2108 - Samahos Erbe
freiwillig gemeldet? Genau. Ich hasse Hausarbeit. Also, ihr Suchkommandos, haltet euch ran und versaut eurer Vesper nicht den Flug!
*
Fee Kellind musste unwillkürlich schmunzeln. SOLtv hatte sich inzwischen gut eingespielt, was nicht zuletzt an der bezaubernden, dünnen, fast elfisch wirkenden Vesper lag, mit ihrer makellos bleichen Haut, den pechschwarzen Haaren und Augen und ihrem verführerischen Schlafzimmerblick. Sie wirkte immer ein wenig, als würde sie zu wenig Schlaf bekommen, was nicht zuletzt an ihrer wirren Frisur lag; doch sie war stets gut gelaunt und redete ununterbrochen. Die Zahl ihrer Verehrer war enorm, doch bisher hatte keiner bei ihr dauerhaften Erfolg gehabt. Wie eine Biene summte sie von Blüte zu Blüte und suchte sich das Beste aus, ohne je zu verweilen.
Sie ist so unbeschwert, in ihrer Gegenwart kann man keine trüben Gedanken haben, dachte Fee. Sie hatte Vesper kennen gelernt, als sie sich mit Porto Deangelis auf einen Drink verabredet hatte.
Es war eine glatte Sensation gewesen, als die unnahbare Kommandantin der SOL in männlicher Begleitung in Bobo's Planet auftauchte. Aber nachdem selbst die Unsterblichen dort einkehrten, wollte sie sich wenigstens einmal zeigen. Es war ein netter Abend gewesen, vor allem, als Atlan Anekdoten zum Besten gab und Dao-Lin-H'ay mit dem Barmann wettete, alle 98 Strophen aus der Todesarie von Fisherman's Dream fehlerlos vortragen zu können.
Ja, die SOL ist eine Welt, da hat Porto vollkommen Recht, dachte sie nicht zum ersten Mal. So musste es auch sein, schließlich mussten sich alle damit arrangieren, jahrelang unterwegs zu sein und blauen Himmel, Sonnenschein und grüne Wiesen nur in den Erholungslandschaften vorzufinden. Soziale Konflikte konnten natürlich nicht vermieden werden, aber sie durften nicht über den normalen Rahmen hinausgehen.
Fee war sehr stolz auf ihr Schiff und die Mannschaft. Sie hätte komplett zufrieden sein können, würde da nicht immer noch die Last von Samahos Erbe auf sie drücken. Solange die Nekrophore nicht gefunden war, konnte sie sich nicht entspannen.
Das brachte die Gedanken wieder in die übliche Richtung; und anstatt die Freiwache zur Erholung zu nutzen, grübelte die Kommandantin bereits wieder über Probleme des Tagesgeschäftes nach und suchte nach einer Idee für die Suchkommandos.
So verging Stunde um Stunde, schließlich gab sie auf. Es war nutzlos, sie konnte nicht einschlafen. Fee zog einen bequemen Anzug aus dünnem, ihre Figur perfekt umschmeichelndem Material an und nahm den Antigravschacht ins Bordobservatorium des SOL-Mittelteils. Das war einer ihrer Lieblingsplätze, wie zum Entspannen, Nachdenken und Meditieren geschaffen.
Seltsamerweise traf sie hier oben nur sehr selten jemanden, obwohl es vermutlich der romantischste Ort der SOL war. Als täuschend echtes Hologramm, geschaffen von den Zwischentakt-Ortern und mit verschiedenen technischen Effekten aufgearbeitet, wölbte sich der Sternenhimmel über ihr, durch den das einzigartige, in dieser Unendlichkeit winzig erscheinende Hantelschiff seine einsame Bahn zog, wie ein ewiger Wanderer auf der Suche nach den Wundern des Universums.
Fee setzte sich auf eine der Bänke im Zentrum des sonst leeren Raumes, abgesehen von zwei Terminals an den Seiten. Sie versank in der Schwärze des Leerraums, in der die fernen Galaxien wie kleine Lichtpunkte wirkten, ließ sich einfach gehen und dahintreiben, ohne Gedanken oder Sehnsüchte.
Ihre Ohren vernahmen wohl das leise Zischen des aufgleitenden Schotts, doch wirklich bewusst wurde es ihr nicht. Dennoch schrak sie nicht zusammen, als sie plötzlich jemanden neben sich spürte. Die Ausstrahlung eines großen, warmen Körpers hüllte sie tröstlich ein.
„Ich dachte, zu dieser Zeit geistert niemand mehr herum", sagte sie leise. „Es geht schon auf drei Uhr zu, nicht wahr?"
„Ja, beinahe." Porto Deangelis setzte sich neben sie. „Gerade deswegen komme ich meistens um diese Zeit, wenn ich nicht schlafen kann."
„Seltsam, dass wir uns noch nie begegnet sind."
„Vielleicht haben wir selten Schlafstörungen und noch seltener gleichzeitig."
Fee blickte kurz zu ihm und lächelte. Seine hellen Augen schienen zu leuchten, als sich das Licht der Sterne in ihnen spiegelte. Ihre Augen mochten ähnlich strahlen.
Eine Weile saßen sie still nebeneinander und genossen den Ausblick. „Es ist erhaben", sagte Porto schließlich leise, mit einer seltsamen Ergriffenheit in der Stimme. „Da reduziert sich doch
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