2085 - Kintradims Heim
benützt. An seinem Schicksal liegt ihr gar nichts. Sie will selbst einen Weg nach Kintradims Heim finden."
Nun sprach die Fylano Giriyiida flüsternd auf den Kalebaser ein und zog sich dann lauernd zurück. Wie eine Spinne, die ihr Opfer belauert! dachte Trim. Der Kalebaser schnallte den Mojk ab, stellte ihn auf den Boden und straffte sich. Als der nächststehende Wachtposten ihm den Rücken zukehrte, rannte er plötzlich los, geradewegs auf den energiegeladenen Zaun zu. Zwei Meter davor machte er einen Riesensatz, als wolle er mit einem Sprung über das fünf Meter hohe Hindernis hinwegsetzen. Das schaffte er natürlich nicht. Trim wandte sich unwillkürlich ab, als der Kalebaser mit einem gellenden Schrei im Zaun landete und daran hängenblieb. Noch eine ganze Weile gellten die Schreie des Unglücklichen über den Platz. Als sie schließlich verstummten, hing der Kale baser als verkohltes Etwas im Energiezaun.
Plötzlich brach auch Startac mit einem Stöhnen zusammen. Mondra und Trim beugten sich besorgt über ihn. „War es so schlimm, den Tod des Kalebasers mitzuerleben?" erkundigte sich Mondra mitfühlend. „Es geht schon wieder", sagte Startac mit schiefem Lächeln und kam auf die Beine. „Es ist nichts weiter. Nur ein kleiner Schwächeanfall."
Mondra packte ihn am Kragen und sah ihm wütend in die Augen. „Es war gar nicht das Todeserleben des Kalebasers, das dich umgehauen hat, stimmt's?" sagte sie gepresst. „Der Grund für deinen sogenannten Schwächeanfall ist ein ganz anderer." Startac schlug schuldbewusst die Augen nieder und gestand kleinlaut: „Das ist richtig. Ich habe nach Kintradims Heim zu teleportieren versucht und bin zurückgeschleudert worden."
Mondra ließ ihn los und funkelte ihn zornig an. „Ich dachte, du hättest endlich gelernt, dich diszipliniert zu verhalten! Du hast überaus dumm gehandelt. Ist dir klar, dass du viel größeren Schaden hättest nehmen können?"
„Ich fühle mich völlig in Ordnung", beteuerte Startac. „Ich werde bloß für eine Weile meine Fähigkeiten nicht gebrauchen können."
„Ich bin fast geneigt, dies als positiv zu bewerten", sagte Mondra sarkastisch. „Kommt, suchen wir uns ein Quartier. Wir haben alle eine kleine Atempause nötig. Dabei können wir unsere nächsten Schritte besprechen."
„Und weitere Informationen einholen", erinnerte Trim die ehemalige TLD-Agentin an das, was sie über Herbergen als Informationsquellen gesagt hatte.
5.
Vergangenheit: Betreuer der Ewigen Inkaty Chirpagnon erfuhr weder, wie das weitläufige Gebäude, in dem er seinen Dienst versah, von außen aussah, noch bekam er jemals mit, wo es stand. Es mochte eine Festung sein oder ein Schloss, wahrscheinlich sogar beides zusammen. Denn es gab viele prunkvoll eingerichtete Räume, aber auch solche, die ausschließlich mit technischen Anla gen ausgestattet waren, die dem Schutz des Gebäudes galten. Manche dieser technischen Geräte wurden ihm im Laufe seiner langen Dienstzeit vertraut, da er sie täglich zu bedienen hatte. Andere wiederum blieben ihm für immer fremd. Es gelang ihm immerhin, einiges von dieser Technik außerhalb seines Zuständigkeitsbereiches zu erkunden, und er lernte sie handhaben. Wenn Kintradim Crux ihm die Bedienung dieser Geräte nicht ausdrücklich verbot, machte er sich mit ihnen vertraut. Nicht weil er technisch interessiert war, sondern aus reiner Langeweile.
Was er nämlich im Überfluss besaß, das war Zeit. Es mochten Jahrtausende, vielleicht sogar Jahrzehntausende oder gar Hunderttausende Jahre sein, in denen er seinen Dienst als Betreuer von Kintradim Crux' Lieblingen versah. Er verlor bald jegliches Zeitmaß.
Jedenfalls erschien es ihm wie Ewigkeiten, dass er in diesem Gebäude dem allmächtigen Architekten diente. Inkaty lebte viel länger als je ein anderer Kergorah zuvor. Er lebte Hunderte Leben und mehr. Crux sorgte dafür, dass er nicht sterben konnte. Inkaty hatte keine Ahnung, wie der Architekt das anstellte, denn Crux unterzog ihn keinen speziellen Behandlungen. Es musste dieser Ort an sich sein, der eine lebensverlängernde Wirkung auf ihn ausübte.
Jedenfalls ließ der Architekt ihn nicht sterben, damit er bis in alle Ewigkeit seinen Pflichten nachkommen und sich mit den widerwärtigen Ewigen angeben musste. Aber wie lange auch immer es war, nie setzte er seinen Fuß ins Freie. Es gab für ihn keine Tür nach draußen. Auch innerhalb des Herrensitzes waren ihm viele Türen verschlossen.
Dazu gehörten die
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