2118 - Quintatha
ohne sie gar nicht bekommen könnten."
„Ach so!" Salsdertu schlug sich an den Kopf. „Warum sagst du das nicht gleich? Jetzt verstehe ich endlich, was du meinst. Nicht wahr, diese Wesen sind kleiner, schwächer und anfälliger als wir?"
„Wie bitte? Nun, in der Regel schon. Aber..."
„Und sie kleiden sich komisch und behängen sich mit allerlei Tand, und dem, was sie reden, lässt sich oft nur mit Mühe ein Sinn zuordnen?"
„Etwas überspitzt könnte man das sagen, ja. Wie kommst du jetzt plötzlich darauf?"
„So was", erklärte Salsdertu stolz, „haben wir in Quintatha auch. Wir nennen diese Wesen Maschiniten."
*
Ich war wie vom Donner gerührt. Eine zweite intelligente Lebensform im Halbraum? Nach langer Zeit keimte wieder etwas wie Hoffnung in mir auf. Vielleicht konnten die mir ja endlich den Weg zurück in mein Universum weisen; von den Barknern erwartete ich mir diesbezüglich nicht mehr viel.
Aber wo steckten diese Maschiniten? Warum hatte ich noch keinen zu Gesicht bekommen? Wie konnte ich zu ihnen gelangen?
„Keine Ahnung", bedauerte Salsdertu. „Ich habe sie erst einmal gesehen und nur von weitem. Die Einzigen, die mit ihnen in Kontakt treten dürfen, sind die Kapitäne. Frag doch Shirka, der weiß das ganz sicher."
Enttäuscht ließ ich meinen Kopf wieder sinken. „Der spricht nicht mit mir, das Aas. Nicht bevor die drei Monate um sind."
„Der große Shirka, der Rächer? Warum besudelst du seinen Namen? Er ist dein Vater, er hat dich ..."
„Er ist ein Ekel", rief ich erbost, weil schon wieder eine Hoffnung zerronnen war, „ein rücksichtsloser Egoist und Leuteschinder, ein Tyrann!"
Mein junger Freund war zwei Schritt zurückgewichen und starrte mich zornig an. „Was brabbelst du da? Shirka ist ein Held. Er hat mit dem Großen Grauen gekämpft und diesen Kampf als Einziger überlebt!"
Salsdertu hatte so laut geschrien, dass mehrere andere Schüler von ihren Harpunierball-Automaten aufblickten, „Bitte beruhige dich, Salsdertu, ich wollte dich nicht beleidigen", sagte ich hastig - und zu den anderen gewandt: „Es ist nichts, nur ein kleines Missverständnis ..."
Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, schüttelte ich mehrmals heftig den Kopf.
Uh... oh...
*
Von den Folgen der Prügel, die ich an jenem Tag bezog, erholte ich mich fast eine Woche lang nicht.
Viel schwerer aber wog, dass Salsdertu von da an meine Nähe mied. Was ich auch anstellte, um ihn zu versöhnen, es war alles vergeblich.
Er redete nie wieder ein Wort mit mir.
9.
Kapitel In welchem die Zeit der Stürme beginnt und die Gemütlichkeit aufhört Merad erhielt Nachricht, dass ihn der Ratspräsident zu sprechen wünsche.
Oh nein, dachte er, nachdem er den Brief zusammengeknüllt und über Bord geworfen hatte. Nicht schon wieder. Nicht der auch noch.
Ein Umtrunk in kleinem Kreise, zur Nachtmitte auf Andanders Bark; zwanglose Kleidung.
Wenigstens wusste Merad diesmal im Vorhinein, was sie von ihm wollten. Dennoch erwartete den Ersten Offizier der SIRIOS in der prunkvollen Repräsentationskajüte des Präsidenten ein Schock.
Tief im Fett der Schaukelstühle versunken, blickten ihm nämlich nicht nur Andander und drei weitere Mitglieder des Kapitänsrates erwartungsvoll entgegen. Am reich gedeckten Tisch - Merad erkannte sogar mehrere Schälchen mit Lindem Pulver - lümmelte noch eine weitere Person, die er hier sicher nicht vermutet hätte.
Sein eigener Steuermann. Aufmar!
Was, bei Anguela, hat der hier zu suchen?
„Bitte nimm Platz und bediene dich, Merad! Ich nehme an, du kennst alle hier versammelten Personen?"
Merad nickte. Aufmar schob ihm grinsend eines der Schälchen hin, nahm selbst ein anderes und schaufelte das Linde Pulver ungeniert in sich hinein.
Er benimmt sich ganz so, als wäre er nicht zum ersten Mal Gast in dieser illustren Runde.
Andander kam, das musste man ihm lassen, ohne Umschweife zur Sache. „Ich nehme an, du wurdest über das Gesetz vom Primat des Gemeinwohls informiert?"
„Ja." Leugnen wäre zwecklos gewesen.
„Und was hältst du davon, Erster der SIRIOS?"
„Nun, ich ... Wie soll ich sagen ... Es kommt nicht sehr oft zur Anwendung, oder?"
„Ich verstehe. Der Kalfakter hat dich unter Druck gesetzt, nicht wahr? Womit hat er dir gedroht?
Eine Harpune in den Rücken, geworfen von Ftniem dem Gnadenlosen persönlich?"
Merad blickte vor sich auf den in kunstvollen Mustern aufgerauten Boden. „Nicht wörtlich", sagte er leise.
Kapitän
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