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2118 - Quintatha

Titel: 2118 - Quintatha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Barkner dünsten ganz schön was daher, und Toilettanlagen sind in Hellmock sowieso gänzlich unbekannt - dazu gibt es schließlich das Meer.
    Wir aber durften den ganzen Tag nicht hinaus ...
    Du wirst mir verzeihen, liebes Tagebuch, dass ich auf dieses unerquickliche, äußerst peinliche Thema nicht näher als nötig eingehe. Streifen muss ich es jedoch; warum, wird man gleich sehen.
    An diesem Tag stand Biologie auf dem Programm. Jedenfalls ging es die ganze Zeit über ausschließlich um Fische.
    Ein Bild eines Fisches nach dem anderen wurde von einem stotternden und qualmenden, offenbar mit Dampf betriebenen Diapositiv-Projektor auf eine gelbliche Leinwand geworfen. Zumindest erinnerte mich diese Höllenmaschine an eine ähnliche Vorrichtung, die ich einmal im Museum von Alashan studiert hatte. Dazu brüllte der Lehrer den Namen des Fisches sowie einige Daten, vor allem seine kulinarische Verwendbarkeit betreffend. Die Klasse wiederholte seine Ausführungen, ebenso lustlos brüllend, Wort für Wort. Dann kam das nächste Bild, der nächste Fisch und so weiter.
    Das Ganze verlor selbst für mich rapide den Reiz des Neuen.
    Eine Unterrichtseinheit dauerte zwei Stunden. Dazwischen gab es viertelstündige Pausen. Die kleinen Barkner drängten sich dann meist in den angrenzenden Raum, in dem mehrere simple, tischförmige Spielgeräte aufgestellt waren.
    Ich beteiligte mich wohlweislich nicht an diesen „Harpunenball" genannten Wettkämpfen, weil sie immer mit sehr viel Knufferei und Pufferei einhergingen.
    Doch wurde mir beim Zusehen schnell klar, worum es ging: Zwei aus je zwei Spielern bestehende Parteien versuchten, mittels an drehbaren Eisenstangen befestigten, stilisierten „Harpunieren" den als Umriss aus der Rückwand-Schmalseite ausgeschnittenen „Titan" ihrer Gegner zu treffen und gleichzeitig zu verhindern, dass ihr eigener abgeschossen wurde. Kleine, knöcherne Bälle sollten wohl die Harpunen darstellen, wobei sich seltsamerweise immer nur einer davon im Spiel befand.
    Auch sonst war die Sache unlogisch und witzlos. Weshalb sich meine Mitschüler dabei also dermaßen echauffierten, blieb mir ein Rätsel.
    Ich versuchte gerade, mich unauffällig in einer dunklen Ecke zu erleichtern, als Salsdertu wie aus dem Boden gewachsen neben mir stand, sich bückte und fragte: „Was hast du da zwischen den Beinen?"
    Nun, was hätte ich tun sollen?
    Ich demonstrierte ihm mit allem, was ich in dieser kompromittierenden Situation an kosmopolitischer Souveränität aufzubieten in der Lage war, meine primären Geschlechtsorgane und fügte hinzu: „Doch ich denke, das Geschlecht wird bei dir nicht entscheidend anders aussehen. Du bist schließlich kein Mädchen."
    „Was bedeutet >MädchenGeschlecht    Das war der Moment, in dem mir sozusagen ein Licht aufging.
     
    *
     
    Ich bin, auch wenn das an dieser Stelle seltsam klingen mag, Salsdertu für vieles zu Dank verpflichtet.
    Ob sich aus meinen Erfahrungen mit ihm ein Zusammenhang von geistiger Frische und körperlicher Untrainiertheit ableiten lässt, kann ich nicht beurteilen. Tatsache ist, dass er von allen Barknern, Aufmar eingeschlossen, derjenige war, der am ehesten die Bereitschaft zeigte, Neues, Unerhörtes zu akzeptieren oder wenigstens zu debattieren.
    Die anderen wollten nur Bonbons, Titanenblut, Kampfspiele und möglichst schnell Kapitän werden.
    Salsdertu wollte das alles auch, doch er gierte mindestens ebenso stark nach Wissen. Und er war bereit, Informationen auszutauschen, selbst wenn sich für ihn nicht sofort Nutzen daraus ziehen ließ.
    Die grundsätzlich immer missgelaunten, nicht selten den Eindruck einer gewissen Berauschtheit erweckenden Lehrer reagierten auf meine Fragen, wenn überhaupt, dann mit körperlichen Züchtigungen. Doch der Vierjährige eröffnete mir Einblicke, wie ich sie ohne ihn schwerlich so schnell hätte gewinnen können.
     
    *
     
    Dies ist Salsdertus Bild der Welt und wohl auch das aller anderen Barkner von Quintatha: Die Welt ist sehr begrenzt, zugleich aber unendlich groß. Sie kann als Nachttopf oder als Hohlkugel gleich gut beschrieben werden, als Tischdecke oder Harpunenball weniger gut.
    Barkner zeugen und gebären nicht. Sie werden in die Welt geworfen. Von wem oder was, wissen sie nicht, doch vermuten sie dahinter in letzter Konsequenz eine Art Gottheit, die sie Anguela nennen.
    Ich brauche wohl nicht extra

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