Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
208 - Nach der Eiszeit

208 - Nach der Eiszeit

Titel: 208 - Nach der Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
verstehste.«
    Mul’hal’waak war äußerst gespannt auf diesen Gott.
    Ein anderer Daa’mure konnte es nicht sein, den hätte er längst gespürt.
    »Ihr müsst zu dem Haus da vorn marschieren, Kumpel. Da nimmt er euch in Empfang, unser Gott. Ich geh jetzt ma wieder. Un ihr kommt später wieder runter, okee? Den Weg kennt ihr ja jetzt.«
    Ragongo verschwand. Und der Clan ging geschlossen vor bis zu einer großen Tür, die halb offen stand und aus durchsichtigem Stein war. Batuseh wusste von seinem Gott, dass die Altvorderen das »Glas« genannt hatten.
    Die Träger stellten die Kiste mit dem Hilfsgott Katehm und dem grünen Kristall im Schnee ab. Duuga sah sich misstrauisch um. »Irgendwie seltsam hier. Hab ein scheiß Gefühl in der Wampe. Der Gott is uns, glaub ich, nich freundlich gesinnt.«
    Auch die anderen Krieger schauten sich ängstlich, mit stoßbereit gezückten Speeren um.
    Plötzlich war ein seltsames Summen zu hören. Es wurde ziemlich schnell lauter.
    »Das kommt da aus’m Haus«, stellte Duuga leise fest.
    »Jetzt kommt er, der Gott von dene.«
    Alle Augen waren gespannt auf die große Tür gerichtet.
    Und da brach aus ihr hervor: kopfgroße schwarze Monster! Erst zwei, vier, sieben, dann ein ganzes Dutzend. Gleich darauf schwirrten Hunderte in der Luft.
    Sie blieben dicht beieinander, bildeten eine Art Front gegen die Menschen.
    »O Schiit«, murmelte Batuseh. »Was sin denn das für Viecher? Das kann doch nich der Gott sein, Oder?«
    Plötzlich ging ein Riss durch die Front. Die riesigen Tsetses mit den schlanken, schmalen Körpern sirrten nach links und rechts weg. Eine weitere, drei Mal so große erschien und hing wie die personifizierte Drohung in der Luft. Faustgroße Facettenaugen fixierten die Neuankömmlinge.
    Ein Ruck ging durch die Fliegen. Als ob sie einem unsichtbaren Befehl gehorchten, griffen sie gleichzeitig an. Wie eine schwarze Mauer stürzten sie sich auf die Menschen.
    Die verharrten in der Annahme, der fremde Gott wolle sie prüfen. Dann waren die Fliegen heran. Die vorderste prallte Batuseh ins Gesicht. Drei weitere folgten.
    Stechrüssel, so hart wie Nadeln, bohrten sich in Wangen und Stirn. Der Häuptling schrie entsetzt. Rasende Schmerzen liefen seine Nervenbahnen entlang. Er ließ den Speer fallen und schlug mit wilden Bewegungen nach den Biestern in seinem Gesicht. Dabei drehte er sich gleichzeitig um sich selbst. Es gelang ihm nicht, auch nur eine abzuschütteln. Im Gegenteil, weitere Tsetses attackierten ihn. Er sank auf die Knie. Blut lief in Strömen über sein Gesicht. Die Fliegen interessierte es nicht. In den Adern, in denen ihre Rüssel steckten, gab es genug davon.
    Männer, Frauen und Kinder flohen in wilder Panik, schlugen und traten um sich. Sie hatten keine Chance.
    Die Tsetses teilten sich in etwa gleich große Gruppen auf und attackierten sie von allen Seiten. Nach genau sechs Minuten verhallte der letzte gurgelnde Schrei.
    Nun kam auch die übergroße Fliege angesirrt. Dort, wo sie saugen wollte, machten die anderen Platz.
    Mul’hal’waak, der unbeachtet auf der Seite stand, spürte so etwas wie Ehrfurcht bei diesen Tertiärrassenvertretern.
    Ohne Zweifel verfügten diese Insekten über eine rudimentäre Intelligenz!
    Fast zwanzig Minuten lang saugte die riesige Fliege drei Leichen aus, nachdem sie mit ihrem Rüssel zielsicher die Halsansätze gefunden hatte.
    Einundvierzig Leichen blieben im Schnee zurück, während sich die Tsetses wieder in das Gebäude zurückzogen. Den grünen Kristall und die Kiste beachteten sie nicht. Der frische Neuschnee deckte nicht nur den blutgetränkten roten Schnee und die Leichen zu, sondern ganz allmählich auch die Kiste und den Kristall.
    Nach zwei Jahren, längst vollständig unter Schneemassen begraben, wurde Mul’hal’waak die Monotonie unerträglich, trotz der Gesellschaft des Namenlosen.
    Doch sie mussten noch zweihundertsiebenundfünfzig weitere Jahre an diesem unwirtlichen Platz verbringen.
    Im Laufe der Zeit bekamen sie durch gemeinsame Anstrengungen mentalen Kontakt mit der Kolonie der riesigen Tsetses. Sie lebten in den Räumen und unterirdischen Kellern des Labors von Saan’gree. Da sie, durch die Kälte bedingt, nicht allzu weit fliegen konnten, existierten sie mit den Primärrassenvertretern von Bamako in einer Art Waffenstillstand. Dafür, dass die Tsetses sie nicht angriffen, führten die Menschen ihnen immer wieder ihresgleichen zu.
    Im Jahr 2391 bemerkte Mul’hal’waak zum ersten Mal, dass das Eis

Weitere Kostenlose Bücher