2129 - Der Gewährsmann
Stände und Podeste aufgebaut, mit Käfigen darauf oder mit Pfählen, an welche die feilgebotenen Sklaven gekettet waren. Kräftige Händler priesen ihre lebendige Ware an, meist mit Schockpeitschen in den Händen.
Die Sklaven schrien. Bleu Cefu traf jeder Schlag, als wäre er ihm selbst versetzt worden. Er zuckte zusammen.
Auf seiner Stirn bildeten sich neue Schweißperlen. Seine Augen funkelten voller Hass, während er sich mit den Ellbogen frei stemmte. Er wurde an ein Podest gedrängt und sah, wie ein muskelbepackter Sklavenhändler, dessen Volkszugehörigkeit er nicht kannte, mit bloßen Fäusten auf ein schuppenbewehrtes und nur halb so großes grünes Wesen eindrosch.
Das Wesen wehrte sich nicht. Es kauerte auf den Plastikbohlen und gab klagende Laute von sich, das war alles. Sein Wille war gebrochen. Es ließ mit sich geschehen, was kam.
Nur nicht einmischen!, dachte Bleu Cefu, obwohl alles in ihm danach drängte. Nicht nur, dass er dem Sklavenhändler körperlich heillos unterlegen war, er hätte sich womöglich sogar verraten.
Die anderen Besucher des Sklavenmarkts ergötzten sich geradezu an derartigen Szenen. Sie genossen das Leid der armen Kreaturen. Er durfte nicht aus der Reihe tanzen.
Aber es fiel ihm unendlich schwer. Der Sklavenhändler schlug sein Opfer fast zu Tode, und immer wieder richtete es sich auf, blutend und unter Schmerzen. Je mehr es litt, desto lauter grölten die Zuschauer. Preise wurden gerufen und überboten. Der monströse Händler schien zufrieden. Aber er hörte nicht auf zu schlagen, solange ihm die Gebote nicht hoch genug waren.
Angewidert schob sich Bleu Cefu durch die Menge, die aus reichen Kaufleuten, Kriminellen und irgendwelchen Sadisten bestand, die hier auf ihre Kosten kamen. Es kostete ihn Mühe, sich nicht zu übergeben. Wie ein Traumwandler bahnte er sich seinen Weg, auf der Suche nach einer ruhigen Ecke.
Diese war nicht so leicht zu finden. Bleu wurde nach rechts und nach links geschoben, von hinten gedrückt und prallte vorne auf die Vorangehenden. Überall ertönte das durch Lautsprecher verstärkte Geschrei der Anbieter. Einmal sah Bleu fünf Quintanen in einem Käfig aus flirrender Energie, aber kein Artgenosse von ihnen kümmerte sich um sie oder versuchte gar, sie zu befreien oder freizukaufen. Kein Einziger protestierte gegen ihre Gefangenschaft.
Caikango war ein Ort der Verdammnis. Prostituierte aller Völker boten ihre Dienste feil, mit ihren Messern spielende Killer lehnten an den Podesten und warteten auf Aufträge.
Irgendwann fühlte Bleu Cefu sich zu schwach, weiteren Widerstand zu leisten, und ließ sich einfach mit dem Strom treiben. Die Sonne stand schon merklich tiefer. Die Lautsprecherstimmen der Händler schallten in seinem Ohrkamm. Er spürte, wie seine Beine schwächer wurden, unsicherer.
Doch als er schon glaubte, dass seine Kräfte nicht mehr reichen würden, um den Sklavenmarkt zu verlassen, da sah er etwas, das in ihn fuhr wie ein Blitz.
*
Bleu hatte eine Schwester gehabt, die mit ihm beim Sklavenaufstand auf seiner Welt entkommen war. Bald darauf hatten sich ihre Wege getrennt, aber er sah immer noch ihr Gesicht vor sich. Es war das eines Kindes gewesen, doch nun, als er die Medilin in dem Käfig erblickte, oben auf dem Podest, gegen das er gedrückt wurde, verschlug es ihm den Atem.
Bleu Cefu war fast sicher, Duari wieder vor sich zu sehen. Dass eine Medilin in einem Sklavenkäfig steckte, war schon unglaublich genug. Aber wenn es tatsächlich gegen jede Wahrscheinlichkeit seine eigene Schwester sein sollte, ein Wesen von seinem Fleisch und Blut...
„Ja, seht sie euch alle an!", rief der Sklavenhändler, ebenfalls ein großer, grober Klotz mit einer martialisch wirkenden Rüstung. „Dies ist beste Ware! Eine Medilin, garantiert noch unberührt! Wer sie ersteigert, wird nie wieder an eine andere Sklavin denken - so wahr ich Garachim heiße!"
Garachim!
Bleu merkte sich den Namen gut. Er blieb stehen, stemmte sich gegen die Flut der Schau- und Kauflustigen. Mit beiden Händen hielt er sich am Podest fest.
Garachim bemerkte ihn und trat auf ihn zu. Er beugte sich nieder.
„Nun, mein Freund?", fragte er. „Du interessierst dich für die Sklavin? Eine aus deinem Volk sogar... Wie viel ist sie dir wert?"
Der Medile zwang sich in einer übermenschlichen Anstrengung zur Ruhe. Sein Herz klopfte wild. Seine Finger zitterten. Er musste sich beherrschen, um dem Sklavenhändler nicht in das breite Gesicht zu
Weitere Kostenlose Bücher