2077 - Die Dunkle Null
kontrollierte ich die Daten des Innenhelmbords; die leuchtende Kontrollleiste zeigte beruhigende Grünwerte. Die Anzugorter maßen direkt voraus allerdings überaus turbulente Streuemissionen an, die an eng fokussierte Hypersturmausläufer erinnerten. Wiederholt knatterten die Strukturtaster, wobei das Geräusch für transmitterähnliche Spontantransitionen oder vergleichbare Aufrißerscheinungen stand. Überlagerungspfeifen drang aus dem Minikom-Empfänger, gefolgt von statischem Rauschen, bis ich das Gerät desaktivierte.
Kurze Zeit später war es soweit, die erste Energieversorgung verabschiedete sich bei Trim mitten im Flug. Der junge Mann sackte durch, wurde von den sich straffenden Leinen aufgefangen und streifte einige Meter weit mit den Fußspitzen über den Boden, bis die Aggregate von uns anderen ihn wieder auf die gleiche Flughöhe gehoben hatten.
Nach dreißig Kilometern funktionierte kaum einer der mikropositronischen Anzugcomputer mehr - je komplexer technisches Gerät entwickelt war, desto schneller kam es zur Funktionsuntüchtigkeit. Es kam zu Störungen im Normalfunk, es gab keine Headup-Display-Einblendungen mehr, die Gravo-Paks stotterten, die Aggregatsteuerung setzte aus.
Wir passierten ein ausgedehntes Dünenfeld, mußten mehrmals landen, gingen zu Fuß weiter, bis die gravomechanisehe Vektorierung wieder funktionierte, verdrängten irritierende, für Augenblicke am Rand des Blickfelds erscheinende Trugbilder, wurden beinahe von einer dunkelbraunen Windhose erfaßt und duckten uns nach der Notlandung hinter eine zerklüftete Felssäule.
Und weiter. Geringe Flughöhe, wieder zwei, drei Kilometer geschafft. Antigrav Ausfall bei allen: harter Aufprall aus etwas mehr als einem Meter Höhe, gefolgt von schwerfälligem Abrollen. Dao, Mondra und Atlan hatten hierbei ebensowenig Probleme wie Icho; bei Trim, Startac und mir fiel das Ganze deutlich weniger elegant aus. Ich prellte mir den linken Ellenbogen, fühlte einen stechenden Schmerz durch den Arm zucken und dann einen Juckreiz, der zum Glück nach wenigen Wimpernschlägen wieder abebbte. Nach neunzig Kilometern mußten wir zu Fuß gehen.
Auf diese Weise werden wir zwei bis drei Tage benötigen, um das Ziel erreichen. Es sei denn, Icho transportiert uns in Etappen auf seinem Rücken.
Leider fanden auf dem Haluter trotz seiner enormen Größe nicht sechs Personen gleichzeitig Platz, und Atlan hatte schon bei der letzten Besprechung klar zum Ausdruck gebracht, daß er keinesfalls bereit war, die Gruppe aufzuteilen.
Als mein Blickfeld plötzlich sonderbar verschwamm, kniff ich irritiert die Augen zusammen.
Ins Gefühl, unvermittelt in einen bodenlosen Schacht zu stürzen, mischte sich starke Übelkeit.
Für lange Sekunden wußte ich nicht, wo oben und unten, rechts und links waren. Nur unbewußt bekam ich mit, daß ich auf die Knie sank, gegen das Wühlen in meinem Magen ankämpfte und Tränen fortblinzelte.
Hitze und Kälte wechselten rasend in mir, Schauer liefen über meinen Rücken' fast schmerzhaftes Kribbeln ging vom Mal auf meinem linken Oberarm aus. Farbschlieren schoben sich in mein Blickfeld und verengten es noch mehr Feurige Sternchen und Kometen wirbelten vorüber und versanken im weiter entfernten bräunlichen Zwielicht.
Desorientierung!
Ich hörte mich selbst sprechen, eine, plötzliche Erinnerung an das Gespräch mit Perry Rhodan, damals im September 1170 NGZ: „Alles begann kurz vor meinem achtzehnten Geburtstag, wie du bestimmt von NATHAN erfahren hast. In mir erwachten Dinge, die mir nicht bewußt waren. Erst mit der Zeit griffen sie auf mein Bewußtsein über und erzeugten eine unbändige Sehnsucht in mir.
Ich versuchte, in mir zu erforschen, worum es sich handelte. Doch das klappte nicht. Es war, als spiele sich alles unendlich langsam ab.
Eines Tages wußte ich plötzlich, daß es Sehnsüchte nach der Ferne waren, die mich plagten. Ich stellte mir vor, ohne Behinderung durch den Kosmos zu reisen und den Atem der Unendlichkeit zu spüren. Niemand hätte dies verstehen können, ich tat es selbst nicht einmal.
Es kam zu diesem unglücklichen Zwischenfall, über dessen Bedeutung ich mir nicht einmal richtig im klaren war. NATHAN war es, der mir die Augen öffnete und mit aufzeigte, was hinter meinen Träumen und Sehnsüchten stand. Es war der Wunsch nach einer körperlosen Existenz. Und da war etwas, das mich völlig durcheinanderbrachte ...
Ich hatte selbst nie das Gefühl, manipuliert zu werden. Alles kam aus. der
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