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2085 - Kintradims Heim

Titel: 2085 - Kintradims Heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Audienzräume. „Ich empfange gelegentlich Besucher, Bittsteller, Ratsuchende, die mich nach Lebensinhalten und dem Sinn des Lebens selbst befragen", hatte ihm der Ar chitekt schon in der Anfangszeit erklärt. „Manchmal kommen Wesen, mit denen ich Geschäfte mache. Ich möchte nicht, dass sie dich zu Gesicht bekommen oder überhaupt je etwas von deiner Existenz erfahren." Daran hatte sich Inkaty stets gehalten, obwohl er gegen so manches andere Verbot verstieß oder sich diese oder jene Freiheiten herausnahm. Je länger es dauerte, desto mehr begann er unter der Belastung des ewigen Lebens zu leiden. Hauptsache für ihn war am Anfang erst einmal, dass er am Leben bleiben durfte. Darüber hinaus war er der Diener des mächtigsten Wesens von ZENTAPHER, genoss dessen Vertrauen und bekam große Verantwortung von ihm übertragen.
    Inkaty Chirpagnon wurde gleich zu Anfang von seinem neuen Herrn in seine Aufgaben unterwiesen. „Mir liegt sehr viel daran, dass meine Schützlinge keinen Schaden nehmen", erklärte Kintradim Crux. „Es sind ausgesuchte Exemplare dieser sehr eigenwilligen Gattung von Geschöpfen. Sie sind für die Ewigkeit bestimmt. Sie müssen regelmäßig stimuliert werden, damit sie nicht verkümmern. Das geschieht, indem man ihnen über spezielle Vorrichtungen Signale sendet. Du musst diese Signale sorgsam dosieren und dabei äußerstes Fingerspitzengefühl beweisen. Denn du musst diesen Geschöpfen Schmerzen zufügen, um ihre Lebensgeister zu wecken. Aber tu nie zuviel des Guten, denn das könnte ihnen schaden. Für den Anfang gilt die Faustregel, dass das Zucken von Gliedmaßen und von Körperteilen das Indiz für ausreichend Stimulanz ist."
    Den Kergorah schauderte. Allein der Gedanke, dass er Lebewesen, egal wie abstoßend sie waren, quälen sollte, um sie am Leben zu erhalten, widerte ihn an. Ihn ekelte ebenso vor diesen Geschöpfen selbst, und er würde sich alles andere wünschen, selbst niedrigste und schmutzigste Verrichtungen, als sich mit diesen Scheusalen abgeben zu müssen. Dennoch würde er es tun, denn diese Monstren waren seine Lebensversicherung. Er wusste, dass er ohne sie ein toter Kergorah wäre. „Du wirst die Feinheiten deiner Tätigkeit noch erlernen", fuhr der Architekt fort, „und die Körpersprache der Ewigen zu deuten wissen.
    Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl sollen dein oberstes Gebot sein. Ich verlange Hingabe und Engagement bei der Betreuung der Ewigen."
    Inkaty konnte beim besten Willen bei keinem dieser Monstren so etwas wie intakte Gliedmaßen erkennen. Ihre Körper waren für ihn unförmige Klumpen, knollenartigen Geschwüren gleich, die keinerlei Aussagekraft hatten. Aber das behielt er wohlweislich für sich, weil er wusste, dass Crux ganz anders dachte. Crux nahm aus einer Halterung ein handliches Bedienungstablett. Durch Sensorberührung schaltete er einen Antigrav ein, so dass das Tablett vor ihm schwebte. Mit Hilfe seitlich angebrachter Sensoren konnte er seine Höhe regulieren und es in jede gewünschte Richtung steuern. Das Tablett wies an die zweihundert Symbole auf, denen Sensoren zugeordnet waren. „Die Tanks sind mit Symbolen gekennzeichnet, die sich auch auf dem Steuerelement wiederfinden", erläuterte Crux. „Du erkennst, dass diese Symbole nicht dem Phrantisch angehören. Sie entstammen einer längst toten Sprache, ihre Bedeutung brauchst du nicht zu kennen. Es genügt, wenn du auf dem Steuerelement die Symbole in derselben Reihenfolge aktivierst, wie du sie auf dem jeweiligen Tank siehst, um das darin befindliche Wesen anzusprechen. Damit ist die Verbindung hergestellt. Nun brauchst du nur noch über diese Regler auf der unteren Leiste des Steuerelements die gewünschte Frequenz und die Feldstärke zu steuern, um eine Reaktion zu erzielen.".
    Während dieser Ausführungen betätigte der Architekt eine Reihe von Sensoren. Plötzlich begann das Scheusal in dem Tank vor ihnen zu zucken, und aus verborgenen Lautsprechern erklang ein langgezogener, winselnder Klagelaut. „Tut mir leid, mein Liebling, wenn ich dir Schmerz bereiten muss", sprach der Architekt dabei zu der heulenden Kreatur im Tank. „Aber nur so kann ich deine Lebensgeister anregen und deine Existenz für ewig garantieren."
    Crux schritt die Reihe der Tanks ab, während seine Finger virtuos über die Sensoren des Bedienungselements tanzten. Und in jedem Tank, an dem sie vorbeikamen, begann das darin eingelagerte Geschöpf zu zucken und zu klagen. Bald war die Halle der

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