2069 - Die Ritter von Dommrath
der Dinge?
Die Kimbanerin sah sich um. Raastooc hatte sie nach der Kontaktaufnahme in eine riesige unterirdische Anlage geführt, die mit technischen Aggregaten geradezu vollgepackt war. Das Bild war zwar schief, doch Yie fühlte sich unwillkürlich an einen gewaltigen Monolithen erinnert, in den man schmale Gänge getrieben hatte. Die gleichförmigen Verkleidungen der offensichtlich in Modulbauweise hergestellten technischen Elemente ließ kaum Rückschlüsse auf deren Zweck und Leistungsfähigkeit zu, doch Yie wurde den Eindruck nicht los, dass das, was ihr hier präsentiert wurde, den allgemeinen technischen Standard des Landes Dommrath weit übertraf. Angesichts des übersteigerten Mitteilungsbedürfnisses des Insektoiden würde sie wohl bald erfahren, worum es sich bei dieser Technik handelte.
Falls sie Raastooc davon abhalten konnte, immer wieder den Faden zu verlieren und abzuschweifen. Interessiert beäugte Yie ein noch seltsameres Wesen als den Zamfochen, das durch den Gang langsam auf sie zugekrochen kam. Der anderthalb Meter lange Wurm schien blind zu sein; jedenfalls konnte Yie keine Augen oder ähnliche Sinnesorgane ausmachen. Ein Fühlerkranz an der Spitze seines „Kopfes" tastete die Umgebung unablässig mit schnellen, zuckenden Bewegungen ab. „Ein Tayrobo", wechselte Raastooc bereitwillig erneut das Thema. „Die blinden Wurmgeschöpfe sind unsere Haustiere. Sie sind halbintelligent, und wir bemühen uns, sie zu fördern und ihre Klugheit langsam zu steigern."
„Du wolltest mir etwas über eure fünfdimensional- hyperenergetischen Aktivitäten erzählen", erinnerte Yie den Insektoiden.
„Genau", sagte Raastooc. „Wir haben euch über lange Jahre hinweg aus dem verborgenen beobachtet. Ihr seid anders als die meisten Völker Poorygas. Ihr seid nicht kriegerisch. Nur deshalb haben wir uns schließlich entschlossen, Kontakt mit euch aufzunehmen. Diesbezügliche Versuche mit anderen Völkern endeten bislang immer in Katastrophen. Die anderen sind nur an unseren technischen Fertigkeiten interessiert. Einige Völker wollten uns sogar unterwerfen und zwingen, für sie tätig zu werden. Ich glaube aber, unsere beiden Spezies könnten sich hervorragend ergänzen und in einer Kooperation Großartiges erreichen. Das hier ist übrigens der Energiewandler der Sonnenzapfanlage, die wir entwickelt haben."
„Raastooc ..."
„Lange nachdem die Crozeiren verschwunden waren, hat unser Volk deren Archivplaneten Mthiesen III entdeckt, ein sagenumwobenes Zentrum des Wissens, in früheren Zeiten Lieferant galaktischer Daten, Fakten und Querverbindungen, jetzt eine tote Welt, die ohne Sonne durch einen sternenleeren Raumquadranten driftet. Vom Südpol bis zum Äquatorgürtel überziehen Mthiesen III die Narben eines galaktischen Krieges, an den sich heute keiner mehr erinnern kann, als habe ein mächtiges Schlachtschiff aus dem Orbit eine einzige Salve auf ihn abgefeuert ..."
„Raastooc ..."
„Aus den Dateien auf Mthiesen III haben wir erfahren, dass die Crozeiren in ihrer Blütezeit die Absicht hatten, die gesamte Galaxis Pooryga mit einem Transmitternetz auszustatten." Yie stockte der Atem. Dieser Plan mochte an Hybris grenzen, doch sie erkannte sofort seine Vorzüge. Die Kosten der bemannten Raumfahrt ließen sich damit beträchtlich reduzieren, und den Völkern des Landes Dommrath stünden eine Mobilität und eine persönliche Freizügigkeit offen, von denen sie jetzt nicht einmal träumen konnten.
Und solch ein Transmittersystem würde vielleicht dazu beitragen, diese von Kriegen heimgesuchte Galaxis endlich zu befrieden... „Ein Teilstück dieses Transmitternetzes haben wir Zamfochen im Sternhaufen Mintakh errichtet", fuhr Raastooc fort. „Du befindest dich im unterirdischen Portal einer Transmitterstation." Yie Kascha'de zögerte kurz. „Und warum erzählst du mir das alles?" Überrascht sah das insektoide Wesen sie an. „Das habe ich dir doch schon erklärt. Wir Zamfochen gelten als begnadete Techniker im Bereich der Hochenergie-Hyperphysik. Uns interessieren technische Probleme und deren Lösungen. Aber in einer Galaxis, in der sich anscheinend alle Bewohner dem endlosen Krieg hingeben, können wir unserer Neigung nicht frönen. Wir sind Techniker und keine Friedensstifter - wie ihr!"
Yie Kascha'de verstand. Die Zamfochen versuchten auf ihre geradezu hanebüchen offene Art, die Kimbaner für die Idee eines friedlichen Landes Dommrath zu begeistern - in dem ihre ureigene Spielerei, das
Weitere Kostenlose Bücher