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213 - Aruulas Grab

213 - Aruulas Grab

Titel: 213 - Aruulas Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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schätzte, dass es im Harem an die hundert Frauen gab. Die meisten verhielten sich völlig gleichgültig ihnen gegenüber. Das war durchaus von Vorteil.
    In den Aufenthaltsräumen, in denen Frauen auf weichen Kissen saßen, Brettspiele spielten, sich die Zeit mit Schwatzen, Lesen, Basteln von Öllämpchen und dem Trinken von Kafi oder Tee vertrieben, stießen die drei Eindringlinge auf zwei mit Krummsäbeln bewaffnete Soldaten, die eine große, mit blauen Ornamenten versehene, zweiflügelige Tür bewachten.
    »Dahinter müssen die Geschichtenerzählerinnen sein«, flüsterte Aruula. »So weit sind wir also schon mal gekommen. Aber wie geht’s nun weiter?« Die drei setzten sich in eine Nische auf weiche Kissen und steckten die Köpfe zusammen.
    Aruula kicherte hin und wieder albern. Zwei Frauen, die versuchten, Kontakt mit ihnen aufzunehmen, ignorierten sie.
    Schulterzuckend entfernten sie sich wieder.
    Nun war guter Rat teuer. Sie wussten von Hadban, dass nur Oinucken und die Gäste des Padischahs Zutritt in das Reich der Geschichtenerzählerinnen hatten. Um einen der Oinucken zu imitieren, musste Grao ihn aber gesehen und gehört haben.
    »Wir töten die Soldaten an der Tür«, schlug Daa’tan vor.
    »Das schaffe ich ohne Probleme.«
    »Mit Sicherheit«, erwiderte Grao. »Und was machen wir mit den mindestens zwanzig Frauen hier, die sofort Alarm schlagen würden?«
    Daa’tan schwieg beschämt, als er sich seines unüberlegten Geredes bewusst wurde. Aruula seufzte innerlich, sagte aber nichts.
    Plötzlich kam Unruhe auf. Die Frauen starrten zu einer Tür seitlich der bewachten, die offen stand. Zwei Männer traten ein. Bei dem einen handelte es sich um einen märchenhaft schönen Mann, bei dessen Anblick Aruula der Atem stockte.
    Er war groß gewachsen und muskulös, dabei aber beweglich und geschmeidig wie eine Katze. Leicht geschlitzte, verträumt wirkende Augen blickten aus einem schmalen, edel geschnittenen Gesicht, das zudem von prächtigen schwarzen Haaren, die dem Mann bis auf die Brust fielen, gerahmt wurde.
    Die Art, wie er den Kopf bewegte, zeigte sofort, dass es sich um einen Herrscher handelte. Saad?
    Ja, es war der Padischah, denn alle Frauen verbeugten sich mit vor der Brust gekreuzten Armen tief vor ihm. Aruula tat dies ebenfalls und stieß Daa’tan an, dem diese Ehrenbezeugung sichtlich schwer fiel. Nur zögernd neigte er den Kopf.
    Dann musterte Aruula die Männer wieder. Bei dem zweiten handelte es sich um einen ziemlich beleibten, älteren Mann mit Turban und geradezu geckenhafter, bunter Kleidung. Damit schlug er den Schönling um Längen, denn dieser trug lediglich ein blaues Wams, das in einem knielangen Pluderrock endete und eine gelbe, ärmellose, mit silbernen Stickereien verzierten Weste darüber. Der Dicke musste einer der Oinucken sein, offensichtlich Saads Vertrauter.
    Der Padischah ging durch den Raum und sah die Frauen freundlich an. Sie erwiderten sein Lächeln und senkten verschämt den Blick, wenn er an ihnen vorbei schritt. In einigen Gesichtern glaubte Aruula blanke Enttäuschung zu sehen.
    Der Kriegerin stockte fast das Herz, als Saad ausgerechnet vor ihr stehen blieb. »Lüfte deinen Schleier«, befahl er. »Ich will dein Gesicht sehen.«
    Aruula tat zuerst, als verstehe sie nicht. Deswegen trat der Oinucke an sie heran und hob ihren Schleier an. Aruula lächelte verschämt. Und lauschte nach seinem Geist. Der Dicke erstarrte, als er sie sah. Misstrauen machte sich in ihm breit.
    Wie Aruula in seinen Gedanken las, hieß er Hassan und war für die Beschaffung der Kadinas verantwortlich. Nun suchte er verzweifelt in seinem Gedächtnis nach Aruulas Bild, denn sie war ihm gänzlich unbekannt.
    Hab ich sie vielleicht im Opuum-Rausch eingekauft?, dachte er. Ohne Zweifel ist sie eine Schönheit. Also kein Grund zur Sorge. Saad kann nicht enttäuscht sein.
    Aruula atmete heimlich durch. Der Oinuck dachte nicht im Traum daran, dass sie sich hier eingeschlichen haben könnte.
    Es war ja auch zu unwahrscheinlich.
    Saad hob ihr Kinn mit seinem Zeigefinger an und legte den Kopf leicht schräg. »Du bist neu in meinem Harem, nicht wahr? Du siehst wunderschön aus, Kadina. Ich sehe Stolz und Wildheit in deinen Augen, als wärst du einst eine Kriegerin gewesen. Du wirst mir heute die Nacht versüßen, meine kleine Wonnespenderin.«
    Er wandte sich an Hassan. »Eine sehr, sehr gute Wahl, Hassan. Wo hast du sie aufgetrieben?«
    »Äh, äh, nun… sie müsste von einem Sklavenschiff aus Euree

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