2130 - Der Wurm der Aarus
technischen Dienstleistungen und konnten praktisch alle Anforderungen erfüllen. Selbstverständlich nur bis zu einer gewissen Stufe, soweit es die Inquisition der Vernunft gestattete.
So vielfältig waren deshalb die Anforderungen und Aufgaben, die den Technikern gestellt wurden.
Routinearbeiten wurden automatisch erledigt, für die Techniker blieben genug abwechslungsreiche Tätigkeiten übrig. Keiner konnte je behaupten, dass seine Arbeit langweilig wäre. Aufträge gab es immer genug, und die Fristen waren manchmal knapp, so dass mehrere Schichten gefahren werden mussten. Aber damit hatte keiner ein Problem, da es sowieso keine festen Zeiten gab und Aarus nicht viel Schlaf brauchten. Eine kurze Tiefschlafphase, manchmal am Arbeitsplatz, regenerierte schnell und machte wieder fit.
Nach dem Fabrikbesuch standen Einzelgespräche an, denn die Ausbildung würde bald in die nächste Phase übergehen - zur Spezialisierung. Die Lehrer nahmen dieses Gespräch sehr ernst; entsprechend ausführlich war es und dauerte so lange, bis jeder zufrieden war und eine Entscheidung getroffen hatte.
Sehr zu Cheplins und Vaikiris Erstaunen wurden sie beide zusammen zu ihrem Ausbilder gerufen - und Lehrerin Firanca war ebenfalls anwesend.
„Eure Leistungen sprechen für sich", kam der Lehrer ohne Umschweife zur Sache. „Technik, Navigation, Mathematik - das ist eure Welt. Weniger habt ihr es mit der Biologie, Medizin und anderen Wissenschaften.
Zweifelsohne werdet ihr daher eine Laufbahn in der obersten Führungsschicht für den Wurm einschlagen."
„Das steht ja wohl außer Frage!", sagte Vaikiri.
Cheplin schwieg, seine Balkennase wölbte sich verdutzt leicht nach oben. So schnell war die Zeit schon vergangen? Wenn er ehrlich war, hatte er noch nie darüber nachgedacht, was er tatsächlich einmal werden wollte. Gewiss wollte er einmal als Scout tätig sein, aber nicht für immer. Und dann?
Bei Vaikiri war es klar. Er wollte ganz nach oben. Aber Cheplin?
„Du schweigst?", wandte der Ausbilder sich an Cheplin.
„Ja, denn ich weiß nicht, welche Möglichkeiten mir offen stehen", antwortete Cheplin höflich und schob damit den Entscheidungszwang von sich.
„Nun, dann sollten wir gestehen, dass keiner von uns bisher so weit gedacht hat", meldete sich Firanca zu Wort.. „Und ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass das auch bei dir der Fall ist."
„Keinesfalls kann er mir gleichgestellt werden!", zischte Vaikiri. „Ab jetzt gelten nicht nur die Leistungen, sondern ebenso die Herkunft. Vergesst das nie! Ein Unmarkierter darf nicht in die Schiffsführung, sonst werden die gesamte Vergangenheit und das sorgfältige Zuchtprogramm zur Lüge!"
„Wir werden sehen, Vaikiri. Zunächst möchte ich wissen, welche Spezialisierung jeder von euch anstrebt."
„Navigator natürlich!", antwortete Vaikiri sofort.
Cheplin stimmte zu. „Ja, denn der nächste Schritt ist der Scout. Dieses Ziel verfolge ich ganz sicher."
„Habt ihr uns deshalb zusammen kommen lassen?", beschwerte sich der Vika. „Damit ich mir dieses Geschwätz eines Unmarkierten anhören muss?"
„Nein, es betrifft euch beide", übernahm Firanca das Reden. „Ihr habt beide hervorragende Leistungen gezeigt, und Cheplin hat sich den Aufstieg mehr als verdient. Sei still, Vaikiri, du weißt genau, dass er nach wie vor der Bessere von euch beiden ist. Das Problem ist, dass du nicht damit fertig wirst."
„Ihr beide habt das Problem eures Hasses", fuhr der Ausbilder fort. „Als Navigatoren werdet ihr zum ersten Mal Zugang zur Kommandokuppel erhalten. Dort werdet ihr eure Eignung zur Schiffsführung unter Beweis stellen - und dagegen spricht bereits jetzt etwas."
Diesmal zog es sogar Vaikiri vor zu schweigen.
„Über die Jahre hinweg habt ihr in unsere Gruppe viel Unruhe gebracht. Es war ein ständiger Nervenkrieg, bei dem jeder darauf bedacht sein musste, den schwelenden Funken zwischen euch nicht zur Explosion zu bringen." Firanca verschränkte die Arme. „Fachlich seid ihr gut, ohne Frage, aber wenn ihr jemals in den Stand eines Rescoten, eines Offiziers, erhoben werden wollt, müsst ihr erheblich mehr soziale Kompetenz zeigen als jetzt. Ihr denkt zu sehr an euch, seid nur auf euren Ehrgeiz und die gegenseitige Abneigung fixiert. Das muss aufhören! Das hier ist kein Wettlauf, der irgendwann mit einem Sieger und einem Verlierer endet. Wenn ihr in die Schiffsführung wollt, müsst ihr in der Lage sein, Verantwortung zu tragen und eure eigenen Interessen
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