2108 - Samahos Erbe
Schärfe. „Ihr werdet euch zum Unterricht begeben und alles nachholen, was ihr versäumt habt. Und ihr werdet diese Sektion nie mehr ohne Erlaubnis verlassen."
*
Als sie den Raum verließen, warteten Kosch Fatingard und Shah Carampo auf sie. Sie waren elf und zwölf Jahre alt, momentan jedoch geschlechtsneutral, wie deutlich an ihren gleich langen Gehirntentakeln zu erkennen war. Sie hatten jeweils den Part der Fürsorge für den Nachwuchs übernommen; wobei die Eltern-Kind-Bindung sehr locker, eher freundschaftlich war.
Mom'Serimer waren Hermaphroditen, wobei ihre Geschlechtlichkeit nur während der unvorhersehbar eintretenden Zeugungsphase hervortrat; auch die Wahl des Geschlechtes geschah völlig zufällig, und es bildete sich nach der Geschlechtsphase wieder zum Neutrum zurück. Wenn die hormonelle Phase nochmals auftrat, konnte sich das Geschlecht ändern. Bis zur ersten Geschlechtsphase wurden die Kinder stets als männlich bezeichnet.
„Shoy, warum tust du das?", ging Kosch Fatingard auf den Jugendlichen los. „Warum ziehst du Basch immer wieder in solche Sachen hinein?"
„Langsam!", fuhr Shah Carampo sofort dazwischen. „Basch ist mindestens ebenso gut im Streicheaushecken wie mein Sohn!"
„Aber Wortführer ist doch immer dieser vorlaute, altkluge Besserwisser!", schnaubte Kosch. „Er hetzt Basch und die anderen auf!"
„Darf ich dich daran erinnern, dass der Tag des freien Unterrichts von deinem faulen Sprössling initiiert wurde?", gab Shah wütend zurück.
Basch und Shoy schauten sich an. Dann versuchten sie, sich von den wütenden Elternteilen wegzuschleichen.
Doch ihre Flucht blieb nicht unbemerkt.
„Hier geblieben!", donnerten beide und waren sich ausnahmsweise einmal einig.
„Was habt ihr euch nur dabei gedacht?", konzentrierte sich Shah nun auf die beiden Abenteurer. „Wisst ihr nicht, wie gefährlich das ist?"
„Und euch einfach unerlaubt fortzuschleichen! Habt ihr denn gar keinen Sinn mehr für Regeln und Anstand?", fuhr Kosch fort.
„Wir wollen uns doch nur ein bisschen umsehen", murmelte Basch.
Shoy verlegte sich auf trotziges Schweigen und zeigte eine finstere Miene.
„Denkt ihr, ihr könnt machen, was ihr wollt?", schimpfte Shah. „Gerade, weil wir unsere Heimat verloren haben, ist es unerlässlich, die Regeln hoch zu achten und sich als einiges Volk zu verstehen, das dieselben Ziele und Vorstellungen verfolgt! Ihr aber lehnt euch gegen alles auf!"
„Ihr sprecht kein Frendo-Prom mehr, ihr eignet euch fremde Redewendungen und Verhaltensweisen an ...
wohin soll das führen? Ihr seid keine Terraner, ihr werdet nie Terraner sein - und seid dessen gewiss, sie wären euch und uns lieber heute als morgen los!", schalt Kosch. „Sie wollen uns nicht!"
„Ich dachte, du würdest es verstehen", wandte Shoy sich an seine Mutter. „Du bist zwar schon zwölf, aber noch nicht richtig alt. Wir müssen ... lernen. Aber nicht die Vergangenheit, sondern die Gegenwart. NACHT-Acht ist für immer dahin, und wir stehen vor einem ganz neuen Anfang. Wenn wir an den alten Dingen festhalten, werden wir untergehen, und dann ist unsere Flucht sinnlos."
„Du redest wirres Zeug, Shoy. Manchmal benimmst du dich wie ein Erwachsener, und dann wieder ... bist du so ein Kind! Ich habe deswegen nachgedacht und eine Entscheidung getroffen: Du wirst bei mir wohnen, bis du vernünftig geworden bist. Keinesfalls wirst du dich jetzt schon auf eigene Füße stellen. Du wirst vom Unterricht direkt in unsere Unterkunft gehen und nachholen, was du versäumt hast."
„Und für dich gilt dasselbe, Basch! Du wirst dich von jedem anderen fern halten, speziell von Shoy, bis du gelernt hast, wie sich ein Mom'Serimer verhält, bis du ein Teil dieser Gemeinschaft bist und ihr nützlich bist.
Verstanden? Und nun geht, ihr beide, heute Nachmittag gibt es eine Sonderlektion für euch."
Die beiden Freunde gehorchten. Hinter sich konnten sie die Fortsetzung des Streites hören, welches Kind nun das missratenere war.
Sie wussten beide, dass sie keine Ausnahme waren. Diese Auseinandersetzungen gab es fast täglich, denn die jungen Mom'Serimer hatten ihren eigenen Kopf und wollten ihre Vorstellungen um jeden Preis durchsetzen.
„Mir ist egal, was Kosch sagt", beharrte Basch fest. Automatisch verfiel er dabei in Interkosmo. „Du bist mein bester Freund, Shoy, und ich halte zu dir."
„Und du bist und bleibst mein bester Freund. Und Shah wird sich wundern, wenn ich mir ein eigenes Quartier suche. Was will
Weitere Kostenlose Bücher