Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2129 - Der Gewährsmann

Titel: 2129 - Der Gewährsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
neugierig.
    Bleu Cefu saß auf dem Rand der Liege. Er blickte an sich hinab und betastete vorsichtig die Verbände.
    Der Medile war 1,80 Meter groß und besaß eine blasse, fahl schimmernde Haut. Die Glieder waren lang und schmal.
    Sein Blick fiel auf eine Glasscheibe, die an eine Wand gelehnt war. Das wenige Licht reichte gerade noch aus, um sein Spiegelbild darin zu erahnen: den haarlosen Schädel mit den tief liegenden roten Augen und der hohen Stirn; den fingerdicken Knorpelwulst, der in Stirnhöhe um den gesamten Kopf herumlief und ein exaktes Raumhören ermöglichte - zahllose kleine Öffnungen in Porengröße ließen den Schall eindringen.
    Der Mund des Medilen war zahnlos. Bleu Cefu zerbiss seine Nahrung mit den rasiermesserscharfen Lippen und zermahlte sie im Mundraum mit den weit hinten liegenden Knochenleisten. Dieser so unscheinbar wirkende Mund war seine einzige natürliche Waffe.
    Und damit sollte er sich in Caikango behaupten? Er war nicht schnell genug, um zu fliehen. Er war nicht stark genug, um Mann gegen Mann zu kämpfen. Er musste hier heraus, aber erst, wenn er sein Geld verdoppelt hatte!
    Bleu Cefu hatte immer auf der Seite der Schwächeren gestanden. Er war in der Sklaverei geboren worden. Während seiner Kindheit hatte ein Aufstand, der das Leben seiner Eltern kostete, die Sklavenhalter hinweggefegt. Cefu war von da an zwar eine Waise gewesen, aber immerhin frei. Er hatte zu hassen gelernt, und dieser Hass hatte stets dem galaxisweiten System gegolten, das die Sklaverei in Tradom ermöglichte. Dieser Hass hatte auch dazu geführt, dass er sich als Gewährsmann für das Trümmerimperium gewinnen ließ, trotz aller Risiken, trotz des wohl unvermeidlichen Todes im Fall einer Gefangennahme.
    Und so drehte sich alles im Kreis. Weil er für das Trümmerimperium arbeitete, musste er seine Botschaft innerhalb von neun Tagen nach dem Planeten Toko-Ro bringen, gelegen in der Südseite voll Tradom. Er musste sie an den Stellvertretenden Schwarmer von Aarus-Jima übergeben. Und weil das so war und seine CE-Tradicos für eine Passage nach Toko-Ro nicht ausreichten, musste er in eines der Spielkasinos von Caikango. Was er besaß und gegen die Banditen bis fast zu seinem Tod verteidigt hatte, war nur das „Startkapital".
    Bleu Cefu wartete. Es dauerte nicht einmal zwei Stunden, bis Guar mit seiner gereinigten Kleidung zurück war. Cefu zog sie über und ließ sich von Guar einen Gürtel geben, um das Gewand in der Taille zusammenzuschnüren. Auch ein großes weißes Tuch nahm er entgegen, das er sich über Kopf und Oberkörper legen sollte, sobald er ins Freie ging. Als Bleu fragte, was er zu bezahlen habe, wehrte der Krötenähnliche ab.
    „Hom-Barla hat uns schon bezahlt", sagte er mit einem glucksenden Geräusch, das wohl ein Lachen darstellen sollte. Von seinen Begleitern kam dasselbe Geräusch. „Ihm scheint viel an dir zu liegen, und wer sein Freund ist, ist auch unser Freund." Er trat näher. Seine Stimme wurde leiser. „Pass gut auf dich auf, Freund, denn Jarl-Co, den du getötet hast, hatte viele Komplizen in der Stadt. Ken-Ken, der entkommen ist, wird sie auf dich hetzen."
    „Dazu müssen sie mich erst einmal finden", sagte Bleu Cefu. „Aber ich danke dir für die Warnung. Wo verbringe ich den Tag am sichersten?"
    „In Caikango? Nirgendwo. Aber am ehesten vielleicht auf dem Sklavenmarkt."
    „Ausgerechnet dort?", fragte der Medile ungläubig.
    Guar machte eine Geste mit beiden Händen. Bleu Cefu konnte die feinen Schwimmhäute zwischen den jeweils sechs Fingern erkennen. Guars Vorfahren hatten, zumindest teilweise, im Wasser gelebt, von dem es auf Shurriks reichlich gab. Was hatte sie hierher verschlagen, in die trockene Stadt? Gab es in den Häusern Becken, oder lebten sie zum Teil in der Kanalisation?
    „Ja, dort", sagte Guar. „Ich weiß, dass es nach einem Widerspruch klingt. Aber dort sind die schlimmsten Banditen versammelt, und ein jeder belauert den anderen. Keiner gönnt dem anderen seine Beute. Es kommt oft zu Kämpfen. Du verstehst...?"
    „Ich denke, schon." Bleu Cefu stand auf und ergriff Guars Oberarm - die Geste des Danks und des Abschieds auf seiner Welt, die er nie richtig kennen gelernt hatte. Was er trotzdem von ihr wusste, das stammte von den Medilen, die mit ihm aus der Sklaverei hatten fliehen können. Später hatten sie sich in alle Winde zerstreut. „Ich fürchte, wir werden uns nicht wiedersehen, Guar, aber ich wünsche euch viel Glück für die Zukunft - und

Weitere Kostenlose Bücher