2118 - Quintatha
sich näher zu Merad, „dass Shirka in nicht ferner Zukunft den Bogen einmal zu weit überspannt. Die Mannschaft murrt schon jetzt mehr, als gesund ist, das weißt du so gut wie ich, Erster Offizier, und Andander weiß es ebenso. Ich nehme stark an, der Präsident wollte Shirka warnen. Ihm klar und deutlich mitteilen, dass er in Gefahr ist, seines Kommandos verlustig zu gehen."
Merad fiel fast vom Hocker. Das war ungeheuerlich. Shirka die SIRIOS verlieren? Er, der beste Jäger von Quintatha?
„Undenkbar!"
Dass er das Letzte laut hinausgeschrien hatte, bemerkte Merad erst, als ihm die anderen beschwichtigend zunickten.
„Es kommt selten vor, doch es gibt Präzedenzfälle." Einer der beiden Schulmeister holte ein dünnes, teuer gebundenes Büchlein aus einer Tasche seines Overalls, schlug es auf und las daraus vor: „Gesetz vom Primat des Gemeinwohls: So es wiederholt geschieht, dass ein Kapitän seine Leibschuldigen weit über Gebühr malträtiert in einer Weise, dass Gefahr für ihr Leben und ihre Arbeitskraft besteht, so kann sein Erster Offizier Klage beim Rat der Kapitäne erheben, welcher ihm nach reiflicher Prüfung der Sachlage und Bestätigung der Anwürfe Kommando und Schiff zu entziehen befugt ist."
Entgeistert blickte Merad von einem zum anderen. „Dada... das war mir bis zum heutigen Tag nicht bekannt", stammelte er.
„Es wird nicht... sehr aktiv unterrichtet." Der Schulmeister steckte das Büchlein wieder weg, bevor Merad danach greifen konnte. „Der Lehrplan ist mit wichtigeren Dingen überfüllt."
Der Kalfakter legte das Kinn auf seine verschränkten Finger. „Du kanntest dieses Gesetz wirklich noch nicht?", fragte er lauernd.
„Nein. Ich schwöre bei Anguela ..."
„Schon gut", unterbrach ihn der Kalfakter barsch. „Jetzt hör mir genau zu, Merad! Ratspräsident Andander wird, dessen bin ich mir sicher, dir in Bälde vorschlagen, dass du besagte Klage gegen Shirka einbringen sollst. Und er wird dir dafür die Erlassung deiner Leibschuld sowie das Kommando über die SIRIOS anbieten."
Merad schnappte nach Luft. Aber das, das...
Das wäre die Erfüllung meiner sehnlichsten Träume. Ein eigenes Kommando - und dann gleich die SIRIOS! Und wäre es denn nicht würdig und recht? Ich kenne diese Bark seit vielen Jahren. Ich kann mit ihr umgehen, sie bedienen, sie kontrollieren, als wäre sie ein Glied von mir.
Die Mannschaft entbietet mir vielleicht nicht ganz so viel Respekt wie Shirka, aber ich bin sicher, ich hätte sie rasch gefügig gemacht. Sicherlich wären sie mir zu Dank verpflichtet dafür, dass ich die viel zu straff angezogenen Zügel ein wenig lockerte.
Ich kann es fast nicht glauben. Kapitän Merad! Kommandant der SIRIOS! Ein Freier Mann!
Merad glaubte, auf Wolken zu schweben. Doch der Kalfakter brachte ihn jäh wieder auf den Boden zurück.
„Vergiss es!", sagte er. „Folgendes merk dir dafür aber sehr, sehr gut: Ich, der Kalfakter, halte wenig bis gar nichts von dieser Idee. Ich, der Kalfakter, würde es im Gegenteil begrüßen, wenn Shirka der Rächer noch recht, recht lang Kapitän der SIRIOS bleibt. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?"
Merad starrte den Kalfakter mit offenem Mund an.
„Hast du gehört, was ich gesagt habe?", wiederholte der Kalfakter.
„Ja." Merad spie das Wort aus wie eine versehentlich verschluckte Gräte. „Ja, Kalfakter. Ja, ich habe es gehört."
„Gut so." Der Kalfakter ächzte und ließ sich in seinen Sessel zurücksinken. Dann breitete er die Arme aus. „Noch ein Schlückchen Titanenblut, Erster Offizier?"
8.
Kapitel In welchem Erkenntnisse gewonnen und Freunde verloren werden Mein erster Schultag steckte voller Überraschungen.
(Anmerkung: Gerade habe ich diesen Satz noch einmal durchgelesen. „Mein erster Schultag" - klingt das nicht bescheuert? Ich bin 39 terranische Jahre alt, lebe mit der Wissenschaftlerin Tess Qumisha zusammen und gehöre dem Sonderstab Perry Rhodans an! Obwohl ich mich auch in meinen eigenen Gedanken bereits immer öfter als „Bensha" sehe und immer seltener als „Benjameen da Jacinta" ...) Die erste Überraschung war, dass ich in der Schule kaum Aufsehen erregte.
Man stelle sich das vor - ein deutlich als solcher erkennbarer Außerirdischer in der dritten Bank, und niemand verzieht eine Miene!
Das konnte unmöglich nur daran liegen, dass ich inzwischen das gleiche Gewand trug wie alle anderen auch.
Aufmar und Unshil hatten mich zu einem Schneider gebracht, einem ebenso billigen wie
Weitere Kostenlose Bücher