206 - Unterirdisch
belegt.
Wie selbstverständlich setzte sie sich hinter das Steuer des Gefährts. »Wir bringen Rulfan ins Haus meiner Mutter. Sie wird ihn pflegen, und wir fahren zu den Grabungsstätten.«
»Ich fahre mit dorthin«, krächzte Rulfan auf dem Rücksitz.
»Du brauchst jetzt eine gute Pflege«, sagte Matt. »Wir kommen da schon allein zurecht.«
»Ich sagte, ich fahre mit.« Rulfan richtete sich auf. »Noch bin ich am Leben, und noch tue ich, was ich will! Ist das klar?«
Matt seufzte tief. »Also gut.« Er gab Barah ein Zeichen. Sie zog die Brauen hoch und zuckte mit den Schultern. Matt warf die Maschine an.
Die Leute wichen auseinander, der Rouler setzte sich in Bewegung. Barah wendete das Dampfvehikel und steuerte es wieder aus der Ruinensiedlung hinaus.
»Was ist passiert?«, erkundigte sich Matt.
»Nach der Statthalterin ist nun auch die zweite des Bundes der Drei verschollen«, berichtete Barah atemlos. »Arah, die alte Priesterin.« Sie schluckte, und plötzlich sah Matt Drax Tränen in ihren Augenwinkeln schimmern. »Und mit ihr Spenza, der Woormführer. Spenza ist der Mann, an dem mein Herz hängt.«
Ihre Offenheit verblüffte Matt. »Was ist ein Woormführer?«, wollte er wissen. Barah erklärte ihm, dass es den Enkaari gelungen war, ein paar wurmartige Riesentiere zu zähmen, die sonst unterirdisch in der Wildnis lebten. Er verstand nicht alles, was sie ihm berichtete, doch er begriff, dass die wilden Riesenwürmer halbwegs intelligent sein mussten und in einer Art Symbiose mit dem Pilzsystem zu leben schienen.
Die Maelwoorms, so berichtete Barah, verfügten über Kauwerkzeuge, die es ihnen gestatteten, selbst Gestein zu zermahlen. Deswegen benutzten die Enkaari die Tiere für Erdarbeiten. Offenbar hatte die Priesterin des Volkes es sich in den Kopf gesetzt, eine alte unterirdische Tempelanlage auszugraben, wobei jener Spenza mit seinem zahmen Wurm wichtige Dienste zu leisten hatte. Und nun, so hatte Barah selbst eben erst erfahren, kehrten weder die Priesterin noch die Arbeiter aus dem Stollensystem zurück. Man befürchtete, dass sie wilden Woorms und dem Todesbett zum Opfer gefallen waren.
Inzwischen hatten sie den Rand des Ruinenwaldes erreicht.
Barah steuerte den Rouler einen Hang hinauf. Sie näherten sich rasch einem Felsmassiv. Wenig später, etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang, stoppte das Gefährt vor einem durch Balken gesicherten Stolleneingang. Etwa ein Dutzend schwarzer Männer und Frauen standen davor. Sie palaverten aufgeregt und gestikulierten wild.
Barah und Matt stiegen aus. Der Mann aus der Vergangenheit wollte seinem Gefährten vom Rücksitz helfen, doch Rulfan schob seinen ausgestreckten Arm zur Seite und kletterte aus eigener Kraft aus dem Rouler.
Inzwischen hatte Barah sich unter ihre Leute gemischt, um sich ein Bild von der Situation zu machen. »Ein altes Kupferbergwerk liegt hier unter der Erde, der Stollen dort führt tief hinein.« Sie erklärte Matt, was sie selbst eben erst erfahren hatte. »Unsere Priesterin Arah hat einen Spähtrupp hinuntergeführt, weil sie glaubte, über das Bergwerk an den unterirdischen Tempel zu gelangen und eine uralte Verbindung zum Fluss Athi zu finden. Sie hat Spenza als Woormführer verpflichtet, den Spähtrupp anzuführen.«
Das Wesentliche glaubte Matt zu verstehen. »Und was ist mit dem Spähtrupp und dem Woormführer geschehen? Ist ein Stollen eingebrochen?«
Barah schüttelte den Kopf. »Niemand hat etwas gehört. Sie sind einfach nicht zurückgekehrt. Ein dreiköpfiger Erkundungstrupp ist in das alte Bergwerk eingedrungen.«
Barah deutete zum Stolleneingang. »Meine Leute hören Schritte, vielleicht kommen sie schon zurück. Dann wissen wir mehr.«
Matt blickte sich nach Rulfan um. Neben Chira stand er an den Bug des Roulers gelehnt und stützte sich auf seinen Säbel.
Er tat so, als wäre er zu jedem Kampf bereit, und er tat es überzeugend.
Matt lief hinter Barah her zum Stolleneingang. Sie traten ein Stück hinein und lauschten. Tatsächlich näherten sich rasche Schritte, wenig später wurde Fackelschein sichtbar und drei schwarze Männer liefen das Gefälle herauf. Barah begleitete sie aus dem Stollen und ließ sich berichten.
»Alles lebt dort unten!«, keuchte einer von ihnen. »Die Wände, die Decke, alles! Es ist, als sei das Stollensystem ein großes gefräßiges Tier…!«
»Was redest du?!«, fuhr Barah ihn an. Ihr schwarzes Gesicht nahm eine schmutziggraue Färbung an.
»Es ist, wie er sagt«, beteuerte ein
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