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21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

Titel: 21 - Im Reiche des silbernen Löwen II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Lüftchen aus dem Land der Ungläubigen umzuwehen vermag?“
    „Es handelt sich hier nur um meine Würde als Beamter des Großherrn. Sobald ich sein von Allah gesegnetes Siegel erblicke, habe ich meine Pflicht zu erfüllen, ohne nach der Religion und dem Glauben dieses Effendi zu fragen, welcher mir bewiesen hat, daß er unter dem ganz besonderen Schutz des Padischah steht. Du hast den Streit mit ihm begonnen, indem du dich als ein Mann gebärdetest, der das Recht besitzt, hier als Gebieter aufzutreten. Dieses Recht gebührt dir selbst als Pischkhidmät Baschi nicht; aber da du dich für ihn ausgibst, ist es meine Pflicht, den Beweis von dir zu verlangen!“
    „Meine Untergebenen hier können es mir bezeugen.“
    „Was sie sagen, gilt nichts, denn ich kenne sie nicht. Wenn du ein so hoher Herr bist, der in der immerwährenden Gegenwart des Schah-in-Schah wandelt, mußt du doch das Siegel und die Unterschrift desselben in den Händen haben. Da dieser fremde Effendi beides besitzt, darf ich wohl sagen, daß es dir doch viel leichter als ihm sein muß, eine solche Beglaubigung deines Herrschers zu erlangen.“
    „Ich habe sie nicht von ihm gefordert, weil ich es für vollständig unmöglich hielt, daß irgendein Mensch an der Wahrheit meiner Worte zweifeln könne. Ich habe zwar Briefe meines Gebieters mit, die muß ich aber an den heiligen Orten abgeben und darf sie keinem andern Menschen zeigen als denen, an die sie gerichtet sind.“
    „Das ist nicht vorteilhaft für dich. Du hast ja selbst gesagt, daß nur Schiiten hierher gehören und jeder Andersgläubige den Khan zu verlassen habe. Wenn du mir nicht beweisen kannst, daß du ein Bekenner der Schia bist, muß ich dich nach deinem eigenen Willen mit deinen Leuten aus dem Tor weisen!“
    „Welche Schande!“ fuhr der Perser auf. „Muß ich mir das wirklich sagen lassen!“
    „Ja, das mußt du! Du bist ein Fremder, der sich nicht legitimieren kann, und hast mir, dem Kommandanten dieses Ortes, zu gehorchen.“
    „Und was geschieht, wenn ich dir den Gehorsam verweigere?“
    „So habe ich einen Bericht abzufassen, den ich fortsende, und werde euch hierbehalten, bis die Antwort darauf eingetroffen ist.“
    „Wir lassen uns aber nicht halten!“
    „Allah bewahre dich vor schädlichem Ungestüm! Meine Asaker (Soldaten) fürchten sich nicht vor euch, und dieser wohlbewaffnete Effendi würde mir mit seinem tapfern Scheik der Haddedihn gewiß beistehen. Ihr habt gesehen, wie er schießen kann!“
    Der Kammerherr sah sich fragend im Kreis seiner Leute um; sie zeigten jetzt ganz andere Gesichter als vorher; der frühere Ausdruck der Zuversichtlichkeit war vollständig verschwunden. Meine Schießprobe und die vorgezeigten Legitimationen hatten die beabsichtigte Wirkung hervorgebracht: der Khandschi war mutig, der Kammerherr aber bedenklich geworden. Meinem kleinen, wackeren Hadschi machte das Spaß; er griff mit der Hand nach den Waffen in seinem Gürtel und fragte mich in unternehmendem Ton:
    „Du bist natürlich einverstanden, Effendi? Wollen wir es diesen Leuten sofort zeigen, wie zwei erfahrene Krieger es anfangen, zwölf Gegner in zwei Minuten widerstandsunfähig zu machen?“
    „Ja, das wollen wir, aber in anderer Weise, als du denkst“, antwortete ich. „Grad weil ich kein Moslem bin, sondern ein Christ, werde ich diesen Zwiespalt, an dem wir unschuldig sind, auf friedliche Weise lösen.“
    Ich wendete mich an den Khandschi und fügte hinzu:
    „Würdest du es gelten lassen, wenn jemand, den du kennst, dir die Versicherung gäbe, daß dieser persische Mirza wirklich der Pischkhidmät Baschi des Schahs ist?“
    „Ja“, antwortete er.
    „So sag, ob du mich jetzt kennst!“
    „Dich? Natürlich kenne ich dich! Du hast mir ja die allerhöchsten Schriftstücke vorgezeigt; folglich kenne ich dich so gut, als ob ich, wenn du mir gestattest, von Jugend auf an deiner eigenen Stelle gewesen sei.“
    „Du würdest also meine Worte gelten lassen?“
    „Wie meine eigenen!“
    „Gut, so versichere ich dir, daß dieser Mirza wirklich derjenige ist, für den er sich ausgegeben hat, und bitte dich, ihn hier im Khan verweilen zu lassen, so lange es ihm beliebt!“
    „Du hast es gesagt, und es soll geschehen, Effendi!“
    „Maschallah!“ rief da Halef aus. „Du vergiltst die Beleidigungen, welche wir anzuhören hatten, mit dieser großen, unverdienten Güte? Wie kannst du mich um die Glückseligkeit bringen, diesen zwölf Personen zu beweisen, daß wir zwei, du und

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