Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
208 - Nach der Eiszeit

208 - Nach der Eiszeit

Titel: 208 - Nach der Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
so unheimlich wie eh und je war.
    Hinter ihm klackte ein Stein. Yao fuhr herum.
    Schussbereit hielt er die Waffe vor sich. Er wartete auf etwas, das sich gleich um die mächtige Lavaformation herum schieben würde. War da nicht ein Schatten gewesen? Nein. Nichts kam. Erleichtert seufzte er auf und setzte seinen Weg fort.
    Beim Fenster, das etwas über Bodenniveau lag und das sie immer zum Einsteigen in das Haus benutzt hatten, verharrte er. »Elloa?«, fragte er leise in die Schatten hinein, die ihn von drei Seiten umgaben. In diesem Moment war er geneigt, doch an die Existenz der Geister zu glauben.
    Yao sicherte nach allen Seiten. Trotzdem bemerkte er Elloa nicht einmal, als sie bereits dicht hinter ihm stand.
    Ihr leises, höhnisches Lachen ließ ihn herumfahren.
    »Ah, du bist es«, sagte er erleichtert und versuchte sein rasendes Herz schnell wieder unter Kontrolle zu bekommen. »Du machst deinem Ruf als beste Jägerin der Huutsi alle Ehre.«
    »Spar dir das hohle Geschwätz, du Mistflegge«, zischte sie. »Ich hätte dich töten können.«
    »Und warum hast du’s nicht getan?«
    »Weil ich mit deinem Blut meinen Dolch nicht beschmutzen will. Und weil es dringend nötig ist, dass du etwas gegen Banyaar unternimmst.«
    Yao setzte sich auf einen Stein. Seine Pistool zeigte wie unbeabsichtigt auf Elloa. »Irgendwann wirst du verstehen, dass ich damals richtig gehandelt habe«, sagte er leise, um erst dann auf ihre eben gesagten Worte zurückzukommen. »Du wirst mir zugestehen, dass deine Opposition gegen Banyaar etwas überraschend für mich kommt«, erwiderte er. »Hast nicht du den Prinzen immer verteidigt? Willst du nicht sein Weib werden? Was sollte ich also gegen ihn unternehmen?«
    Elloa spuckte aus. »Banyaar darf niemals König werden. Mein Onkel Koroh hat mir die Augen geöffnet. Ein anderer muss unser Volk führen.«
    »Ach. Und du meinst, dass ich das sein soll?«
    »Wenn es dich trifft, wärst du lediglich das kleinere Übel.« Sie ging in die Knie. »Hör zu, Yao, ich tue es nicht gerne, aber ich muss dich warnen. Banyaar will dich heimlich töten lassen, um ein- für allemal Ruhe vor dir zu haben. Er ahnt, dass du ihm mit deiner Entschlossenheit die Königswürde streitig machen könntest. Er befürchtet, dass du ihn mit falschen Uni-Regeln austricksen könntest.«
    Yao lachte leise. »So, befürchtet er das. Möglicherweise muss ich ihn aber gar nicht austricksen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Vielleicht habe ich ja die echten Uni-Regeln.«
    »Tatsächlich?« Elloa stand wieder auf. »Wo willst du sie gefunden haben?«
    Yao stand ebenfalls auf. Er lächelte triumphierend.
    »Das bleibt vorerst mein Geheimnis. Aber angenommen, ich werde tatsächlich König, werde ich dich zu meiner Lebensgefährtin nehmen. Dann kann ich dir endlich bieten, was du schon dein ganzes Leben lang haben willst: Macht. Und dann verrate ich dir auch, woher die Uni-Regeln stammen. Vorher nicht.«
    »Vorher würde ich freiwillig in den Rachen eines Croocs springen.« Wieder drängte Hass aus ihrer Stimme. »Werde du von mir aus König, Yao. Aber mich lass dabei aus dem Spiel.«
    »Nun, wir werden sehen. Zuerst einmal danke ich dir für deine Warnung, Elloa.«
    »Ich will deinen Dank nicht.« Elloa machte zwei Schritte und kam dicht neben Yao zu stehen. »Übrigens muss ich dich noch vor einer zweiten Person warnen.«
    »Vor wem denn?«
    Die Klinge eines langen Messers blitzte im Mondlicht.
    Blitzschnell stach Elloa zu. »Vor mir, Yao.«
    ***
    Koroh trat ehrfürchtig vor den grünen Gott der Wawaas hin, der wie immer auf seinem Thron ruhte. Heute lag ein viereckiger Gegenstand davor, den der Huutsi-Schamane noch nie zuvor auf dem Haus des Hilfsgeistes Katehm gesehen hatte. Neugierig beäugte er ihn. »Du hast mich rufen lassen, Gott Papalegba?«
    (Ja, Koo’roh), erwiderte Mul’hal’waak. (Ich möchte dir mitteilen, dass wir erfolgreich waren. Was du hier vor dir siehst, sind die Uni-Regeln der Huutsi. Das Gesetzbuch, nach dem ihr alle lebt.) Koroh fiel ehrfürchtig auf die Knie und strich kurz über die Oberfläche des Gegenstandes. »Die Uni-Regeln« , flüsterte er. »Sind sie es wirklich?«
    (Sie sind es nicht), erwiderte Gott Papalegba zu seiner grenzenlosen Verblüffung.
    »Wie? Ich verstehe nicht…« Koroh schaute den grünen Kristall verwirrt an.
    (Nun, wir konnten die wahren Uni-Regeln nicht in unseren Besitz bringen, aber das macht nichts. Wir werden sie der Konferenz als solche präsentieren.
    Schließlich ist das

Weitere Kostenlose Bücher