2129 - Der Gewährsmann
nochmals vielen Dank."
„Geh schon!", sagte das kleinwüchsige Wesen. „Glück wirst du selbst brauchen. Meide die Einsamkeit.
Such immer die Nähe vieler Wesen. Dann bist du am sichersten."
Bleu Cefu zog die Hand zurück, nickte und wandte sich zum Gehen. Noch einmal drehte er sich um, als Guar ihm etwas hinterherrief. Guar hielt das Messer in die Höhe, das den Banditen gehört hatte.
Der Medile winkte ab. Er verabscheute die Gewalt und war kein Kämpfer. Das Messer wäre nur eine Herausforderung an andere, Stärkere. Er würde nur verlieren.
*
Die Mittagshitze war unerträglich. Die Sonne brannte gnadenlos von einem stahlblauen Himmel herab. Nur weit im Westen türmten sich weiße Wolken auf, vielleicht die Vorboten eines Gewitters. Aber es ging kein Wind, der sie herbeibrachte. Vielleicht änderte sich das am Abend.
Bleu Cefu war jetzt froh über das weiße Tuch, das seine Kopfhaut, den langen Hals und die freien Arme schützte. Mit kleinen Haken und Ösen wurde es über der Brust zusammengesteckt. Über dem Kopf wirkte es wie eine Kapuze und erschwerte so dem Banditen, den Guar als Ken-Ken bezeichnet hatte, das Wiedererkennen, falls sie sich über den Weg liefen.
Der Sklavenmarkt war nicht schwer zu finden. Alle Straßen und Gassen schienen zu ihm zu führen. Ein unbeschreiblicher Gestank hing in der Luft, dazu tobte ein Lärm, der immer lauter wurde.
Je weiter Bleu sich dem Stadtzentrum näherte, desto zahlreicher wurden die Stadtbewohner und die Besucher von fernen Planeten. Bleu sah in erster Linie zwei Meter große, echsenartige, verkrüppelt wirkende Wesen, die nur Lumpen am Leib trugen. Sie waren überall anzutreffen und bewohnten die Häuser, die auch hier, nahe dem Zentrum, nicht höher als vier, manchmal fünf Stockwerke reichten. Es waren die gleichen Wesen, die in der Mehrzahl auch bei seinem „Kampf" in der Sackgasse von den Balkonen gejubelt hatten - anscheinend die eigentlichen Bewohner der Stadt und des Planeten.
Am zweitstärksten vertreten waren - natürlich - die Quintanen. Bleu zuckte jedes Mal zusammen, wenn einer von ihnen ihm zu nahe kam. Ihnen folgten zahlenmäßig die grobschlächtigen Prymbos, die humanoiden Pombaren, die wendigen Rishkanischen Kara und die kleinen, ebenfalls humanoiden Saraler.
Manchmal sah Bleu einen Tark, einen Kasaten und eine ganze Gruppe von 2,2 Meter großen Motims. Sogar ein Woslit mit seinem pyramidenförmigen Kopf und den vielen Tentakeln fiel ihm auf und zu seiner völligen Überraschung zwei Artgenossen von ihm, zwei Medilen. Um sie machte er einen weiten Bogen. Er verspürte keine Lust, hier und jetzt in Gespräche verwickelt zu werden.
Das Gedränge wurde enger. Schon jetzt hörte Bleu Cefu das Geschrei der Sklavenhändler, die ihre „Ware" anpriesen. Ekel kam in ihm auf. Der alte Hass erwachte in ihm, und er überlegte kurz, ob er den Rest des Tages nicht doch lieber woanders verbrachte. Aber die Vernunft siegte. Die Anonymität in der Masse war der beste Schutz.
Natürlich hätte er gleich in eines der Spielkasinos gehen können. Die Wahrheit war: Er schämte sich.
Er wollte nicht gesehen werden, das Licht des Tages war sein Feind.
Medilen besaßen eine hohe, vielleicht schon überzogene Ethik, die so gar nicht in die Galaxis Tradom zu passen schien. In eine Spielbank zu gehen erschien ihm verwerflich. Er tat es nur, um die restlichen CE-Tradicos für den Flug nach Toko-Ro zu gewinnen.
Bleu hatte einen anderen Grund, vorsichtig zu sein. Auch wenn es ihn wertvolle Zeit kostete, wollte er sichergehen, dass er nicht verfolgt wurde. Damit meinte er nicht einmal die mörderischen Quintanen, sondern etwas, das ihn schon seit der Landung auf Shurriks beunruhigte. Wer garantierte ihm, dass nicht für die befreiten Gefangenen eine raffinierte, trickreiche Falle der Valenter zuschnappen würde - selbst wenn sich diese in der Stadt fast nicht zeigten?
Bleu Cefus große, heimliche Angst war die, dass die Valenter ihn durchaus schon als Gewährsmann des Trümmerimperiums erkannt haben könnten. War dies der Fall, wussten sie auch, dass die Befragung auf Sivkadam seinen Tod gebracht hätte.
Bleu Cefu an ihrer Stelle hätte eine Befreiung fingiert - und den sich befreit glaubenden Gefangenen heimlich verfolgt. Dies hätte sie zwar nicht in den Besitz der Botschaft gebracht, wohl aber die nächste Kontaktperson enttarnt.
Hom-Barla?
Der Medile schob sich vorwärts. Inzwischen hatte er den eigentlichen Sklavenmarkt erreicht. Überall waren
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