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2118 - Quintatha

Titel: 2118 - Quintatha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dezentes Herrendeodorant, von wirklich guten Rasierklingen ganz zu schweigen.
    Dies war kein Spiel, und ich hatte keine Hilfe. Nur Salsdertu, einen Halbwüchsigen - und auch den nicht mehr lang.
    Wir von der SIRIOS waren dazwischen mehrmals wieder ausgelaufen, hatten erfolglos gejagt, vergeblich gekämpft, tagelang gehungert, mit letzter Kraft gerudert und in jeder nicht anderweitig ausgefüllten Minute das Deck geschrubbt. Shirka ignorierte mich völlig, erkundigte sich nicht ein einziges Mal nach dem Fortgang meiner Ausbildung. Aufmar, Unshil, Merad und die anderen waren für mich die meiste Zeit entweder unerreichbar oder mit ihren eigenen Aufgaben und Problemen beschäftigt. Ftniem dem Gnadenlosen, der in regelmäßigen Abständen lautstark verkündete, man solle den Unheil bringenden Zwerg endlich über Bord werfen, wich ich aus, soweit das überhaupt möglich war.
    Wann immer wir in Hellmock lagen, ging ich zur Schule. Wann immer ich zur Schule ging, stand auf dem Stundenplan: Fische.
     
    *
     
    Der einzige Grund, die tödlich monotone Zeit im stinkenden, deprimierenden Schulschiff den lebensgefährlichen Strapazen der Ausfahrten vorzuziehen, waren meine Pausengespräche mit Salsdertu.
    Wir hatten uns zur Regel gemacht, dass in jeder Pause eine neue Frage aufgeworfen wurde, immer abwechselnd einmal von mir, einmal von ihm. Diesmal war wieder ich dran.
    „Was hat es eigentlich", sprach ich etwas an, das mir schon längere Zeit keine Ruhe ließ, „mit der Galle der Titanen auf sich? Ich meine, warum ist gerade sie so besonders wertvoll?"
    „Du weißt aber auch gar nichts", scherzte Salsdertu - derselbe, dem ich zwei Stunden zuvor das Gesetz der Schiefen Ebene nahe gebracht hatte!
    „Ohne sie", fuhr er fort, „ließe sich das Linde Pulver nicht gewinnen."
    „Das ... Linde Pulver? Was soll das sein?"
    „Es verleiht ungeheure Kräfte, angeblich sogar über den Tod hinaus."
    Da wurde ich natürlich hellhörig.
    Zur Herstellung von Lindem Pulver, erörterte Salsdertu, war eine aufwändige, mehrere Wochen dauernde Prozedur notwendig. Nur wenige Teile des Titanenskeletts eigneten sich dazu. Sie wurden für drei Tage in Gallenflüssigkeit eingelegt und anschließend drei Tage lang getrocknet. Dieser Vorgang musste achtmal wiederholt werden. Erst danach ließ sich das Gebein des Titans zu einer Art Granulat zermahlen.
    Alle Barkner, die es sich leisten konnten, berichtete Salsdertu, verzehrten dieses Granulat in kleinen Mengen. Es galt als sicher, dass sich das Linde Pulver im Körper der Barkner mit den Jahren anreicherte und ihre eigene Knochen- und Knorpelsubstanz ersetzte. Wer die Gebeine der Titanen über Jahrzehnte gegessen hatte, wurde zu einem nahezu unbesiegbaren Kämpfer.
    „Ich habe von Harpunieren reden hören", flüsterte Salsdertu ehrfurchtsvoll, „die auf dem Rücken ihrer Opfer getötet, ja geradezu zerfleischt wurden und deren Skelett dennoch weiterkämpfte - bis die in ihm angereicherte Kraft erschöpft war."
    Ich hätte gern mehr darüber gehört, doch da erklang das verhasste Scheppern der Glocke, und die nächste Unterrichtseinheit begann.
    In der darauf folgenden Pause steuerte Salsdertu wieder einmal sein Lieblingsthema an. „Diese >Mädchen< oder >Frauen<, von denen du mir erzählt hast, Bensha - wofür braucht ihr sie sonst noch, außer zur Erzeugung von Kindern?"
    Es amüsierte den Vierjährigen immer wieder, wie umständlich es in meiner Welt zuging. All der Aufwand, da man Nachwüchsige doch auch ganz einfach aus dem Meer fischen konnte!
    „Nun, direkt brauchen ..." Ich verstummte. Gut, dass mich Tess nicht hören konnte. Tess... Ein scharfer Schmerz zerschnitt meine Brust, eine Mischung aus Sehnsucht und Melancholie.
    „Sie sind uns Gefährten, Partner, Gegenüber", sagte ich leise. „Wir bilden Lebensgemeinschaften mit ihnen, gründen miteinander ein Zuhause, gehen zusammen durch dick und dünn, in guten als auch in schlechten Zeiten ..."
    „Wie die Mannschaft einer Bark?"
    „Ja, so ähnlich. Obwohl..."
    „Dafür braucht man keine anderen Lebensformen", versetzte Salsdertu. „Ich glaube sogar, die würden eher stören."
    Ich raufte mir das Haar, das längst unansehnlich, borstig und verfilzt geworden war. Wie einem Barkner erklären, was Liebe ist? Wo doch auch dafür nicht zwingend zwei Geschlechter vonnöten sind?
    „Weißt du, Salsdertu, unser Leben wird ... erfüllter durch sie. Ihre Andersartigkeit macht uns in gewisser Weise reicher. Sie schenken uns vieles, was wir

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