2085 - Kintradims Heim
Auge. Es sah einem terranischen Renaissanceschlösschen nicht unähnlich, wies unzählige schlanke Türmchen und Erker auf, die keinem anderen Zweck als der Zierde dienen konnten. Aber es gab keine einzige Fensteröffnung, nur ein einziges großes Tor, und das war verschlossen. Davor bildeten etwa zwanzig braununiformierte Keyrettler einen Sperrriegel, die knüppelartigen Stöcke drohend erhoben.
Vor ihnen hatte sich eine größere Menge aus Wesen aller möglichen Abstammung versammelt, die immer wieder in Sprechchöre ausbrachen. Die Leute riefen Parolen, in denen sie freien Zugang zur Weiche forderten. Mondra schritt auf den Platz hinaus, auf dem sich zahlreiche Wesen in Gruppen zusammengefunden hatten. Manche Gruppen standen diskutierend herum, andere wieder wirkten wie in Meditation versunken, und wieder andere lauschten den Worten von Rednern, die marktschreierisch ihre Parolen verkündeten. Dabei ging es ausschließlich um Herkovens Weiche und das Problem, wie man trotz aller Probleme nach Kintradims Heim gelangen könnte.
Direkt am Rand des Kabinetts Herkoven-Lu gab es eine Absperrung aus einem fünf Meter hohen Energiezaun. Davor patrouillierten grimmig dreinblickende Keyrettler-Ordner, denen die Freundlichkeit eines Panshak fremd zu sein schien. Und hinter dem Energiezaun entsprangen dem nackten Boden die acht orangefarbenen Energieröhren mit etwa vier Metern Durchmesser, die über die Distanz von 500 Metern zur Unterseite des anderen Kabinetts hinaufführten. Als Trim sah, dass Mondra eine Reihe von Messungen anstellte, folgte er ihrem Beispiel und bekam eine Fülle von Daten. Der Energietaster zeigte einen heftigen Ausschlag, als er ihn auf die acht Transportröhren richtete. Sie waren aktiv und standen unter starker Spannung. Warum funktionierten sie dann nicht?
Handelte es sich um eine Art Antigravlifte?
Aber auch der Energiezaun stand unter hoher Spannung. Wer ihn berührte, würde augenblicklich gesotten und gegrillt werden. Eine absolut tödliche Absperrung. Ein einzelnes Wesen, das eine grünge schuppte Haut besaß und einen großen Kopf wie von einem Fisch, näherte sich dem Energiezaun so weit, bis der am nächsten stehende Keyrettler-Ordner drohend seinen Schlagstock hob. „He, Kalebaser, komm dem Weichenzaun nicht zu nahe!" rief der Wachtpo sten. Der Fischhafte blieb abrupt stehen.
Er hatte so etwas wie einen Bauchladen umgeschnallt, der eine Reihe von Schalteinheiten aufwies. Als er seine Flossenhände darüber gleiten ließ, erklang eine helle, schrille mechanische Singsangstimme.
Sie wurde lauter, als er eine weitere Einstellung vornahm. „Oh, du gütiger, weiser Architekt", erklang es so laut aus dem Bauchladen, dass es weithin zu hören war „der du wohnst in der Höhe und wohlwollend auf uns herabsiehst. Ich lobpreise deine Großmut, ich erbitte deine Barmherzigkeit, singe an deine gnädige, nachsichtige Duldsamkeit: Bitte erhöre mich, allmächtiger Kintradim Crux, Herr und Schöpfer von ZENTAPHER. Erhöre deinen Diener im Staube, erweise ihm die mildtätige Gnade und lasse ihn ein in dein Heim ..." In dieser Art ging der Singsang schier endlos weiter. „Ich bin sicher, dass dies ein Mojk ist, den der Kalebaser benutzt", sagte Startac. „Dieser Meinung schließe ich mich an", sagte Mondra zustimmend. „Aber wenn die Fylano Gulgiid nicht mehr zu bieten hat als ein Gerät, das solchen liturgischen Quatsch von sich gibt, dann können wir sie vergessen." Mondra wollte sich schon abwenden, als sich aus dem Hintergrund ein seltsames Wesen dem Kalebaser näherte. Es balancierte auf acht dünnen, behaarten Gliedmaßen und besaß einen ebenso behaarten Kugelkörper, auf dem ein kleiner, kugelrunder Kopf mit zwei langen Fühlern und drei Facettenaugen saß.
Es stakste auf vier dünnen Spinnenbeinen in den Rücken des Kalebasers und stieß ihn mit zweien seiner oberen vier Gliedmaßen an. „Mach weiter, Bevehopia, nur Mut!" raunte das Spinnenwesendem Kalebaser zu. „Deine Fylano Giriyiida ist bei dir. Ich gebe dir Kraft. Glaube an den Erfolg, dann wirst du erhört werden. Du wirst Einlass finden in Kintradims Heim ..."
„So sehen also die Fylano aus", sagte Trim schauernd. „Ich könnte mich so einem Spinnenwesen nicht anvertrauen."
„Was sind das für Vorurteile, Trim?" sagte Mondra befremdet. „Diese Fylano sind falsche Schein heilige", unterstützte Startac seinen Freund. „Ich spüre es deutlich, dass zumindest diese Giriyiida ihren Schützling nur als Versuchskaninchen
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