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21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

Titel: 21 - Im Reiche des silbernen Löwen II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bleiben da; wir gehen allein.“
    Halef wollte partout mit; ich wies ihn aber zurück, weil ich ihn dabei nicht brauchte. Je weniger er wußte, desto weniger konnte er auf den Gedanken eines selbständigen oder gar eigenmächtigen Verhaltens kommen. Ich mußte dafür besorgt sein, daß er mir hier nichts verderben konnte.
    Wir hatten vielleicht zweihundert Schritte weit in dem ausgetrockneten Wasserbecken zu gehen, bis wir an den früheren Ausfluß desselben kamen. Dieser bildete eine enge, sich mehrfach biegende, vom Wasser in den Felsen gefressene Spalte, welche mit Farnen und holzigem Gestrüpp so verwachsen war, daß man draußen leicht vorübergehen konnte, ohne zu ahnen, was für ein Platz hinter diesem scheinbar undurchdringlichen Dickicht lag. Als wir uns hindurchgewunden hatten, ging es eine kurze Schlucht hinab ins Tal, auf dessen anderer Wand ich dann den Kulluk liegen sah. Es war ein großer, aus starken, mit schmalen Schießlöchern versehenen Mauern aufgeführter Kubus, an den ein hoher, runder Turm mit teilweise eingestürzter Zinne stieß. Das war freilich nicht gleich auf den ersten Blick so deutlich zu sehen, weil dies durch den sich dicht emporziehenden Wald verhindert wurde. Wir schlichen uns weiter bis fast an die Stelle, wo der hinaufführende Weg begann. Von einem Weg in unserem Sinne war freilich keine Rede; man sah nur, daß in neuerer Zeit hier gegangen und geritten worden war. Das alte Mauerwerk lag so still und scheinbar unbelebt da oben, daß ich es für unbewohnt gehalten hätte, wenn mir nicht das Gegenteil berichtet worden wäre. Es war kein Mensch, kein Tier, kein lebendes Wesen ringsum zu sehen, und weiter hinauf durften wir nicht, wenn wir uns nicht der Gefahr aussetzen wollten, entdeckt zu werden. Wir kehrten also so vorsichtig, wie wir gekommen waren, nach unserem Versteck zurück, wo sich Halef natürlich gleich sehr angelegentlich erkundigte, was ich gesehen und beschlossen hätte. Ich hielt es nicht für geraten, ihm jetzt schon etwas mitzuteilen. Es genügte vollständig, wenn er einstweilen wußte, daß ich als türkischer Hauptmann nach dem Kulluk wollte. Das übrige erfuhr er am besten erst dann, wenn es vorüber war. Wollte er doch auch so schon sich der Sache in einer Weise annehmen, die ich zurückweisen mußte. Er schlug mir nämlich vor:
    „Sihdi, da der Schneider des Hauptmanns den Anzug nicht für die sanften Verhältnisse meiner rücksichtsvollen Persönlichkeit gefertigt, sondern ihm eine so unbescheidene Ausdehnung gegeben hat, daß ich es mir streng verbitten muß, mit ihm in Berührung zu kommen, so magst also du selbst in die fremden Hosenbeine und dir nicht gehörigen Ärmel fahren; aber ich werde wenigstens die Vorbereitung dazu jetzt treffen.“
    „Welche Vorbereitung?“
    „Ich werde zu ihm hingehen und ihm sagen, daß er das Innere seiner Uniform augenblicklich zu verlassen habe. Dann bringe ich sie dir her, damit du sie anziehen kannst.“
    „Warum soll denn nicht ich hin zu ihm gehen?“
    „Weil dir die große Gabe der Rede versagt ist, welche dazu gehört, ihm die ungeheure Notwendigkeit dieser Anordnung begreiflich zu machen.“
    „Lieber Halef, sei doch so gut, und warte mit deinen großen Taten, bis ich dich auffordere, sie zu tun! Du kennst ja die Art und Weise gar nicht, in welcher das, was du tun willst, zu geschehen hat!“
    „Ist denn diese Art und Weise hierzu eine ganz besondere?“
    „Ja. Und wenn sie das auch nicht wäre, so versteht es sich doch ganz von selbst, daß ich in dieser Angelegenheit, die meine eigene ist, keinen Vormund brauche!“
    „Vormund! Oh, Effendi, wie verkennst du doch die opferwillige Liebe, mit welcher ich bestrebt bin, dir alle Unannehmlichkeiten des Lebens tragen zu helfen!“
    „Sei still! Den Herrn und Gebieter willst du spielen; weiter hat es keinen Zweck. Ich erkenne ja deine vorzüglichen Eigenschaften bereitwilligst an und werde dir das jetzt beweisen, indem ich dir ein hochwichtiges Amt anvertraue.“
    „Ein hochwichtiges?“ fragte er, indem seine bereits düster gewordene Miene sich sofort wieder aufhellte. „Ja, vertraue es mir an; du kannst überzeugt sein, daß es ganz unmöglich ist, es in bessere Hände zu legen!“
    „Das weiß ich ja, und darum übergebe ich es dir und keinem andern. Ich traue dir nämlich zu, ein vorzüglicher Baumeister zu sein, lieber Halef.“
    „Ein – – – Baumeister?“ fragte er, indem sich in seinem Gesicht eine Überraschung aussprach, die mir heimlich

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