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2065 - Mission Hundertsonnenwelt

Titel: 2065 - Mission Hundertsonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unter zwei oder drei Artgenossen halb begraben waren. Ein einziges Stöhnen aus tausend Sprechorganen war zu hören. Stielaugen pendelten und schwankten, Pseudopodien griffen orientierungslos in die Luft. „Ich helfe euch!" rief Bruno. „Ich hole Rettung! Haltet aus!" Er musste wieder über einige Artgenossen hinwegklettern. Dann hatte er freie Bahn. Bruno begann auf seinen mittlerweile einigen hundert Beinchen stramm zu marschieren, dann zu laufen. Der Gedanke an neuen Vurguzz beflügelte ihn. Es war wie eine Droge, ein Magnet, der ihn zu seiner Fabrik hinzog, die fünf Kanister im Schlepp.
    Er lief, er rannte. Er trotzte allen Schmerzen und dem Kraftwerk in ihm. Er dachte nur an Vurguzz und verschwendete keinen Gedanken daran, dass er ja überhaupt nichts dabeihatte, um eine größere Menge des Getränks zur Siedlung zu bringen. Die fünf Kanister waren lächerlich bei der Masse der durstigen Matten-Willys. „Ich tue es für euch, Freunde!" hechelte Bruno im Laufen. Dabei wusste er es viel besser, auch wenn er es sich selbst nicht zugab. Es ging in diesen schlimmen Momenten um ihn, um seine eigene Rettung vor dem tiefen Fall in allerschlimmste Verzweiflung.
    In absoluter Rekordzeit erreichte er seine Fabrik und sah als erstes, dass die Tür offen stand. Bruno erschrak fast zu Tode. Er bremste, fuhr Stielaugen aus und lugte nach allen Richtungen hin. Er sah weit und breit niemanden, also war der Einbrecher entweder längst über alle Berge, oder aber er steckte noch in der Fabrik! Bruno kroch langsam zu dem Verschlag, bis er neben der halboffenen Tür war. Dann fuhr er sein Stielauge weit aus und sah hinein. Nichts. Kein lebendes Wesen konnte er entdecken. Aber dafür etwas anderes, das mindestens genauso schrecklich war. „Neiiin!" kreischte der genialste aller Matten-Willys. Es war furchtbar, noch furchtbarer als auf den ersten Blick zu erkennen. Bruno schob sich, am ganzen Leib zitternd, durch die Tür und übersah erst jetzt das ganze Ausmaß der Zerstörung. Welche Ungeheuer hatten hier gehaust!
    Die Bottiche waren umgekippt, die Regale ausgeräumt und die Maschine im Mittelpunkt der Anlage demoliert. Röhren waren verbogen, Verbindungen getrennt und die wertvolle Einspritzpumpe, das Herz der ganzen Anlage, auf einen Blick unbrauchbar gemacht. Bruno zitterte noch mehr, sein Plasmakörper schwabbelte, und bittere Tränen tropften von seinem Stielauge auf seine Haut. „Wer hat das hier getan?" rief er anklagend aus. „Welcher Verbrecher ist das gewesen?" Ein Fremder? Welcher Fremde konnte von seiner Fabrik wissen? Die Posbis? Welches Interesse hätten sie an einer Zerstörung haben sollen?
    Bré Tsinga? Der Gedanke erschien Bruno so abwegig, dass er ihn erst gar nicht weiter verfolgte. Bré, seine Freundin, war das bestimmt nicht gewesen. Aber wer dann? Die anderen Matten-Willys! Sie mussten ihm schon vor dem Gelage hierher gefolgt sein, obwohl er es ihnen verboten hatte.
    Das bedeutete Hochverrat! Sie hatten ihren Anführer und Wohltäter schmählichst hintergangen. Nur so konnte es sein.
    Bruno kochte vor Wut, und das setzte einen chemischen Prozess in Gang, der den Kater in ihm endgültig zum Schweigen brachte. Er sah sich noch einmal um und registrierte, nun mit fast klarem Kopf, die Verwüstungen und die Schäden. Die Bottiche konnte er wieder auffüllen, er hatte noch genug Reserven. Die Pulver und Breie von den Regalen konnten auch ersetzt werden. Die verbogenen Röhren konnte er wieder richten, die unterbrochenen Verbindungen wiederherstellen. Was nicht zu ersetzen und zu reparieren war, war die Einspritzpumpe. „Na wartet!" rief er. Dann verließ er seine Fabrik und schloss die Tür hinter sich zu. Im gleichen Tempo, wie er hierher gekommen war, raste er seinen Weg zurück, zu der Siedlung der Matten-Willys. Dort hatte er jetzt einiges zu klären.
    Als Bruno bei der Siedlung ankam, waren bis auf wenige hundert Ausnahmen alle Willys wieder auf den Füßchen. Allerdings schwankten sie noch oder drehten unsinnige Kreise, krochen übereinander und versuchten, als Kugel zu stehen, was in den meisten Fällen schief ging. Und über allem lag das schreckliche Klagen der sich noch viel schrecklicher fühlenden Wesen. „Das geschieht euch recht!" schrie Bruno in die Menge. „Ihr solltet noch viel mehr leiden! Wer von euch hat meine Fabrik zerstört?" Er wiederholte die Frage mindestens hundertmal, in immer neuen Gruppen von Matten-Willys, bis er es schließlich erschöpft aufgab. Sie waren einfach noch

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