2065 - Mission Hundertsonnenwelt
Fabrik wieder in Gang bringen und ein paar Bottiche nachfüllen, dann konnte die Party weitergehen, und kein Gedanke mehr an das ... ja, was war es eigentlich gewesen, das sich wie ein dunkler Schatten auf die Gemüter der Matten-Willys gelegt hatte? Bruno fiel es nicht ein. Er wurde gepackt und mitgerissen in einem abstrusen Reigen, den die Matten-Willys tanzten, über Hunderte von Artgenossen hinweg, die schon bewegungsunfähig am Boden lagen und ihren Rausch ausschliefen. Bruno selbst war noch hellwach, und das sollte Folgen haben.
7.
22. Januar 1304 NGZ
Bré Tsinga erwachte nach zwölf Stunden Schlaf, das zeigte ihr ihre Uhr an. Es war 10.43 Uhr Standardzeit am Vormittag. Erschrocken schwang sie sich aus dem Bett und zog sich an. Nach der Morgen toilette begab sie sich sofort ins Büro der Botschafterin, fragte dort an, ob sich das Zentralplasma in der Zwischenzeit gemeldet habe.„Nein", sagte Daniela. „Bisher noch nicht." Bré atmete auf. Sie hatte also nichts versäumt. Die „Neuigkeit" hatte nicht stattgefunden. Die Kosmopsychologin frühstückte ausgiebig. Kallo Mox kam und setzte sich ihr gegenüber hin. Auch Hamish war anwesend.
Daniela wollte wissen, wie ihr gestriger Tag gewesen sei. „Fürchterlich", gab Bré Auskunft. „Zuerst schleifte mich Tom wieder durch die Baustelle an der Zentralsyntronik, und dann geriet ich zwischen eine Horde total betrunkener Matten-Willys. Ich war am Ende froh, dass ich mit heiler Haut davongekommen bin."
„Das musst du uns näher erläutern", sagte Hamish. Sie tat es, und am Ende blickte sie in betretene Gesichter. „Ich weiß, was ihr denkt", sagte Bré. „Aber ich bin sicher, dass diese ... diese Orgie ein Einzelfall war und bleiben wird. Bruno dürfte seine Vorräte an Zutaten aufgebraucht haben. Und wenn nicht, kann ich ihm seine Fabrik immer noch dichtmachen. Aber das ist im Augenblick kein Thema. Ich bin gespannt, wann das Zentralplasma sich melden wird und welche Überraschung es für uns bereithält."
Sie mussten vier Stunden warten, dann meldete sich das Zentralplasma und bat Bré Tsinga zu dem Ausgabeterminal, an dem es, vorgestern zu ihr gesprochen hatte. „Warum kann es mir das, was es zu sagen hat, nicht hier mitteilen?" fragte Bré den Funker verwundert, der die Aufforderung überbracht hatte. Der Mann konnte nur mit den Achseln zucken. Bré verabschiedete sich also von den anderen und ließ sich im Antigravschacht zum Parkdeck tragen. Sie nahm wieder den gleichen Gleiter wie am Tag vorher.
An dem kleinen Turm erwartete sie Tom. Der Posbi führte sie wieder in den Rundraum, und sie nahm in dem Stuhl vor dem Bildschirm Platz. Drei Minuten musste sie warten, bis sich das Zentralplasma meldete. „Ich danke dir, dass du gekommen bist, Bré Tsinga", sagte die Kunststimme, während sie ungeduldig auf das Symbol starrte. „Ich hoffe, dass du nicht enttäuscht sein wirst."
„Das hängt davon ab, was du mir sagen wirst", antwortete sie. „Es hängt davon ab, was ich dir zeigen werde", betonte das Plasma. Im nächsten Moment verblasste das Symbol auf dem Schirm. Statt dessen war der Weltraum zu sehen, mit einem Teil der Milchstraße und den Nebelflecken ferner Galaxien. Bré versteifte sich unwillkürlich. Ihre Finger krallten sich in die Stuhllehnen. Was kam jetzt?
Es waren helle Punkte, die in der Schwärze materialisierten, und zwar Tausende. Dann kamen noch einmal so viele und noch einmal. Bré atmete flach. Sie hatte eine bestimmte Ahnung. Aber was sollte das? Wenn es sich um eine Flotte von Fragmentraumern handelte, die vielleicht ein Manöver durchführten, weshalb bestellte das Zentralplasma sie dann hierher, um es ihr zu zeigen? Es war doch inzwischen längst klar, dass die Fragmentraumer keine Hilfe in der galaktischen Auseinandersetzung sein konnten. Das Bild wechselte abermals. Jetzt waren einzelne Schiffe zu sehen, konstruiert wie ein Alptraum. Nichts an ihnen war regelmäßig, bis auf die ungefähre Würfelform. Bré wusste, dass sie alle „BOX" hießen, plus einer Zahlenkombination. „Es sind insgesamt vierzigtausend Einheiten aus dem Hyperraum gekommen", berichtete das Zentralplasma. „Zehntausend Würfel mit dreitausend, dreißigtausend Würfel mit zweitausend Metern Kantenlänge. Das sind vorerst alle."
„Und?" erkundigte sich Bré. „Was ist mit ihnen?"
„Du solltest fragen, was das Besondere an ihnen ist. Ich will es dir sagen. Diese vierzigtausend Fragmentschiffe wurden auf einigen der geheimen Dunkelwelten
Weitere Kostenlose Bücher