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2083 - Brennpunkt Para-City

Titel: 2083 - Brennpunkt Para-City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hinter sich. Am 8. und am 16. April war SEELENQUELL erneut gescheitert. Seither wühlte die Angst in Morkheros Eingeweiden. Der Traum von einer neuen Existenz, die Transformation in eine Superintelligenz, sie ruckte in weite Ferne. Mit jedem Atemzug wuchs die Distanz. „Ich habe Hunger", sagte Juti erneut und streckte die Hand nach der Tür aus. „Halt!" schrie Morkhero außer sich. „Wir gehen nicht hinein. Es gibt kein Essen. Keine Henkersmahlzeit für Julian Tifflor. Hast du mich verstanden?"
    „Ja." Der Träger wandte sich um und kehrte zur Mitte des Platzes zurück. Dort verharrte er mit gesenktem Kopf.
    Ab und zu musterte er die Umgebung. „Ich spüre Gefahr, Morkhero. Etwas ist nicht so, wie es sein sollte. Bist du ganz sicher, dass die drei Korvetten ihre Aufgabe korrekt erfüllen?"
    „Ja. Gäbe es eine Änderung, wüsste ich darüber Bescheid."
    „Es ist seltsam", sinnierte der Träger. „Das Gefühl der Beklemmung in mir will trotzdem nicht weichen. Ich kenne meine Terraner zu gut, Morkhero." Für einen Augenblick überkam Triumph den jungen Seelenquell. „Sie sind nicht mehr so, wie du sie kennst. Und bald werden sie nicht mehr wissen, dass sie Menschen sind."
    Täuschte er sich, oder versteifte sich sein Träger? Morkhero verlagerte sein Gewicht und bewegte Juti im Kreis. Der Terraner schwieg für den Rest des Tages und bemühte sich, einigermaßen bei Kräften zu bleiben. „Es wird bald geschehen", sagte der junge Seelenquell, als der Abend kam. „Spürst du es auch?" Ein Knistern lag in der Luft. Die elektrostatische Aufladung durchzog ganz Para-City. Juti reagierte nicht auf seine Worte.
    Stumpfsinnig setzte er einen Fuß vor den anderen und ging rechtsherum im Kreis. Einmal wechselte er die Richtung. „Es ist da", redete Morkhero sich ein. „Die Transformation beginnt."
    Der Seelenquell täuschte sich. Die Sonne sank hinter die Berge, die Dämmerung brach herein. Nichts tat sich. Morkhero sank noch ein wenig tiefer in den Sattel. Die Enttäuschung ließ ihn schrumpfen. „Du irrst dich", drang die Stimme des Terraners wie von fern an seine Ohren. „Es findet nicht statt.
    Zu keiner Zeit." Morkhero öffnete den breiten Mund zu einer Antwort. Er wollte den Träger anschreien. Auch das klappte nicht. Stechender Schmerz raste durch seinen Kopf und trieb ihn an den Rand der Bewusstlosigkeit.
    Meister, hilf mir! flehte er in höchster Not. Es half nichts. Er verlor das Bewusstsein. Wie lange er schlaff und ohnmächtig in seinem Sattel hing, vermochte er hinterher nicht zu sagen. Als seine Gedanken erwachten und er wieder sehen konnte, fand er sich zwischen grauen Wänden und offenen Kisten. Sein Träger stöberte in dem Waffenarsenal und prüfte den Inhalt der Kisten auf seine Tauglichkeit. Morkhero stöhnte. „Du - du bist keine Hand SEELENQUELLS mehr! Wie hast du dich befreit?"
    „Was redest du für einen Unsinn? Ich sorge nur dafür, dass wir uns verteidigen können. Der Ernstfall kann jede Stunde eintreten." Mühsam bezwang der junge Seelenquell seine Wut. Er reizte Juti leicht mit den Widerhaken seiner Beine und lenkte ihn hinaus, zurück auf den Platz. Ein Ziehen machte sich in seinem Körper Bré it. Nur im ersten Augenblick empfand er es als unangenehm. Der Träger hob plötzlich den Kopf. „Ist ... das ...
    SEELENQUELL?" fragte er. „Spürst du die Superintelligenz?"
    Die Antwort gaben ihm die Funken, die aus dem Nichts heraus materialisierten und ihren gemeinsamen Körper in seinem Schutzfeld umtanzten.
    Diesmal erschienen sie von Anfang an in weit größerer Anzahl als bei den vorangegangenen Versuchen. Morkhero jubelte. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass die Verbindung zwischen ihm und SEELENQUELL diesmal stärker war als je zuvor und es auch bleiben würde. Schwärme aus Psi-Materie quollen aus dem Hyperraum und hüllten ihn ein. Er lenkte ihnen den Träger entgegen. Diesmal wichen sie nicht zurück. In winzigen Hüpfern näherten sie sich seinem Körper. „Ich spüre meinen Meister", hauchte Morkhero. Seine Stimme vibrierte. „Er ist ganz nah. Bald sind wir eins, Tifflor."
     
    9.
     
    Zwischenspiel - Terrania 19. April 1304 NGZ Das Gesicht des Mannes in seiner prunkvollen Suite sah noch blasser aus als sonst. Wie ein Tiger in seinem Käfig ging er umher, von der Eingangstür bis zur Holowand und zurück. Ab und zu änderte er die Richtung und wählte die Route vom Bad zum Schlafzimmer. Der Körper des Mannes war hager. Er wirkte fast zerbrechlich. Die dünnen Beine

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