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2113 - Gefangen in der Zitadelle

Titel: 2113 - Gefangen in der Zitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Reichstruppen darf niemals untergraben werden.
    Ich hatte es zu jener Zeit nicht glauben wollen, doch nun hegte ich nicht mehr den geringsten Zweifel.
    Leise seufzend drehte ich mich zu Pirguso um. „Du hast mir einmal eine Frage gestellt", sagte ich, „auf die ich damals wohl keine Antwort hatte. Zumindest keine, die dich einigermaßen zufrieden stellen konnte. Ich glaube, jetzt habe ich eine. Darf ich dich heute Abend auf ein Getränk in deiner Kabine aufsuchen?"
     
    *
     
    Das Licht schimmerte in dem Evrafosch, und diesmal zögerte Pirguso nicht, sondern nippte noch vor mir an dem Getränk. Fast, als müsse er nach dem, was er heute gesehen hatte, unbedingt ein berauschendes Getränk zu sich nehmen.
    „Ich habe den Eindruck", sagte ich und beantwortete damit die Frage, die der Kommandant mir ursprünglich vor mehr als einem Jahr gestellt hatte, „dass es im Reich Tradom nicht zum Besten steht."
    „Ach", sagte Pirguso, „hat selbst die Gutgläubigkeit des gutgläubigsten aller Pombaren nach all diesen Reisen ein Ende gefunden?"
    „Ja, ich war naiv und vertrauensselig. Ich war jung und hatte von Tradom so gut wie nichts gesehen.
    Kann man mir diese Einfältigkeit vorwerfen?"
    „Nein, natürlich nicht."
    „Aber du hast Recht, Tradom hat zwei Seiten. Tradom ist nicht nur eine Galaxis der reichen, glücklichen Welten, sondern auch eine der Armut, der blutigen Konflikte, der hässlichen Piraterie!"
    „Aber es gibt doch gewisse Machtstrukturen, die für Stabilität sorgen ..." Pirguso schien mich irgendwohin führen zu wollen, doch ich wusste noch nicht, wohin.
    „Sicher, eine umfassende Bürokratie durchzieht die Galaxis, aber sie sorgt sich nicht um ihre Untertanen, um die Bewohner des Reichs. Ihr einziges Ziel scheint zu sein, die Tribute einzusammeln, die dem Reich gebühren, die Wirtschaftskraft des Gesamtsystems Tradom auf einem gewissen Niveau zu halten und jeden Aufruhr schon im Keim zu unterdrücken."
    „Was steckt dahinter, Ikanema? Willkür oder Grausamkeit?"
    Mein Brustgesicht drückte starke Zweifel aus. „Weder noch. Ich vermute, dass es sich dabei um eine glasklare ökonomische Rechnung handelt."
    Neugierig, fast erwartungsvoll, sah der Schlomm mich an. Ich hatte mich mittlerweile an seinen körpereigenen Geruch so sehr gewöhnt, dass ich ihn kaum noch bewusst wahrnahm.
    „Es wäre dem Reich Tradom jederzeit möglich, all diese Konflikte, die Piraterie in der Galaxis im Keim zu ersticken. Die Inquisition der Vernunft verfügt über die Valenter und die Tributkastelle ..."
    „Und über die legendären AGLAZAR-Raumer..."
    Ich tat den Einwand mit einer Handbewegung ab. „Ich bin noch immer nicht überzeugt, dass es diese Schlachtschiffe tatsächlich gibt, aber sie sind auch gar nicht notwendig, um die Forderungen des Reiches durchzusetzen."
    Pirguso brummte leise.
    „All diese Reibereien, all diese Piratenübergriffe vernichten Güter, kosten CE-Tradicos, die das Reich folglich für seine Zwecke nicht mehr einnehmen kann. Aber welcher bürokratische und militärische Aufwand wäre nötig, um eine wirklich flächendeckende Befriedung vorzunehmen? Was würde dieser Einsatz kosten? Nein, ich glaube allmählich, diese Kosten wären höher als der Gewinn, den Befriedung und Kontrolle letztlich eintragen würden. Bedenke, dass ja auch Piraten und andere Gesetzlose Tribut zahlen. So entsteht eine Wertschöpfung auch im Illegalen."
    Der Schlomm lachte leise auf. „Lineare Optimierung?"
    „Wie bitte?"
    „So bezeichnen Ökonomen das mathematische Verfahren, das ein Maximum an Profit in einer Matrix ausrechnet. Aber eine große Frage bleibt: Wer beherrscht eigentlich das Reich? Wer steckt hinter der Inquisition der Vernunft?"
    „Ja", sagte ich. „Was für Motive treibt das Reich? Oder ist es nur ein Moloch, der sich mit den Jahrtausenden verselbständigt hat?"
    Auf diese Frage fanden wir an diesem Abend keine Antwort. Stättdessen stellte sich mir kurz darauf eine andere, auf die die Antwort nur allzu nahe lag.
     
    *
     
    Tratto betrachtete mich neugierig und verwundert. „Nein", sagte sie, „mir fällt nichts an dir auf."
    Ich baute mich breitbeinig vor ihr auf, spreizte die Arme und streckte die Brust heraus. „Wirklich nicht?"
    „Wirklich nicht", sagte sie kläglich.
    Natürlich. Wir sahen uns jeden Tag, und die Veränderung war so langsam vorangeschritten, dass sie sie einfach nicht bemerkt hatte. Mir selbst war es ja erst aufgefallen, als ich dieses seltsame Ziehen in meinem Körper

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