Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

Titel: 21 - Im Reiche des silbernen Löwen II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Gefängnis in Amadijah geholt hast, und fragte, wie du es wohl anfangen würdest, für Marah Durimeh einen Ausgang aus dem Kulluk zu finden. Es wurde bestimmt, daß eine kleine Schar erfahrener Krieger ausgesandt werden solle, die Befreiung zu versuchen. Klein mußte sie sein, um sich leicht verbergen zu können. Als Kundschafter sollten nicht Männer, sondern einige Frauen dienen, weil diese selten Verdacht erwecken und meist ganz unbeachtet bleiben. Als ein Anführer gewählt werden sollte, bot sich der Raïs von Schohrd freiwillig an. Es sollte das eine Buße für frühere Zeiten sein, wo er, wie du ja weißt, auf falschem Wege wandelte und damals auch dein Feind gewesen ist. Er wurde angenommen. Als das Ingdscha, seine Tochter, hörte, welche stets der Liebling Marah Durimehs gewesen ist, forderte sie von ihrem Vater, daß er sie als Kundschafterin mitnehme; sie könne keiner andern den Vorzug lassen, zur Befreiung ihrer geliebten, ehrwürdigen Beschützerin mitwirken zu dürfen. Als er nach einigem Zögern seine Erlaubnis dazu gab, konnte ich es nicht über das Herz bringen, Ingdscha ohne mich in solche Gefahren gehen zu lassen. Ich bat sie also, sie begleiten zu dürfen, und sie erfüllte meinen Wunsch.“
    „Hatte denn dein Mann nichts dagegen einzuwenden!“
    „Nein; er ist ja selber mit dabei. Du hast ihn damals nicht in der Weise kennengelernt, daß du dich über ihn freuen konntest; jetzt aber wirst du mit ihm zufrieden sein. Seit jenem Abend, an welchem du unsere Gebieter hinauf zum Ruh 'i Kulyan führtest, herrscht Eintracht unter denjenigen, welche sich wegen der Verschiedenheit der Abstammung und des Glaubens vorher bekämpften. Es ist seitdem kein Streit wieder vorgekommen.“
    „Wieviel Personen seid ihr hier?“
    „Zehn Männer, den Raïs selbst mitgezählt, und zwei Frauen, nämlich Ingdscha und ich. Es wurde das für genug befunden, da wir ganz nach deinem Beispiel handeln und nicht Gewalt, sondern womöglich nur List anwenden wollten.“
    „Habt ihr Erfolg gehabt?“
    „Bis jetzt noch nicht. Den Kulluk haben wir gefunden. Wir wissen auch, daß es wirklich Marah Durimeh ist, die dort wohnt; aber weil wir uns nicht zeigen dürfen, haben wir uns bis jetzt vergeblich bemüht, hineinzukommen oder ihr wenigstens ein Zeichen von uns zu geben.“
    „Ich weiß aber, daß andere zu ihr dürfen!“
    „Ja, wir haben das auch beobachtet. Es kommen Personen, welche mit ihr zu sprechen begehren; diese dürfen aber nicht hinein, sondern nur bis an das Tor, wo sie mit ihr sprechen dürfen und dann wieder gehen müssen, ohne den Turm betreten zu haben. Als wir bei einer solchen Gelegenheit uns in der Nähe versteckt hatten, sahen wir sie und wissen nun also, daß sie es wirklich ist.“
    „Also darf kein Mensch hinein zu ihr?“
    „Niemand. Wir haben nur einen einzigen Fall beobachtet, daß Leute hineindurften, und die sind nicht wieder herausgekommen. Man scheint sie festgehalten zu haben.“
    „Wißt ihr, wer das war?“
    „Wir kannten sie nicht, doch sahen wir, daß es Kurden waren. Sie hatten einen kleinen Knaben bei sich.“
    Da fiel Adsy schnell ein:
    „Sie sind es; sie sind es! Das war Schevin mit Khudyr und unseren Leuten! Weißt du vielleicht, warum sie nicht wieder herausgedurft haben?“
    „Nein. Wie können wir das wissen, da wir uns verbergen müssen und also uns nicht erkundigen dürfen. Wahrscheinlich würden die Dawuhdijehs es auch niemandem sagen.“
    Nun sprach Adsy eine Menge von Fragen aus, welche zwar von der Größe seiner Besorgnis, nicht aber von der hier so nötigen Umsicht zeugten, so daß ich ihn bat:
    „Erlaube, daß ich mit Madana spreche! Du fragst mit deinem Herzen, aber nicht mit dem Verstand. Wie viel Dawuhdijehs sind es wohl, die den Turm bewachen?“
    „Erst waren es wohl zwanzig“, antwortete die Alte. „Jetzt aber, seit diese Fremden auch drin stecken, sind es wohl doppelt so viel.“
    „Befinden sich diese Wächter im Innern des Turms?“
    „Ja; doch stehen zwei stets vor dem Tor.“
    „Bei Tag und auch bei Nacht?“
    „Am Tag sind es diese zwei, doch sobald es dunkel geworden ist, wird vor dem Eingang ein Feuer angebrannt, an welchem sechs und oft auch acht Männer sitzen.“
    „Haben diese Leute einen bestimmten Anführer?“
    „Ja. Das ist kein Kurde, sondern ein türkischer Mülasim (Lieutenant), welcher fünf Soldaten bei sich hat.“
    „Ah! Marah Durimeh ist also wirklich die Gefangene des sogenannten Paschas von Suleimania, und den Dawuhdijehs

Weitere Kostenlose Bücher