21 - Die achte Flotte
dem kurz vorher eine der beiden Frauen gesessen hatte, und der ältere Mann am Schreibtisch lächelte sie mit bemerkenswert wenig Heiterkeit an.
»Nun?«, fragte Albrecht Detweiler schließlich und neigte seinen Sessel nach hinten, ohne den Blick von den Neuankömmlingen zu nehmen.
»Wie es aussieht«, sagte der eine, der auf dem zuvor benutzten Sessel Platz genommen hatte, in einer Stimme, die Albrecht Detweilers gespenstisch ähnlich klang, »sind wir in ein Luftloch gefallen.«
»Wirklich?« Albrecht zog in spöttisch gespieltem Erstaunen die Augenbrauen hoch. »Und wie bitte kommst du zu dieser Schlussfolgerung, Benjamin?«
Benjamin zeigte wenig Anzeichen der Unruhe, die Albrecht Detweilers Ironie bei den meisten Menschen, die von seiner Existenz wussten, zu wecken pflegte. Vielleicht lag es daran, dass sein Nachname ebenfalls Detweiler lautete … wie auch der seiner beiden Begleiter.
»Das nennt man eine einleitende Bemerkung, Vater«, erwiderte er.
»Aha, ich verstehe. Wenn das so ist, warum fährst du dann nicht fort?«
Benjamin lächelte und schüttelte den Kopf, dann lehnte er sich zurück.
»Vater, du weißt so gut wie ich − besser als ich −, dass die gegenwärtige Lage zumindest zum Teil auf die gründliche Abschottung zurückzuführen ist. Meiner persönlichen Ansicht nach hätte Anisimovna vielleicht bessere Arbeit leisten können, wenn sie unsere wahren Ziele gekannt hätte, aber das kann natürlich auch daran liegen, dass ich mich schon seit Jahren dafür einsetze, mehr Angehörige des Strategischen Rates ganz ins Bild zu setzen. Wie es im Moment aussieht, meine ich, dass die Analyse, die sie und Bardasano angefertigt haben, wahrscheinlich grundsätzlich zutreffend beschreibt, was im Talbott-Sternhaufen schiefgegangen ist. Niemand hätte Vorkehrungen für diesen unwahrscheinlichen Zwischenfall treffen können, der offenbar dazu geführt hat, dass dieser Terekhov über die Verbindung zwischen der Grenzsicherheit und dem Monica-System stolperte. Und selbst wenn einkalkuliert gewesen wäre, dass er entdeckt, was immer er entdeckt hat, so hätte doch niemand ahnen können, dass er zu einem ungenehmigten Präventivschlag ausholt. Und im Gegensatz zu uns lagen Anisimovna die neuesten Abschätzungen der manticoranischen Fähigkeiten nicht vor. Seien wir ehrlich − was sie mit Monicas neuen Schlachtkreuzern angestellt haben, hat auch uns überrascht, und sie hatte viel weniger Informationen als wir. Außerdem wusste sie nicht, dass unser eigentliches Ziel war, Verrochio und der Grenzflotte einen Denkzettel zu verpassen, auch wenn es eigentlich sehr viel später geschehen sollte. Wenn Bardasano erlaubt gewesen wäre, ihr alles zu sagen, ist es denkbar − nicht wahrscheinlich, aber denkbar −, dass die beiden für diesen Fall eine Rückzugsposition erarbeitet hätten.«
Er zuckte die Achseln.
»So etwas geschieht eben manchmal. Wir erleben hier schließlich nicht unseren ersten Rückschlag. Dass Pritchart das, was geschehen ist, mit ihrem Gipfeltreffen zu ihren Gunsten wenden konnte, ist natürlich erheblich schmerzhafter, aber trotzdem haben wir schon wenigstens ein paar andere Rückschläge erlitten, die genauso ernst waren. Was diesen Rückschlag so unangenehm macht, ist der Umstand, dass wir in die Entscheidungsphase eintreten und damit unser Spielraum, um uns von Fehlern zu erholen, immer kleiner wird. Was«, fügte er fast ein wenig spitz hinzu, »ein Grund ist, noch einmal darüber nachzudenken, wie streng wir die Dinge voneinander abschotten.«
Albrecht runzelte die Stirn. Er sah nicht sehr fröhlich aus, doch es war ein nachdenkliches Stirnrunzeln, kein wütendes. Er genoss (bei denen, die überhaupt von seiner Existenz wussten) einen wohlverdienten Ruf der Skrupellosigkeit, und er hatte sorgsam darauf geachtet, sich eine ähnliche Reputation zu erwerben, was die Ausdauer seiner Geduld anging. Dieser zweite Ruf allerdings war eher nützlich als zutreffend.
»Ich verstehe, was du sagst, Ben«, erwiderte er nach kurzem Schweigen. »Gesagt hast du es schließlich weiß Gott schon oft genug!«
Ein Grinsen nahm seinem letzten Satz jeden Anschein einer Zurechtweisung, doch dann wich das Grinsen erneut der Nachdenklichkeit.
»Das Problem ist nur, dass das Prinzip der Zwiebel uns so lange gut gedient hat«, sagte er. »Ich bin nicht bereit, es nun ohne Weiteres über Bord zu werfen, zumal die Folgen sehr ernst sein könnten, wenn jemand, bei dem wir dann annehmen, er müsste eingeweiht
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