2116 - Sturm auf den Irrläufer
Feuer, zielten aber schlecht. Ihnen musste schon vorher klar gewesen sein, dass sie gegen unser Waffenpotential nichts ausrichteten. Die Kampfroboter paralysierten sie kurzerhand, räumten die Körper dann aus dem Weg, damit die Liegenden nicht gefährdet wurden.
Taster und Orter arbeiteten mit der höchstmöglichen Empfindlichkeitsstufe. Unsere Funkgeräte sendeten pausenlos ultrakurze Impulse auf der Flottenfrequenz. Irgendwo mussten sie auf die beiden Katsugos treffen. Selbst wenn in den Robotern niemand mehr am Leben war, würden die Syntrons reagieren. Das zumindest sah die Planung vor.
8.
„Emotionaut sein bedeutet, seine Gedanken auf die Möglichkeiten des zu steuernden Objekts einzustellen. Du überträgst die eigenen Gehirnimpulse mittels einer multisensiblen Steuereinheit in die Schaltsysteme.
Mit der Zeit und nach langem Training wird dein Gehirn für die Dauer der Emotio-Steuerung zu einem Bestandteil des gesamten Steuerkomplexes. Dein Bewusstsein verschmilzt mit dem Objekt, dem du deine Befehle erteilst. Ihr werdet eins."
A. E. van Houteren, Anfänger-Vorlesung an der Emotionauten-Akademie von Terrania, 7. Januar 1308 NGZ.
Tynka Mintcoo gehörte zu den Absolventen der Akademie. Sie kannte die Problematik der Emotio-Steuerung bis ins kleinste Detail. Bei einem Raumschiff erforderte die Lenkung auf parapsychischer Ebene ungeheure Anstrengungen und stellte ein nicht unerhebliches Problem auch für die Struktur der eigenen Psyche dar.
Allerdings räumte Tynka Mintcoo ein, dass die Steuerung eines Roboters wie SHECAT verhältnismäßig einfach war, wenn man es mit einem Riesen wie der LEIF ERIKSSON verglich. Um nichts in der Welt hätte sie den ENTDECKER steuern mögen.
SHECAT hingegen war wie ein zweiter Körper für sie. In der fast an eine geistige Symbiose erinnernden Verschmelzung mit den Steueranlagen fühlte sie sich groß und stark wie ein Ertruser oder Oxtorner.
Sie sah durch die Augen des Katsugos. Wenn sie in Gedanken einen Arm hob, vollführte der Roboter die Bewegung in Echtzeit aus. Löste sie - ebenfalls in Gedanken - die Thermokanone aus, reagierte die Waffe ohne Verzögerung.
Der Katsugo stand in einem rotierenden Gestell. Es ermöglichte ihr Rundumsicht. Bei der Vorbereitung des Einsatzes störte die Kreiselbewegung nicht unerheblich.
Tynka Mintcoo drückte SHECAT ein Stück nach hinten, vielleicht zwei, drei Zentimeter. Das reichte. Der wuchtige, knapp acht Tonnen schwere Körper verbog das Gestänge. Die Rotation hörte auf.
Dass TOMCAT die Umgebung sicherte und den Fluchtweg freihielt, nahm sie nur am Rande wahr. Sie konzentrierte sich auf den durchsichtigen Kasten, den Caar Vassquo als Glaskammer bezeichnet hatte. Um herkömmliches Glas handelte es sich nicht, das hatte die Besatzung SHECATS längst festgestellt.
Mit wenigen Schritten lenkte Tynka Mintcoo den Katsugo hinüber.
„Das rechte Bein arbeitet mit einer Verzögerung von einer hundertstel Sekunde", sagte sie. „Könnt ihr das beheben?"
In der Praxis bedeutete es, das SHECAT das Bein fast unmerklich nachzog.
Die Bereitschaftsmeldung an TOMCAT war ein wenig übereilt rausgegangen. Ein paar Systeme des Roboters funktionierten bisher nur provisorisch. Die Ersatzteile waren montiert, aber es fehlte die Feinabstimmung. Dazu hätten sie eine Viertelstunde mehr benötigt. Die stand nicht zur Verfügung.
„Wir arbeiten daran", hörte sie Leutnant Tyrjo Lushurn sagen. Der Syntronspezialist schwitzte trotz seiner hageren Gestalt.
Von TOMCAT traf ein Dringlichkeitssignal ein. Aus verschiedenen Richtungen drangen Roboterstaffeln zur Halle vor.
Tynka ignorierte die Ortungsergebnisse. Ihre Aufmerksamkeit galt jetzt einzig und allein der Glaskammer unter dem Schutzschirm.
Der giftige Qualm hatte Gucky nichts anhaben können. Wie aber sah es mit seinen Körperfunktionen aus?
Sie schuf eine energetische Schleuse, durch die sie SHECAT bis dicht vor die Glaskammer führte. Die Tür war zu klein für den Roboter, die Waffenarme mit den ausfahrbaren Greifzangen zu kurz.
Tynka Mintcoo fuhr den Ortungsschutz hoch. Gleichzeitig erhöhte sie den Energielevel des Katsugos. Innerhalb der Kammer baute sich ein Prallfeld auf. Es dehnte sich ruckartig aus, bis es an den gläsernen Wänden auflag.
Ein einziger Gedankenbefehl an den Energieprojektor reichte aus, die Kammer zu zerstören. Unter dem plötzlich vorhandenen Druck platzten die Wände nach außen weg. Das durchsichtige Material der Glaskammer zersplitterte in kleine
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