2090 - Kampf um das Zentralplasma
PsIso-Pistolen. Das sogenannte PsIso-Fluid ist eine isotrope Trägerflüssigkeit, die sich über das getroffene Ziel verteilt, bis eine gleichmäßige Dicke von einem Zehntel Millimeter erreicht ist. Doch was spricht dagegen, das PsIso-Fluid in großem Umfang einzusetzen?
In Quinto-Center haben wir errechnet, dass ein regelmäßiger isotroper Überzug von einem zehntel Millimeter Dicke ausreichen müsste, um nicht nur die KrIso-Netze in ihrer Funktion zu überlagern, sondern auch für SEELENQUELL angesichts der enormen Entfernung eine unüberwindliche Hürde darstellen dürfte. Allerdings bedeutet das bei achtzig Kuppeln von je zwanzig Metern Höhe und vierzig Metern Basisdurchmesser ein aufzubringendes Gesamtvolumen von rund zwanzig Kubikmetern, also rein rechnerisch ein Container-Tank von zirka drei Metern Kantenlänge, was pro Kuppel rund 250 Liter bedeutet."
Ich staunte. Meine Achtung vor der Neuen USO wuchs. Fast gegen meinen Willen musste ich Monkeys Strategieplanung bewundern. Doch dann wurde mir gleichzeitig klar, warum der Plan so nicht funktionieren konnte. „Das klingt gut, jedenfalls in der Theorie", sagte ich, „aber ich habe Einwände." Alle Blicke richteten sich auf mich, aber das durfte mich nicht beeindrucken. Die Quintechs und Monkey hätten selbst darauf kommen müssen, warum es in der Praxis anders aussah. „Erstens können wir schlecht mit Spritzpistolen oder PsIso-Pistolen die achtzig Kuppeln unter Feuer nehmen, je Kuppel immerhin rund 2500 Quadratmeter Oberfläche. Wir sind weder genügend Leute, noch würden die Posbis und die anwesenden Celistas das zulassen." Ich holte tief Luft. „Zweitens würde das Plasma in dem Augenblick, in dem die Befreiung von SEELENQUELL erfolgte, höchstwahrscheinlich genauso absterben wie alle anderen Lebewesen, bei denen in der Vergangenheit die Befreiung geglückt ist." Einige der Techniker murmelten. Ich hörte nicht hin und sah Monkey provozierend an. Er verzog keine Miene - natürlich. Gelang es denn nie, diesen menschlichen Roboter aus der Reserve zu locken? „Natürlich", räumte er ein, „wird das eine oder andere Detail noch zu klären sein. Wir haben eigens diese Werkstatt in der BOX eingerichtet, um nach lokalen Erfordernissen angemessen reagieren zu können. Jedoch ist das Absterben des Plasmas nicht zu befürchten. Wir haben selbstverständlich an die hundert Kilogramm Multi-Zheosin mitgebracht. Wir müssen es dem Plasma nur noch im entscheidenden Augenblick verabreichen." Nur noch!
Natürlich war mir das Multi-Zheosin ein Begriff. Der Ara-Arzt Zheobitt hatte es für einen absoluten Breitband-Einsatz hergestellt. Die Hoffnung war also berechtigt, dass sich sogar das Zentralplasma damit retten ließe. Trotzdem konnte ich nicht erkennen, dass diese Lösungsansätze schon auf einen gangbaren Weg führten. Wie wollten wir in achtzig verschiedenen, räumlich recht weit voneinander entfernten Kuppeln einer amorphen Masse ein Medikament verabreichen? Wie wollten wir die achtzig Kuppeln mit PsIso-Fluid besprühen? „In der strengstens überwachten Landschaft rings um die Plasmakuppeln kann ohne ausreichende Bewegungsmöglichkeit nicht einmal die Suche nach Lösungen stattfinden", prophezeite ich leidenschaftlich. „Von einer möglichen Lösung ganz zu schweigen. Wir können in dem Areal nichts ausrichten, nicht einmal die flinken und unsichtbaren Siganesen. Sie würden ebenso entdeckt werden wie die riesigen Katsugos." Ich schüttelte heftig den Kopf. „Nein, was wir dringend brauchen, sind Verbündete!"
Ich staunte über mich selbst. Ich engagierte mich mehr, als ich es am Anfang dieses Einsatzes für möglich gehalten hätte. Wahrscheinlich war genau das Monkeys Absicht gewesen. „Verbündete", wiederholte der USO-Chef. „Welche Verbündeten könnten wir hier haben, Bré Tsinga? Du denkst an die Matten-Willys?"
„An wen sonst?„Ich nickte heftig. „Ohne sie geht für uns gar nichts, das ist meine feste Überzeugung." Monkey blieb ganz kühl, wirkte nach außen so kalt und maschinenhaft wie immer. Wir sahen uns an. Er mit seinem seelenlosen Kamerablick, ich mit unverhohlenem Trotz in den Augen. Lange. Um uns herum herrschte Schweigen.
Und dann überraschte mich Monkey mit der Aufforderung, mich in der Siedlung der Matten-Willys umzusehen - sobald die USO-Katsugos und die siganesischen Quintechs unseres Teams die Siedlung sicher gemacht hätten. „In der Siedlung, die nicht weit von Suntown ebenfalls am Rand des Areals mit den
Weitere Kostenlose Bücher