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212 - Beim Stamm der Silberrücken

212 - Beim Stamm der Silberrücken

Titel: 212 - Beim Stamm der Silberrücken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Jahren in einen schlimmen Traum gestolpert. Seitdem warte ich, dass er endlich aufhört und ich aufwache.«
    Stunden später wanderten sie am Seeufer entlang.
    Sechshundert Meter entfernt entdeckten sie die Umrisse der Maschine und des großen Affenbrotbaums. Von dem vielen Löwenfleisch angelockt, das die Männer in Ledersäcken hinter sich herzogen, griffen massige Tüpfelhyänen an. Bukkar, der Anführer der Gorillas, stellte sich tot und wartete, bis sich die erste Hyäne an ihn heran wagte. Er packte sie und brach ihr das Genick. Die Männer und Frauen applaudierten. Major Mogbar erschoss zwei weitere Tiere. Danach zog das Rudel sich zurück.
    Eine halbe Stunde später näherten sie sich dem Flugzeugwrack vom Heck her. Zwei Dutzend Geier hockten auf seinem Dach. Sie waren ziemlich fett. Ein weiteres Dutzend saß mit gespreizten Schwingen unter dem Flugzeugrumpf auf menschlichen Gerippen. »O Gott«, stöhnte Leila.
    Entsetzen packte die Menschen, die Gorillas wurden unruhig. »Etwas scheint hier gewaltig aus dem Ruder gelaufen zu sein«, sagte Major Mogbar heiser.
    In der Umgebung des Flugzeugwracks entdeckten sie Löwen und Hyänen. »Sieht nach einer Belagerung aus«, sagte Percival. Tatsächlich waren die Verstecke und Lager der Tiere kreisförmig um das Flugzeug angeordnet.
    Mit ihrer Körpersprache gaben die Gorillas zu verstehen, dass sie sich lieber zurückziehen würden. Leila redete auf sie ein, hakte sich schließlich bei Bukkar unter und zog ihn mit sich in Richtung des Flugzeugs. Die anderen Affen und die Menschen folgten.
    Die mit Jagdbögen, Macheten und Speeren bewaffneten Männer und ein paar Gorillas bildeten einen lebendigen Schutzwall um die Frauen und Kinder, Gorillamütter und Affenbabys. Sein automatisches Gewehr im Anschlag, übernahm Major Mogbar die Spitze. Zu diesem Zeitpunkt verfügte er noch über 119 Schuss Munition.
    Sie wehrten angreifende Hyänen an und behielten die lauernden Löwen im Auge. Mit Steinwürfen vertrieben sie die Geier vor dem Flugzeug von den Überresten der menschlichen Gebeine. Fast zwanzig skelettierte Schädel zählte Percival.
    Fünfzig Schritte vor dem Bug des Flugzeugs blieben sie stehen. Die Bugluke öffnete sich. Eine Frau und ein alter Mann erschienen im Türrahmen. Sie warfen einen leblosen Körper aus dem Flugzeug. Sofort wurde die Luke wieder zugezogen.
    Einige Geier auf dem Dach der Boeing schwangen sich in die Luft. Vier landeten auf oder neben dem Toten. Kreischend und mit gespreizten Schwingen begannen sie um die Beute zu streiten.
    Die Männer hinter Major Mogbar bückten sich nach Steinen und Prügeln. Sekunden später prasselte ein Geschosshagel auf die Geier nieder. Sie schrien und flüchteten sich zurück aufs Flugzeugdach. Major Mogbar schoss einen von ihnen herunter.
    Schon als der Schuss explodierte, erhob sich der gesamte Schwarm und floh in die Bäume der Umgebung oder in den düsteren Himmel.
    Mogbar bückte sich nach dem abgeschossenen Vogel und packte ihn an den Klauen. Mit der Beute in der Faust trat er zu den anderen, die sich um den Toten versammelt hatten. Es war ein weißer Junge von ungefähr fünf Jahren. Er war zu einem Skelett abgemagert, nur sein Bauch war zu einer Kugel aufgebläht. Mogbar spähte zum Wrack hinauf. »Denen da drin scheint die Torte ausgegangen zu sein.«
    Wieder wurde die Luke aufgestoßen. Diesmal zeigte sich eine weiße Frau. Sie war dürr, das graue Haar hing ihr strähnig ins Gesicht. Es war Carol Berger. »Was für ein Segen!«, rief sie mit dünner Stimme. »Gott hat unsere Gebete erhört! Sir Percival! Major Mogbar! Was für ein Geschenk des Himmels! Haben Sie etwas zu trinken und zu essen dabei?«
    Percival stockte der Atem. Die Berger schien in zwei Jahren um zwanzig Jahre gealtert zu sein! Auch Leila verschlug es die Sprache. Selbst der Major schluckte die hämische Bemerkung herunter, die ihm auf der Zunge lag.
    Sieben schwer bewaffnete Männer und sechs Gorillas sicherten die Rampe. Alle anderen stiegen hinauf. Die Menschen an Bord des Wracks stöhnten entsetzt auf, als sich die Gorillas durch die Luke bückten. Zum Schreien hatten sie keine Kraft mehr. Selbst Carol Berger protestierte nur halbherzig dagegen, dass die schwarzen Pelzhünen an Bord kamen.
    Percival und Leila schritten über den Mittelgang. Das blanke Elend flehte sie von beiden Seiten an. Sie zählten nicht mehr als neunundzwanzig Menschen. Mehr als die Hälfte waren Frauen, die andere Hälfte zu einem Drittel Kinder. Der Rest

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