2129 - Der Gewährsmann
durch ein kleines Fenster herein. In den Sonnenstrahlen tanzte der Staub, vor allem dann, wenn Bleu sich bewegte. Er hatte auf dem Rücken gelegen. Jetzt drehte er sich auf die Seite - und schrie im nächsten Moment auf. Ein halbes Dutzend kleinwüchsiger, krötenähnlicher Stadtbewohner schrak auf. Sie hatten vor der Liege gekauert und offenbar darauf gewartet, dass er erwachte.
Die Wunden! Er hatte sie völlig vergessen. Jetzt stellte er fest, dass beide verbunden waren. Die Armwunde hatte zu bluten aufgehört, und die Beinwunde schien nicht entzündet zu sein. Sie schien fachmännisch behandelt worden zu sein.
Wem hatte er das zu verdanken? Dem schwarzen Fremden?
Unwillkürlich fuhr seine Hand in die Brusttasche, in der er den Chip aufbewahrte. Er war noch da.
Niemand hatte ihn während seiner geistigen Abwesenheit ausgeraubt.
Einer der Kleinwüchsigen kam mit seltsam hölzern wirkenden Bewegungen, tatsächlich fast wie eine Kröte, an die Liege gehoppelt und reichte ihm mit beiden Händen eine Schale.
„Trink das!", quäkte er. „Hom-Barla hat gesagt, es würde dir gut tun."
„Hom-Barla?", fragte der Medile. „Ist das...?"
„Ja", sagte das Wesen. „So nennt sich dein Retter. Er hat dich in unsere Obhut gegeben, denn er kann selbst nie lange an einem Ort bleiben. Er kämpft überall in Caikango für die Gerechtigkeit." Der Kleinwüchsige stieß einen unbeschreibbaren Laut aus. „Wir wissen nicht, was das ist, die Gerechtigkeit, aber wir glauben daran, dass Hom-Barla gegen das Böse kämpft."
„Das Böse?", fragte Cefu.
„Alles, was unser Leben unerträglich macht. Alles, dem wir gehorchen müssen", antwortete das Wesen.
Bleu Cefu trank, und tatsächlich fühlte er sich bald besser. Verloren geglaubte Kräfte kehrten zurück.
Seine Wunden pochten, aber es war das Pochen der Gesundung. Noch neun Tage! Er konnte es schaffen.
Er musste zum Raumhafen. Besser hätte er ihn nach der Landung des Beiboots nie verlassen. Aber wie kam er jetzt dahin? Und vor allem: Sein Geld reichte bestimmt nicht für eine Passage nach Toko-Ro.
Bisher hatte er mehr Glück gehabt, als er sich hatte vorstellen können. Eben noch hatten Valenter ihn gefangen genommen und in einem Gefängnis interniert. Mit dem Abtransport zur Folterwelt Sivkadam war jederzeit zu rechnen gewesen, und ein Verhör auf diesem Planeten hätte mit Gewissheit zu seinem Tod geführt. Denn jeder Gewährsmann des Trümmerimperiums, der über gewisse Kenntnisse verfügte, war konditioniert zu sterben, bevor er unter Folter oder Medikamenten Geheimnisse verriet.
Darauf war Bleu Cefu innerlich vorbereitet gewesen. Er hatte gewusst, dass dies geschehen konnte, bevor er seinen Auftrag annahm, die Botschaft zu überbringen.
Dann aber waren die fremden Befreier gekommen. Er wusste nicht viel mehr über sie, als dass es sich bei ihnen um Humanoide handelte, vermutlich um die zwei Meter groß. Ihre Verbündeten waren noch größer und besaßen lange pendelnde Arme; dazu kam sogar ein Echsenwesen.
Mit dem Reich hatten sie wahrscheinlich nichts zu tun. Zwar hatten sie die meisten der Befreiten verhört, sie aber ansonsten gut behandelt.
Mit allem hatte Bleu Cefu gerechnet, nur nicht damit, dass man sie nach Shurriks brachte und einfach freiließ und sie darüber hinaus noch mit Barmitteln ausstattete. Normalerweise war es zu wenig, um den Planeten zu verlassen, aber ausreichend, um eine Weile in Caikango unterzutauchen. Und wenn man Glück hatte und es geschickt anfing, so, wie Cefu es eigentlich vorhatte, konnte man schnell die doppelte Summe daraus machen.
„Gib uns deine Bekleidung!", sagte der Sprecher der Kleinwüchsigen. „Sie ist schmutzig von den Abfällen, in die du gefallen bist. Sie stinkt, riechst du das nicht? Wir werden sie für dich waschen und trocknen. In zwei Stunden hast du sie zurück."
Der Medile zögerte. Der Krötenähnliche hatte Recht. So konnte er sich nirgends sehen lassen, am allerwenigsten beim Raumhafen. Also nahm er den Chip aus der Tasche und zog das Gewand aus. An einigen Stellen war es zerrissen und zerschnitten, und am Arm klebte das gelbe Blut.
„Danke", sagte das Wesen und nahm das Bündel in Empfang. „In zwei Stunden bin ich wieder hier.
Die Sonne brennt heiß vom Himmel und wird den Stoff schnell getrocknet haben. Wenn du mich inzwischen brauchst, frage nach Guar."
Bleu Cefu nickte. Guar verließ mit einigen seiner Artgenossen den Raum. Nur zwei von ihnen blieben zurück und musterten den Medilen
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