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212 - Das Skelett (German Edition)

212 - Das Skelett (German Edition)

Titel: 212 - Das Skelett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Graser
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wusste ich, dass meine Angst, als Mörder entlarvt zu werden, „fast“ unbegründet war.
    Michail , den Seltsamen, würde ich nie richtig einschätzen können, aber Artjom war mit Sicherheit einer der abgebrühtesten und cleversten Verbrecher dieser Erde. Er hatte trotz seiner rohen Gestalt eine sonderbar interessante Aura, der man sich nicht entziehen konnte. Artjom hatte Stil, Humor, eine weitreichende Sprachbegabung, und er konnte sich benehmen, wenn er denn wollte.
    Michail war Micha il – seine zweite unverrückbare Seele. Ich war stolz, dass Artjom mich seinen Bruder nannte. Er war natürlich volltrunken, bekanntlich sagen Betrunkene immer die Wahrheit oder etwa nicht?
    Und dann prasselten zwei Nachrichten auf mich ein, die mich veranlassten, erst einmal wieder nach Hamburg zurückzukehren. Mein alter Anästhesist, Dr. Björn Eckhard, hatte sich das Leben genommen.
     
     
    Man fand ihn in seinem Fachwerkhaus in Hamburg-Farmsen an einem Eichenbalken unter der Decke hängend.
    Das eingeleitete Strafverfahren, und dass er von seiner Frau verlassen wurde, ließen ihn wohl diese Verzweiflungstat ausführen. Auch wenn ich ihm die Pest an den Hals gewünscht hatte, diese Neuigkeit erschütterte mich doch sehr. Aus Respekt wollte ich seiner Beerdigung beiwohnen, und letztlich ging ich doch nicht hin. Und dann gab es noch Neuigkeiten bezüglich meiner Scheidung. Beate nahm, nicht nur für mich völlig überraschend, das Vergleichsangebot meiner neuen Anwältin an. Ich dachte an Roger Millhand und musste lachen, aber so lustig war das, was ich bald so alles erfuhr, dann doch nicht.
    Als ich ankam und in meinen Ferrari stieg, dachte ich an die Kilometer im Formel -1-Rennwagen. Jener ließ zu meinem roten Renner keinen Vergleich zu. Ich dachte doch immer, ich bewegte ein Rennpferd, nein, ich ritt bislang nur einen schönen Esel.
    M ein erster Tag zu Hause in meinem geliebten Hamburg war also ernüchternd und langweilte mich einfach nur. Hatte ich mit all meinen alten Bekannten, mit meiner Vergangenheit längst gebrochen oder sah ich sie nur mit verklärten Augen? Ich war euphorisiert von allen Erlebnissen der letzten Zeit. Meine Glückshormone gaukelten mir etwas vor, mein altes übergroßes Ego wurde nochmals heftig aufgepimpt.
    Nach zwei Telefonaten mit alten Freunden war ich einfach nur genervt von ihren tausend Fragen, ich brüskierte sie und legte einfach auf. Dann besu chte ich meine Eltern, nach drei Minuten schlug ich wutentbrannt ihre Haustür von außen zu. Sie kamen mir wie Fremde vor, ausgetrocknet und humorlos.
    Mein uralter Vater, der tolle Oberarzt mit seinen immer noch fünfzig Stunden im Krankenhaus , ohne jegliche Freude. Zu der Zeit kam er mir nur erbärmlich vor, eingeengt in seine selbst geschaffenen Zwänge, ertrinkend, erstickend. Dabei war ich es, der langsam, aber sicher versank. Dann in der Klinik, Artjom hatte einen verlängerten Arm geschickt. Mein letzter Kurzbesuch in Hamburg war ja noch nicht so lange her, es tat sich in dieser Zeit aber einiges.
    Obwohl die Tinte an unserem in Papier gefassten Vertrag noch nicht getrocknet war, nahm Artjom doch Einfluss.
    Davon hatte er mir gar nichts erzählt, mein er nannter Stellvertreter am Telefon aber auch nicht. Ich vernahm dennoch nur Positives, das muss ich neidlos anerkennen. Er positionierte einen studierten Betriebswirtschaftler, der nur für den kaufmännischen Bereich zuständig sei und klare Strukturen schaffen sollte. Das würde meine Ärzte und Angestellten entlasten, dies hätte ich auch schon längst machen sollen.
    Und in unserem wunderschön gestalteten Eingangsbereich saß neben unserer alten Empfangsdame eine Zweite, eine mit Bachelorabschluss in mehreren Sprachen ausgestattete Frau mit einer Schönheit, für die ich die Note acht vergab. Als ich sie sah, kribbelte es sofort in meinen Lenden.
    Just in diesem Moment wusste ich, dass ich noch heute ein Target-Model nach Hamburg bestellen musste, natürlich ein mir noch unbekanntes. Ja, ich war schon völlig verdorben und von Wollust durchtrieben. Ich wollte nicht mehr allein sein, nicht mehr auf diese traumhafte Annehmlichkeit verzichten.
    Artjom hatte ja so recht.
    Mir wurd en neue Hochglanz-Klinik-Prospekte gereicht, ebenfalls in mehreren Sprachen.  Darunter arabisch, chinesisch und natürlich russisch. Der neue Manager, Klaus Herbig, und mein guter Dr. Hausecke erzählten mir beim gemeinsamen Mittagessen, dass der Ansturm der letzten Tage kaum noch zu bewältigen sei. Es riefen

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