2079 - Die Genetiker von Rynkor
gerade noch einmal abgewendet worden. „Vor allem benötige ich Ruhe und Abgeschiedenheit, damit ich mich konzentrieren kann", verlangte der Letzte der Kimbaner. „Es ist eine sehr schwierige Arbeit, bei der mir kein Fehler unterlaufen darf." '„Was du nur verlangst, soll erfüllt werden", versprach der Hochgenetiker. Er führte den Gast zu einer Kammer im Erdgeschoß, in der weitere Daten lagerten.
Mohodeh Kascha wurde erneut ein Terminal zur Verfügung gestellt. Nachdem er das Essens-Angebot ausgeschlagen hatte, ließ man ihn allein.
*
Lalee lauschte aufmerksam Kitodd Skittis Bericht. Sie hatten sich ins Erste Nest gekauert, um ungestört miteinander zu reden und zu schnäbeln. „Wie großartig, daß er uns hilft!" flüsterte sie. „Was für ein Glücksfall, daß gerade jetzt ein Gesandter eingetroffen ist!"
Sie strich mit den zierlichen Fingern über Kitodds Hinterteil und befühlte seine sprießenden Federn. Ihr Schnabelmund färbte sich daraufhin rot, und sie schnarrte leise.
Kitodds Federkamm stellte sich erregt auf, als er bemerkte, wie sie auf ihn reagierte. Vorsichtig strich er über ihre Haut. „Ich glaube, ich kann schon einen ganz leichten Flaum spüren ..."., flüsterte er. „Bald, mein Erpel, bald ...", zwitscherte sie und schmiegte sich an ihn. „Ich fühle, daß wir eine eigene Brut auf ziehen werden ... Ich bin bald soweit ..."
„Ich auch", krächzte der Hochgenetiker. „Das wird ein Aufschwung sein, ein Ansporn für uns, unserer Aufgabe besser denn je gerecht zu werden, meine Daune'" Die Hälse ineinander verhakt, schliefen sie ein. Leider gab es ein böses Erwachen.
„Kitodd!" schrillte ein Pseutare unten am Stamm. „Kitodd, komm herunter! Schnell, schnell!"
Er hüpfte aufgeregt von einem Bein auf das andere. ,Kitodd Skitti fuhr hoch; er brauchte eine Weile, bis er sich von Lalee lösen konnte. „Habe ich verschlafen?" krähte er. „Ist die Schlafperiode, schon lange vorbei?"
„Nein, nein, es ist noch früh - aber Mohodeh Kascha ist fort!"
Der Hochgenetiker war mit einem Schlag munter. In großen Sprüngen eilte er den Stamm hinunter, fast um die Wette rannten sie den Boden entlang zum Rechnerhaus. „Die Gondel ist fort", berichtete der Pseutare. „Ich merkte es, als ich ein Bad nehmen wollte, und kehrte sofort um!" Sie stürmten in die Seitenkammer des Kabinettrechners doch sie war verwaist, Kitodd Skitti krampfte sich das Herz zusammen. Ihm schwante Fürchterliches. Er hetzte die Treppen hinauf und stieß einen langen, hohen Klagelaut aus, der durch das ganze Haus schallte. „Ein Dieb! Ein Dieb!" Große Tropfen Augenflüssigkeit rannen über seine Wangen vor Aufregung. „O Schande! Wir sind bestohlen worden!" ,In der Vitrine lagen nur noch zwei der kostbaren Z-Atlanten.
Als der andere Pseutare sich, der, Viltrine näherte, baute sich plötzlich ein Holo auf. Mohodeh Kascha hatte eine Botschaft hinterlassen. „Ich bedaure sehr, diese Unwürdigkeit begehen zu müssen", formulierte er in seinem eleganten Phrantisch. „Ich bin kein gewöhnlicher Dieb, doch leider ist es unumgänglich, einen Z-Atlas zu er, halten. Da ich weiß, daß dein genetischer Gehorsamskode es nicht zuläßt, mir diese Bitte zu gewähren, muß ich mir leider auf diese schändliche Weise, behelfen. Glücklicherweise besitzt du noch Ersatz. Da die Arbeit des Kabinetts ohnehin. nur noch sehr beschränkt ausgeführt werden kann, werden dir die beiden verbliebenen Exemplare genügen, Kitodd Skitti. Das schmälert meine Tat keineswegs, aber es erleichtert mein Gewissen. Dennoch betrachte ich dies nur als Leihgabe, solange ich es benötige. Sobald ich meinen Auftrag erledigt habe, werde ich das Buch selbstverständlich zurückbringen, Als Gegenleistung habe ich nochmals einige wichtige Daten rekonstruieren können, obwohl es fast unmöglich schien. Mit diesen werdet ihr in Zukunft einen besseren Produktionsausstoß haben als bisher. Nehmt wenigstens dies als, Entschuldigung und Dank für eure Großzügigkeit an."
Das Holo erlosch. Nur noch das Klicken der Schnabelmünder war zu hören.
Dann explodierte Kitodd Skitti geradezu. Er rannte nach draußen, beschleunigte auf Höchstgeschwindigkeit und lief, bis ihm die Luft ausging. Erst nach diesem Ausbruch war er fähig, wieder normal zu denken und zu handeln.
*
Mohodeh Kascha, kehrte. nicht mehr zurück. Aber er hatte ein kostbares Geschenk zurückgelassen, das über den Verlust hinwegtröstete. Genaugenommen, war es tausendmal wertvoller
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