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2118 - Quintatha

Titel: 2118 - Quintatha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hervorzuheben, dass mich die Erwähnung dieses Namens elektrisierte - war sie doch der außer meiner Anwesenheit bislang einzige Beweis dafür, dass es eine Verbindung zum Normaluniversum geben musste oder zumindest früher einmal gegeben hatte.
    An folgenden Zyklus glauben die Barkner: Ihre unsterblichen Seelen existieren anfangs im Raum.
    Dieser Raum ist Anguelas Reich.
    Dann kommen sie zur Welt und bringen, je nachdem, einige Tage oder Wochen, vielleicht aber auch einige hundert, wenn nicht sogar tausend Jahre im Halbraum zu. Dieser Halbraum ist die Welt Quintatha.
    Die erste persönliche Erinnerung aller Barkner entspricht - große Überraschung! - weitgehend der meinigen: Sie fallen aus relativ großer Höhe ins Meer und schwimmen so lang, bis sie entweder ertrinken, verhungern, vom Blitz erschlagen oder aber von irgendjemand zufällig Vorbeikommendem aufgefischt werden.
    Dieses zweifelsohne prägende Erlebnis etabliert gewöhnlich eine so genannte Vater-Sohn-Beziehung.
    Je nach dem aktuellen Stand seiner Leibschulden kann nun der Vater dem Sohn gar keine, eine schlechte, eine brauchbare, eine gute oder sehr gute Ausbildung ermöglichen.
    Sollte sich hernach noch immer kein Berufsbild aufdrängen, kommen Beziehungen und notfalls sogar Begabungen sowie Talente zum Tragen. Was nicht sehr viel ausmacht: Spätestens ab diesem Zeitpunkt beschäftigen sich die Barkner sowieso überwiegend mit Bonbons, Titanenblut, Kampfspielen und wie sie möglichst schnell Kapitän werden können.
    Irgendwann sterben sie und werden für ihre Taten im Halbraum gerichtet. Sie werden in den Raum unter dem Halbraum ausgeschieden, ins Reich der Toten, das auch Kalte Hölle oder Kaltes Kontinuum genannt wird. Ob sie dort lange Zeit zubringen oder ob sie dort sehr schnell vergehen, entscheidet allein Anguela.
    Wenn aber endlich seine Zeit gekommen ist, erlischt auch der Schuldigste - er kehrt heim in Anguelas Reich. Und irgendwann nimmt der Zyklus von neuem seinen Anfang...
     
    *
     
    Ich gestehe, zwar gerührt, doch auch ein wenig enttäuscht gewesen zu sein.
    Mythologien dieser Art sind nicht gerade selten, und um mehr als den Versuch einer mystisch verbrämten Auseinandersetzung mit dem uralten kosmischen Geheimnis von Leben und Tod konnte es sich wohl kaum handeln. Vor allem aber brachte mich Salsdertus dreiteiliges und doch hermetisches Weltmodell um keinen Schritt weiter.
    Selbst wenn ich es, gegen alle Logik, ernst nahm, war demzufolge die einzige Möglichkeit, den Halbraum zu verlassen, der Tod - ein Weg, den auf gut Glück auszuprobieren mich aus verständlichen Gründen eher wenig reizte.
    Shirkas ausschließlich auf einen vagen Geruch gestützte Theorie, ich sei nicht von „oben", aus dem Raum, sondern, wie der in einer jahrtausendealten Litanei besungene Zwerg, von „unten" aus dem Kalten Kontinuum gekommen, das heißt gleichsam in der Gegenrichtung unterwegs, half mir genauso wenig.
    Wenn ich starb, würde ich also vielleicht nicht in die Hölle, sondern in den Himmel gelangen.
    Na bravo. Das änderte exakt gar nichts.
     
    *
     
    Aus meinem bisherigen kläglich holprigen Geschreibsel geht nicht hervor, wie oft mich in diesen Wochen Sehnsucht und Heimweh in ihren Klauen hatten.
    Andere Leser - wenn es denn welche gäbe - könnten daher meinen, ich sei herzlos, weil ich noch nicht festgehalten habe, dass ich Tess täglich, ja stündlich vermisse. Wieder andere mochten mich für blöde und fatalistisch halten, da ich bislang so gut wie nichts über ernsthafte Anstrengungen vermeldet habe, einen Weg zur Flucht aus Quintatha und in Folge zurück in mein angestammtes Universum zu finden.
    Wie sollte ich literarisch Ungeübter gerade das Naheliegendste, Selbstverständlichste einleuchtend zu schildern vermögen?
    Denn natürlich war all mein Denken, all mein Streben, all mein fiebriges Bemühen die ganze Zeit über darauf gerichtet, fortzukommen von hier; diese kuriose Perversion einer Existenzebene zu fliehen, abzustreifen, hinter mir zu lassen.
    Allein, so einfach ist das nicht.
    Obgleich Quintatha - und schon gar Hellmock - scheinbar in wenigen Tagen fast zur Gänze erforscht werden konnte, tauchten auch beim wiederholten Male nirgends Schilder oder blinkende Hinweispfeile auf, die einen Ausgang suggerierten. Und die hilfreichen Kumpel, die in vergleichbaren Konstrukten rechtzeitig erscheinen und augenzwinkernd andeuten, sie wüssten mit Gewissheit, woher ich eine Gesamtlösung beziehen könne, machten sich hier so rar wie ein

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