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206 - Unterirdisch

206 - Unterirdisch

Titel: 206 - Unterirdisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn und Jo Zybell
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frösteln. »Sie werden von Frauen regiert.« Er schnitt eine angewiderte Miene. »Hütet euch vor den Enkaari. Sie fürchten nichts und niemanden. Nicht einmal den Tod.«
    ***
    Jarin hatte ein breites Grinsen in ihrem Gesicht. Sie freute sich immer noch über die Empörung der Priesterin. Nachdem Barah ihr einfach davon geritten war, ließ sich Arah über die Unart der Jugend aus. Jarin ritt an ihre Seite. »Sie hat wohl etwas Wichtigeres zu tun«, erklärte sie mit ernstem Gesicht.
    Arah schnaubte und warf der Jägerin einen vernichtenden Blick zu. Leider verbot es die Sitte, eine Priesterin alleine reiten zu lassen. So musste Jarin in der Nähe der verschnupften Arah bleiben. Aber immerhin redete diese kein Wort mehr mit ihr. Mit wütendem Fersenstoß zwang sie ihr Reittier schneller zu werden.
    Als sie die Ufer des Athi erreichten, war von der untergehenden Sonne nur noch eine glutrote Halbkugel im Westen zu sehen. Einen Speerwurf entfernt graste Barahs Tsebra vor dem Bambus und den Papyrusstauden, die das Ufer säumten. Von Barah keine Spur. Warum hatte sie ihr Tier abseits von den Koppeln gelassen?
    Jarin rutschte von ihrem Tsebra und schaute sich suchend um. Die Pfade, die zur Siedlung führten, waren verlassen. In der Ferne sah sie hier und da kleine Rauchsäulen aufsteigen.
    Hinter den Papyrusstauden rauschte der Athi. Jarins Blick wanderte hinüber zu Arah. Die Priesterin deutete wortlos nach oben. Jarin folgte ihrem Fingerzeig: Marabus kreisten über dem Fluss!
    Ein plötzliches Rascheln schreckte das grasende Tsebra auf.
    Eine Bewegung ging durch den Uferbewuchs. Instinktiv löste Jarin die Armbrust aus ihrem Waffengürtel. Hinter sich hörte sie Arah von ihrem Reittier gleiten. Die Frauen konzentrierten sich auf das Gebüsch. Aber kein wildes Tier, sondern Barah brach aus den Sträuchern. Aufgeregt blickte sie um sich. Als sie Jarin entdeckte, rannte sie auf sie zu. »Deine Armbrust! Ich brauche deine Armbrust!«, keuchte sie. Ein Ausdruck des Entsetzens lag in ihrem Gesicht.
    Jarin lief ihr entgegen, dicht gefolgt von Arah. »Was ist geschehen?«
    »Spenza!« Barah riss ihrer Gefährtin Waffe und Köcher aus den Händen. Ohne weitere Erklärungen kehrte sie um und bahnte sich einen Weg durch die Büsche.
    Jarin und Arah hefteten sich an ihre Fersen. Während sie ihr über den Strand folgten, sahen sie das Boot mit den Kindern.
    Dicht aneinander gedrängt hockten die Kleinen auf den Planken des Kahns und starrten in den Fluss.
    Einen Steinwurf davor spritzten Wasserkaskaden in die Höhe. Ein glänzender Leib wand sich aus dem Wasser: gefleckt wie ein Lepaard und groß wie ein junges Gnu! Ein Mochokida!
    Jarin wäre vor Schreck beinahe gestolpert. Die Riesenfische kamen einmal im Jahr vom Meer herauf, um im Athi zu laichen. Aber sie waren zu früh dran! Wollte das Tier das Boot angreifen? Und was war mit Spenza? Jetzt tauchte der Mochokida in die Fluten ab. Gleichzeitig hob sich ein dunkler Schopf aus dem Wasser.
    Jarin blieb wie angewurzelt stehen. »Bei allen Göttern! Spenza!«, flüsterte sie heiser. Der Woormführer hob einen Arm. In seiner Hand glänzte ein langes Messer.
    Barah stampfte inzwischen durch das kniehohe Wasser auf einen flachen Findling zu. Arah war dicht hinter ihr. Schwer atmend kletterten die Frauen auf den Stein. Barah holte einen der Giftpfeile aus dem Köcher und legte ihn auf die Armbrust.
    Arah schüttelte den Kopf. »Aus dieser Entfernung triffst du nicht mal ein Nilross!«
    Barah erwiderte nichts. Unbeirrt suchte sie ihr Ziel im Visier. Im Moment konnte sie nur Spenza ausmachen. Seine nassen Haare verdeckten sein Gesicht.
    Wie ein Besessener stach er mit seinem Dolch auf das brodelnde Wasser ein. Plötzlich schnellte sein Kopf in den Nacken. Er riss die Arme hoch und versank augenblicklich in den Fluten. Der Mochokida hatte ihn offenbar nach unten gezogen!
    Ein heftiger Schmerz durchfuhr Barahs Brust. Sie hielt den Atem an. Aus dem Boot drang das Weinen der Kinder an ihr Ohr. Neben sich hörte sie Arah seufzen. »Misch dich nicht länger in das Schicksal dieses Mannes ein!«, raunte sie ihr zu.
    »Sein Opfer wird die Götter milde stimmen, bis wir Athikayas Tempel gefunden haben!«
    Aber Barah dachte nicht daran, aufzugeben. Ihre Lippen bildeten eine schmale Linie. Die Armbrust lag ruhig in ihren Händen und ihr Finger schwebte über dem Abzug. Ihr Blick strich durch den Sucher über den Fluss.
    In diesem Moment durchstieß der gefleckte Kopf des Mochokida die

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