auslöschen sollten.
Cusnachland bot aber jenem ein Übermaß an unvergesslichen Eindrücken, der nicht auf die Befriedigung körperlicher Bedürfnisse aus War - oder sie sich nicht leisten konnte. Allein die Fassaden der verschiedenen Etablissements, über die allerlei holographische Werbesequenzen abliefen, waren eine Augenweide; in manchen Fällen sogar phantasievoller und origineller als die Attraktionen, für die sie warben. Harim führte ihren Kunden durch die Menge der Schaulustigen, die aus allen Gegenden des Landes stammten. Das hier herrschende Gedränge war geradezu mörderisch, aber Harim vermied es, ihr Synthesizer-Kakophon einzusetzen - das wäre an diesem Ort nicht ratsam gewesen. Sie achtete jedoch vorsorglich darauf, dass ihr Startac Schroeder nicht abhanden kam.
Sie redete dauernd auf ihn ein. Durch Andeutungen und Umschreibungen machte sie ihm klar, was ihn hier erwarten könnte, wenn er nur ein paar Rathische Sons lockermachen würde. Aber Startac Schroeder sagte leicht angewidert: „Ich könnte mich nie überwinden, auch nur einen San in so fragwürdige Vergnügen zu investieren."
„Bist du denn überhaupt ein Lebewesen aus Fleisch und Blut, Startac?" rief Harim verzweifelt aus. Wieder streute sie ein paar Worte aus verschiedenen Sprachen ein. „Oder bist du ein gefühlloser Roboter?"
„Ich erwarte mir nur Attraktionen anderer Art, wenn ich eine fremde Welt aufsuche", sagte Startac. Mit „Attraktionen" umschrieb der Mindandarer alles, was verboten und jenseits der guten Sitten war. Aber schon Trim Marath hatte diese Bezeichnung für ganz legale Dinge verwendet und eigentlich Wissenswertes und Bildendes gemeint. „Das hier lässt dich also morsi, se loffkin, was?" fragte sie herausfordernd. Sie beschimpfte
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