2130 - Der Wurm der Aarus
hineingesteigert hatten. In ihnen lebte immer noch das Erbe der Jäger und Räuber, ein mächtiges aggressives Potential, das irgendwann nicht mehr zu bremsen war, wenn es sich zu einem bestimmten Level hochgeschaukelt hatte. Der Hass zwischen Cheplin und Vaikiri war ein offenes Geheimnis.
Allerdings war diese Feindschaft auch ihr Antrieb. Beide Aarus waren ehrgeizig. Vaikiri war in der Pflicht, den Wert seiner Genetischen Linie unter Beweis zu stellen. Cheplin hingegen musste seinen Makel, ein Unmarkierter zu sein, mit einer soliden Schicht an Leistungen überdecken. Beider Ausbildung bestand aus einem fortwährenden Konkurrenzkampf, bei dem jeder ständig aufs Neue beweisen wollte, dass er der Bessere war.
So vergingen die Jahre, und Cheplin konnte es kaum mehr erwarten, endlich die Theorie in die Praxis umsetzen zu dürfen. Bisher hatte er alle Prüfungen mit Auszeichnung bestanden, wofür er nicht zuletzt seiner Lehrerin Firanca dankbar war. Sie richtete zwar nie mehr ein privates Wort an ihn und tat meist so, als würde sie ihn nicht kennen, aber sie ließ es nicht zu, dass ihre Gefühle die Objektivität beeinflussten. Sie sorgte dafür, dass Cheplin dieselben Chancen wie die anderen erhielt.
Allmählich schien man auch an höherer Stelle festzustellen, dass die Vorurteile gegenüber seiner Herkunft eher schädlich als nützlich waren, denn Cheplin zeigte sich in allen Disziplinen als hoch begabt. Manche begannen zu rätseln, wie das möglich sein konnte, nachdem man seit Jahrtausenden eine sorgfältige selektive Zucht Hochbegabter verfolgte. Einen solchen „Ausreißer" hatte es nie zuvor gegeben. Andererseits durfte man nicht die Folgen einer jahrtausendelangen Inzucht, auch unter den Unmarkierten, außer Acht lassen. Vielleicht war Cheplin zum Sammelbehälter für besondere Begabungen geworden?
Jedenfalls, und das war ein tiefer Schlag für Vaikiri, hörten die Familien der Ruu, der Sikara und der Fisst auf, dem Unmarkierten das Wasser aus dem Becken zu schöpfen. Sie waren zu der Auffassung gekommen, dass eine solche Begabung besser gefördert denn unterdrückt werden sollte - um sie für eigene Zwecke zu benutzen. Lediglich die Vika spannen weiter ihre Intrigen, denn sie sahen ihre elitäre Stellung bedroht. Vaikiri wusste das nicht, aber er half kräftig mit, das Land trockenzulegen, denn dies war die einzige Möglichkeit, seinen Hass auf Cheplin zu befriedigen. Er stand allein.
Die Gruppe verhielt sich auch anders. Cheplin hatte sich durch seine Leistungen bei den anderen Achtung verschafft. Sie gingen zwar nicht so weit, Freundschaft mit ihm zu schließen, aber sie schlossen ihn nicht mehr aus.
Es war eine sehr schwierige Zeit für Schüler und Ausbilder - aber sie konnten dafür großartige Erfolge vorweisen. Die künftige Führungsmannschaft des Wurms würde sicherlich viel Ehre und gute Geschäfte einbringen.
*
Endlich war es so weit: Ein Besuch in einer der sechs gewaltigen Fabriken stand an. Zufälligerweise war es genau die, in der Susa ihre Ausbildungszeit absolviert und mit Bravour abgeschlossen hatte. Sie arbeitete momentan noch dort als Technikerin, hatte aber schon einen guten Posten in der Flottenbasis in Aussicht.
Die beiden hatten sich in den vergangenen Jahren nicht mehr sehr oft gesehen, da sie sehr beschäftigt waren. Vor allem Cheplin war ein wenig eigenbrötlerisch geworden. Susa wollte nicht zu sehr mit seinem „Vaikiri-Konflikt" konfrontiert und belastet werden. Die letzte Begegnung lag tatsächlich schon ein Jahr zurück.
Als sie Cheplin nun wiedersah, staunte Susa nicht schlecht. Er war groß geworden, fast schon zu voller Länge ausgewachsen, und muskulös. Von seinem früheren Hang zur Dicklichkeit war nichts mehr zu sehen; was vielleicht daran liegen mochte, dass er kaum mehr Gelegenheit zu einem Naschausflug hatte. Er wirkte gelassen und selbstbewusst, keineswegs mehr so schüchtern und zurückhaltend wie früher.
Vom Äußerlichen her stand er Vaikiri jedenfalls nicht mehr viel nach; wobei der Vika zu seiner weiterhin attraktiven Gestalt noch eine autoritäre Ausstrahlung gewonnen hatte, die beeindruckte - ob man wollte oder nicht.
Susa übernahm die Führung durch die Fabrik; wie überall im Wurm gab es auch in ihr nichts Überflüssiges oder Überholtes. Die Fabriken sicherten einen Großteil des Einkommens, denn sie waren für die bestmögliche Variabilität ausgerüstet.
Die Aarus brachten den Völkern von Tradom entlang ihrer Flugroute ihre
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