2059 - Die Astronautische Revolution
Zahlen stimmten oder Propaganda waren, ob es sich um 10.000 oder 100.000 handelte, konnte keiner sagen, aber sie reichten aus, alle zum Schwindeln zu bringen. Dreißigtausend! Landro, Ruben und die anderen waren schon fast geneigt, die Bilder als Fälschung hinzustellen, vielleicht als eine besonders gut getarnte Werbekampagne oder eine Gambia-Vorführung, die sich ausgefuchst reißerischer Tricks bediente.
Doch brachten, mit einiger Verzögerung, schließlich auch die Nachrichtensender die Meldung, dass „die treuen und tapferen Truppen der Legion den Sieg über außergalaktische Aggressoren davongetragen" hätten, und das versetzte die Astronautische Loge in einen Zustand höchster Aufregung. „Ein goldener Käfig, genau wie Cikbust, Tockleia und Kartoll im Testament schrieben!" Palis Lappfinger standen waagrecht vor Entrüstung. „Stabil nach innen wie nach außen. Was stört, egal aus welcher Richtung, wird weggeputzt."
„Woher willst du wissen, dass die Besatzungen der Walzen nicht alles Leben im Land Dommrath vernichten würden, wenn uns die Legion nicht verteidigt hätte?" Reseta widersprach für ihr Leben gern. „Klar, oder sie hätten einige Unglück liche von uns entführt und ihnen Organe entnommen oder sie in einen intergalaktischen Zoo gesteckt ... Was liest du eigentlich zum Einschlafen?" neckte Amin. Ruben rieb sich die Spuren der langen, durchwachten Nächte aus den Augen. „Ich bitte euch, bleibt sachlich. Tatsache ist, dass die Ritter unsere - ihre - Galaxis hermetisch abschirmen. Ob das zu unserem Besten ist, sei dahingestellt."
„Irgend etwas muss vor langer Zeit geschehen sein, was sie zu dieser isolationistischen Position gebracht hat", mutmaßte Binte. „Und wenn wir bedenken, was für einen Aufwand sie betreiben, kann das keine Kleinigkeit gewesen sein."
„Wir sollten versuchen, ein Psycho gramm der Ritter zu erstellen", schlug Carnial vor, beide Blicke niedergeschlagen, um Ruben nicht in die Augen sehen zu müssen. „Was wissen wir von ihnen, nach welchen Schemata handeln sie gewöhnlich, warum sind sie so xenophob oder ..."
„... oder fremdenfeindlich", warf Landros ein, „was einen großen Unter schied macht ..."
„... oder schlichtweg paranoid?" fuhr Carnial fort. „Ich denke, das könnte nicht unwichtig sein, da wir doch, so, wie unsere Forschungen voranschreiten, in absehbarer Zeit ihren Weg kreuzen werden, oder nicht?" Amin beging Selbstmord, einfach so, eines heiteren Tages. Niemand hatte auch nur die geringsten Anzeichen bemerkt. Alle wussten, dass er Männer lieber hatte als Frauen, aber das war unter dem Licht von Rimbas Stern keine Seltenheit und läppchenzwinkernd toleriert. In seinem Abschiedsbrief erklärte er, den Druck der ewigen Geheimniskrämerei nicht mehr aushalten zu können. Er wolle lieber sterben, als in der ständigen Angst zu leben, er könnte in einer schwachen Stunde etwas ausplaudern. „Ich will kein Sicherheitsrisiko mehr sein", schrieb er, „und also lieber nicht mehr sein." Ydene sang bei seinem Begräbnis, und wessen Herz noch nicht gebrochen war, brach nun.
„Was sind wir, eine Revolution oder ein Kindergarten?" bellte Pali Hutebau, als bei der nächsten Versammlung alle die Läppchen hängen ließen.
Niemand antwortete ihm.
Ruben betäubte sich mit Arbeit. Carnial, die ihm ansonsten auswich, wo es ging, bestätigte die Tauglichkeit des Psi-Analysators, dessen Prototyp Einte und Pali fertiggestellt hatten. Ein Telekinet aus dem Volk der Gaus'L hatte sich bereitwillig als Untersuchungsobjekt zur Verfügung gestellt und im guten Glauben, er könnte dadurch galaktische Berühmtheit erlangen, stundenlang für sie mit bunten Bällen jongliert, ohne seine kurzen Hände zu Hilfe zu nehmen. „Ich habe mir überlegt, dass ein guter Ansatzpunkt die Portale wären", schlug Binte vor. „Ich meine, jede und jeder in der ganzen Galaxis benutzt sie. Außer dir, Caldrogyn, ich weiß schon. Aber könnte diese Abneigung nicht ebenfalls von Elonkun in dich eingepflanzt worden sein, gerade deswegen?"
„Gut gedacht!" lobte Ruben. „Natür lich, die Portale! Sie funktionieren eindeutig auf hyperenergetischer Basis. Falls wir dort auch Vorgänge im ultrahochfrequenten Bereich anmessen, also psionische Energien, sind wir einen bedeutenden Schritt weiter. Und wenn ihr schon dabei seid nehmt euch auch die Verkünderklausen vor!" Über lange Zeiträume überwachten sie auf Yezzikan Rimba und den benachbarten Planeten heimlich sowohl die Lokalportale als
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