2116 - Sturm auf den Irrläufer

soll...?"
    „Halten Sie keine VolksredenJ Die Lage ist brenzlig!"
    Der Navigator sprang auf und spurtete los. Nach drei Sekunden saß er im Kommandantensessel. Die Haube senkte sich über seinen Kopf. SHECAT setzte sich in Bewegung und schloss zu TOMCAT auf.
    „Nichts wie weg hier!", funkte Caar Vassquo. Noch wussten sie nicht, auf welchem Weg sie die Oberfläche am schnellsten erreichten.
    Tynka Mintcoo stand bereits am Schacht. Ohne Zuhilfenahme der Beine hangelte sie sich die Leitersprossen hinab ins Deck vier. Aus einer der Wandboxen entnahm sie einen Medopack.
    Besser als gar nichts!, dachte sie. Aber es war nicht viel mehr als der Tropfen auf den heißen Stein.
    Der Medo informierte sie über den Zustand des Schwerverletzten. Die Gehirntätigkeit lag bei einem gerade noch als normal zu bezeichnenden Minimum. Ob neuronale Schäden eingetreten waren, ließ sich mit den Möglichkeiten des Katsugos nicht erkennen.
    Durch die Gänge rannte Tynka zur Doppelschleuse, die den Brutkasten von der Zentraleinheit trennte. Die Körperwerte des Mausbibers wurden permanent schwächer.
    Es trieb der Siganesin den Schweiß auf die Stirn. Sie schloss den Helm.
    „Halte aus!", flüsterte sie heiser. „Ich bin gleich bei dir."
     
    *
     
    Gelbes Licht erhellte den eineinhalb mal einen Meter großen Brutkasten. Es herrschte eine Temperatur von über fünfunddreißig Grad. Der Ilt brauchte die Wärme, um nicht vorzeitig an Auskühlung zu sterben.
    Tynka Mintcoo kam sich vor, als betrete sie eine völlig fremdartige Welt.
    Unzählige Blutstropfen segelten durch die fast vollständige Schwerelosigkeit. Es wurden immer mehr. Ein Energiefeld mit Saugfunktion fing sie einen Viertelmeter über dem Körper des Schwerverletzten auf.
    Der riesige Körper des Ilts hing in der Mitte des Hohlraums. Ein Fesselfeld hielt ihn an seiner Position.
    Gucky war zehnmal so groß wie Tynka. Sie kam sich vor wie ein Terräner, der in einem Erlebnispark der formenergetischen Animation eines Urweltsauriers gegenüberstand. Dass der Ilt sich nicht bewegte, schmälerte diesen Eindruck keineswegs.
    Die Siganesin stieß sich vom Rand der Schleuse ab. Mit leichtem Drall segelte sie an der rechten Seite des Körpers hinauf. Oberhalb des Ellenbogens tauchte das Gesicht des Mausbibers in ihrem Blickfeld auf. Guckys Augen waren zu. Die Tasthaare an der nach vorn ragenden Schnauze hingen schlaff nach unten. Der braune Gesichtspelz war von den Desinfektionsmitteln der E'Valenter verklebt.
    „Vielleicht kannst du mich hören", sagte Tynka so laut wie möglich. „Oder du liest meine Gedanken. Ich konzentriere mich jetzt auf alles Wichtige und spreche es dir gleichzeitig vor. Perry Rhodan ist in der Nähe.
    Stoßtrupps dringen in unsere Richtung vor. Du musst nur noch kurze Zeit durchhalten."
    Als Antwort verstärkte sich die Pumptätigkeit des Herzens. Mehr Blut drang aus der Wunde.
    Die Siganesin schwebte unmittelbar über der Wunde entlang. Die Wundränder klafften stärker auseinander. Tynka starrte in den dunklen Abgrund, in den sie von ihrer Körpergröße her eineinhalbmal hineinpasste.
    „Mintcoo an Zentrale", sagte sie. „Ich versuche, die Blutung zu stillen." Sie bekam das Schulterteil von Guckys Montur zu fassen und klammerte sich daran fest. „Leutnant Hosmora, senken Sie die Schwerkraft auf null Komma eins und erhöhen Sie den Luftdruck auf zwei Bar."
    Die andere Siganesin bestätigte kurz.
    Im „Brutkasten" merkte sie nichts davon. Ihr Schutzanzug kompensierte die Erhöhung des Luftdrucks, der für Siganesen gefährliche Werte annahm. Bei offenem Helm hätten sich ihre Lungenflügel blitzartig aufgebläht und wären geplatzt.
    Der Blutfluss ließ deutlich nach. Als Ausgleich fing das Herz erneut stärker an zu pumpen. Dass es die Kraft dazu fand, nahm Tynka als positives Zeichen. Nach und nach hangelte sie sich von der Schulter zur Brust des Ilts.
    Aus dieser Perspektive ähnelte die Stichwunde einem riesigen Graben.
    „Nein", sagte sie. „Hier helfen keine Tupfer und keine blutstillenden Mittel."
    Die gesamte Ladung Bordmedikamente der Siganesen reichte für einen derartigen Riesen längst nicht aus.
    Sosehr sie sich innerlich sträubte, blieb ihr nur eine einzige Möglichkeit. Wenn sie Gucky helfen wollte, musste sie „hinein". Ihr Körper schüttelte sich bei dem Gedanken, gewissermaßen im Blut des Mausbibers zu baden und in seinen Körper zu tauchen.
    Schwer atmend zog die Kommandantin den Kombistrahler, dieses Wunderwerk siganesischer